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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Schwellungen deuteten darauf hin, dass ihr die Verletzungen kurz vor ihrem Tod zugefügt worden waren. Das hieß wenige Minuten oder auch eine Stunde.
      Dr. Lester erklärte sich die Splitter in Knien und Füßen damit, dass die Leiche möglicherweise über einen Holzboden geschleift wurde und dass nur diese Körperteile damit in Berührung gekommen waren. Scarpetta widersprach, nur wenige Holzböden seien so rau, dass man sich daran Splitter zuziehen könne, außer das Holz sei unbehandelt.
      »Sie werden mich nicht dazu bringen, einen Unfall auszuschließen«, beharrte Dr. Lester eigensinnig. »Fesselspiele, Schläge, Auspeitschungen, noch heftigere Schläge. Und manchmal geraten die Dinge eben außer Kontrolle.«
      »Was ist mit einem Kampf?« , wandte Benton ein. »Wie passt das zu Ihrer Unfalltheorie?«
      »Die Leute winden sich und schreien vor Schmerzen. Das habe ich auf den Videos gesehen, die Profiler wie Sie gern bei Sitzungen vorführen«, entgegnete Dr. Lester. Die Furche zwischen ihren Augenbrauen vertiefte sich und schien ihre Stirn zu teilen. »Paare schalten die Kamera ein, ohne zu ahnen, dass ihre perversen Rituale zum Tod führen werden.«
      »Wärst du so nett, dir die Fotos anzuschauen?«, wandte sich Scarpetta an Benton. »Die vom Tatort. Lass uns ein paar Dinge näher betrachten.«
      Nachdem er den Umschlag von einer Theke genommen hatte, breiteten sie die Fotos aus, die das Badezimmer zeigten. Sie wies ihn auf eine Aufnahme hin, auf der der Frisiertisch abgebildet war. Der ovale Spiegel darüber hing leicht schief.
      »Die Verletzungen an ihren Beinen wurden durch mäßige bis heftige stumpfe Gewalt mit einem flachen, scharfkantigen Gegenstand verursacht«, begann sie. »Vielleicht der Rand des Frisiertischs und die Schublade darunter? Möglicherweise hat der Täter sie vor den Frisiertisch gesetzt. Das könnte erklären, warum alle Verletzungen vorn sind und mitten am Oberschenkel beginnen. Hinten oder am Oberkörper wurde nichts gefunden. Auch nicht am Gesäß, das normalerweise die meisten Schläge abkriegt.«
      »Wissen Sie, ob die Polizei am Tatort eine Waffe sichergestellt hat, mit der man ihr diese Blutergüsse und Abschürfungen hätte zufügen können?«, erkundigte sich Benton bei Dr. Lester.
      »Mir hat man nichts gesagt«, erwiderte sie. »Allerdings wundert es mich nicht. Wenn der Täter die Würgefessel vom Tatort entfernt hat, hat er die Schlagwaffe vielleicht ebenfalls mitgenommen. Offen gestanden, würde ich eher auf einen Mord tippen, wenn sie vergewaltigt worden wäre. Aber nichts deutet darauf hin. Keine wunden Stellen, keine Risse, kein Sperma ... «
      Scarpetta kehrte zur Rollbahre zurück und richtete den Scheinwerfer auf das Becken der Toten.
      Dr. Lester beobachtete sie. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich Abstriche genommen habe.«
      Allmählich klang sie gereizt, so als müsste sie sich rechtfertigen.
      »Ich habe mir auch erlaubt, einige Objektträger anzufertigen und sie unter dem Mikroskop auf Sperma zu untersuchen«, fuhr sie fort. »Nichts. Alle Proben wurden ins DNA-Labor geschickt, und Sie kennen die Resultate. Meiner Ansicht nach hat kein Geschlechtsverkehr stattgefunden, was nicht heißt, dass es nicht beabsichtigt war. Ich finde, wir sollten uns zuerst vergewissern, dass wir es nicht mit einvernehmlichem Sex zu tun haben, einem Vorspiel, zu dem eine Fesselung gehörte.«
      »Wurde am Tatort ein Gleitmittel sichergestellt? Vielleicht im Bad oder neben dem Bett, was ein Hinweis wäre, dass es dem Opfer gehört hat? Im Polizeibericht habe ich, wie gesagt, nichts davon gelesen«, meinte Scarpetta.
    »Angeblich nein.«
      »Nun, das ist aber ausgesprochen wichtig«, entgegnete Scarpetta. »Wenn es in ihrer Wohnung kein Gleitmittel gab, heißt das, dass der Täter es mitgebracht haben muss. Außerdem kann es aus einer Vielzahl von Gründen trotzdem zum Geschlechtsverkehr oder zumindest zu einem Versuch gekommen sein, obwohl kein Sperma vorhanden war. Zuerst fällt mir da Impotenz ein, was bei Vergewaltigungen nicht ungewöhnlich ist. Oder der Täter hat sich sterilisieren lassen oder kann keine Samenzellen produzieren. Oder sein Samenleiter ist verstopft. Oder es hat eine retrograde Ejakulation stattgefunden, bei der die Samenflüssigkeit zurück in die Blase und nicht aus dem Penis in die Vagina fließt. Auch manche Medikamente können die Spermabildung hemmen.«
      »Ich möchte Sie noch einmal an meine Worte von vorhin erinnern.

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