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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Es fehlt nicht nur das Sperma. Unter der UV-Lampe war auch keine Samenflüssigkeit zu sehen. Offenbar hat der Täter nicht ejakuliert.«
      »Das Sperma könnte auch tief in der Vagina oder im Rektum gewesen sein«, widersprach Scarpetta. »Ohne eine Sektion oder ein forensisches Glasfasergerät, das UV-Strahlung verwendet, werden Sie das nicht sehen. Haben Sie auch ihre Mundhöhle ausgeleuchtet? Und Abstriche von ihrem Rektum und ihrem Mund genommen?« »Selbstverständlich. « »Schön. Ich würde es mir gern selbst einmal anschauen.« »Nur zu.«
      Je entschlossener Scarpetta klang, desto mehr ließ Dr. Lesters feindselige Abwehrhaltung nach.
      Aus einem Schrank nahm Scarpetta ein originalverpacktes Spekulum. Nachdem sie frische Handschuhe angezogen hatte, führte sie die gleiche Untersuchung des Unterleibs durch, wie sie sonst beim Frauenarzt stattfindet. Sie überprüfte die äußeren Genitalien, stellte keine Verletzungen oder Abweichungen von der Norm fest, und spreizte dann mit dem Spekulum die Vagina, wo sie genügend Gleitmittel für mehrere Abstriche entdeckte. Dieses verteilte sie auf Objektträger und wiederholte die Prozedur dann im Rektum. Anschließend nahm sie Abstriche aus Mund und Kehle, da das Opfer einer oralen Vergewaltigung nicht selten Samenflüssigkeit schluckt oder einatmet.
    »Mageninhalt?«, fragte sie dann.
      »Etwa zwanzig Zentiliter einer bräunlichen Flüssigkeit. Sie hatte seit mindestens fünf Stunden nichts gegessen«, erwiderte Dr. Lester.
    »Haben Sie sie aufbewahrt?«
      »Nicht nötig. Ich habe die üblichen Körperflüssigkeiten auf Drogen untersuchen lassen.«
      »Ich dachte weniger an Drogen als an mögliches Sperma«, entgegnete Scarpetta. »Wenn sie oral vergewaltigt wurde, hätte Sperma im Magen sein können. Oder sogar in der Lunge. Leider können wir nichts ausschließen.«
      Sie nahm ein Skalpell von einem Wagen, legte eine neue Klinge ein und schnitt in die Blutergüsse an Terris Knien. Unter der verletzten Haut konnte sie die zerschmetterten Kniescheiben ertasten. Jede Kniescheibe wies mehrere Brüche auf, eine typische Verletzung bei Autounfällen, wenn die Knie gegen das Armaturenbrett stoßen.
      »Könnten Sie dafür sorgen, dass ich elektronische Kopien sämtlicher Röntgenbilder erhalte?«, sagte sie.
      Als sie in die Blutergüsse an den Oberschenkeln schnitt, entdeckte sie mehr als drei Zentimeter tiefe Risse in den Blutgefäßen, die bis zum Muskel reichten. Mit einem fünfzehn Zentimeter langen Lineal als Maßstab und mit Bentons Hilfe fertigte sie Fotos an und trug die Ergebnisse in Körperdiagramme ein, die sie aus einem der Fächer über der Theke holte.
      Mit einer Pinzette entfernte sie Splitter aus Knien und Fußrücken und legte sie auf einige trockene Objektträger. Anschließend setzte sie sich ans Verbundmikroskop, stellte Beleuchtung und Kontrast ein und schob den Objektträger darunter. Bei einer hundertfachen Vergrößerung konnte sie die Tracheiden - die wasserführenden Zellen des Holzes - erkennen und bemerkte, dass sie an manchen Stellen zerdrückt waren, und zwar dort, wo man Paneele mit einem starken Kleber aneinandergeheftet hatte.
      Die Splitter stammten offenbar von einer Pressspanplatte mit rauer Oberfläche. Wieder betrachteten sie und Benton das Foto von Terris nacktem Körper auf dem Badezimmerboden. Im Hintergrund waren die weiße Marmorplatte mit dem eingelassenen Frisiertisch und ein kleiner Stuhl aus goldfarbigem Metall zu sehen. Die Rückenlehne war herzförmig, die Sitzfläche mit schwarzem Satin überzogen. Auf der Marmorplatte befand sich ein verspiegeltes Tablett mit Parfümflaschen, einer Haarbürste und einem Kamm. Alles bis auf den ovalen Spiegel war ordentlich und kerzengerade ausgerichtet. Als Scarpetta das Foto gründlich mit der Lupe betrachtete, stellte sie fest, dass die Arbeitsfläche dort, wo der Frisiertisch eingebaut war, eine Kante aufwies. Und zwar eine scharfe.
      Sie musterte die anderen, aus verschiedenen Winkeln aufgenommenen Fotos vom Badezimmer.
      »Bei der Ablage rings um das Waschbecken, dem Unterschränkchen und dem Frisiertisch mit der Schublade handelt es sich um ein Einbaumöbel. Wenn du dir das Foto anschaust, das auf Bodenhöhe entstanden ist, siehst du, dass die Unterseite aus weißlackiertem Pressspan besteht und an die geflieste Wand angrenzt. So ähnlich wie bei einem in eine Küchenarbeitsfläche eingelassenen Schreibtisch. Allerdings sind die nicht einsehbaren

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