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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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stammte das Souvenir nicht von einer Leiche, sondern von Benton Wesley. Unsere erste Begegnung fand in meinem Konferenzsaal statt. Als er ging, behielt ich seinen Kaffeebecher. Sie kennen doch diese großen StyroporKaffeebecher von 7-Eleven. Bei mir war es Lust auf den ersten Blick.
    Was haben Sie mit dem Kaffeebecher gemacht?
    Ich habe ihn mit nach Hause genommen, daran geleckt und mir vorgestellt, dass ich ihn schmecke.
    Aber geschlafen haben Sie erst fünf Jahre später mit ihm?
    Das glauben zumindest die anderen. Doch in Wirklichkeit war es nicht so. Ich habe ihn nach diesem ersten Treffen angerufen und ihn auf einen Drink zu mir eingeladen - unter dem Vorwand, wir könnten unter vier Augen über den Fall sprechen. Aber sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, sind wir übereinander hergefallen.
    Wer hat den ersten Schritt gemacht?
    Ich habe ihn verführt. Auf diese Weise war es für ihn moralisch leichter zu rechtfertigen. Immerhin war er verheiratet, während ich geschieden und ungebunden war. Seine Frau war wirklich zu bedauern. Benton und ich waren schon seit fast fünf Jahren ein Paar, als er es ihr endlich gestand. Er hat so getan, als wäre es der erste Seitensprung gewesen, weil ihre Ehe öde und langweilig geworden sei.
    Und niemand wusste davon? Pete Marino? Lucy? Rose, Ihre Sekretärin?
    Ich habe mich immer gefragt, ob Rose einen Verdacht hatte. Es lag daran, wie sie sich verhielt, wenn Benton kam, um einen Fall mit mir zu besprechen, oder wenn ich in meiner Funktion als Beraterin nach Quantico fuhr. Sie ist im letzten Sommer an Krebs gestorben. Also können Sie sie nicht mehr fragen.
    Klingt nicht danach, als ob der täg1iche Umgang mit dem Tod bei Ihnen zu sexuellen Hemmungen geführt hätte.
    Ganz im Gegenteil. Wenn man den menschlichen Körper so oft Zentimeter um Zentimeter untersucht hat, macht einen nichts mehr daran verlegen oder löst Ekel aus. Beim Sex ist alles erlaubt, und es gibt jede Menge auszuprobieren ...
    »Kannst du das an Kay schicken?«, fragte Berger, als die Textpassage abrupt endete. »Damit sie sich die Sache mal ansieht, wenn sie Gelegenheit dazu hat. Vielleicht hat sie ja eine Idee oder einen Vorschlag oder Informationen, die uns fehlen.«
      »Vermutlich stammt das aus einem der sogenannten Interviews vom letzten Thanksgiving«, stellte Lucy fest. »Denen, die sie meines Wissens nach nie gegeben hat. Außerdem würde sie nie solche Dinge sagen.«
      »Mir ist der kreative Umgang mit den Schriftarten aufgefallen. Was hältst du davon?«
      »Terri - oder unser unbekannter Autor - spielt offenbar gern mit Schriften herum«, stimmte Lucy zu.
      Obwohl sie ihr Bestes tat, um sich zu beherrschen, kochte sie vor Wut. Berger spürte das genau und wartete ab. Früher hatte man sich vor Lucy in dieser Stimmung in Acht nehmen müssen.
      »Meiner Ansicht nach steckt etwas Symbolisches dahinter«, fuhr Lucy fort. »Nehmen wir zum Beispiel dieses frei erfundene Interview. Terris Fragen - gehen wir mal davon aus, dass es Terri ist - sind in Franklin Gothic gesetzt und fett. Für die erlogenen Antworten meiner Tante hat sie Arial und eine kleinere Schriftgröße verwendet.«
      »Das heißt symbolisch, dass Terri sich Kay überlegen fühlt«, merkte Berger an.
      »Noch schlimmer als das. Unter den wahren Puristen in der Welt der Textverarbeitung genießt Arial einen sehr schlechten Ruf.« Lucy betrachtete beim Reden den Text. »Die Schriftart gilt als unscheinbar, gewöhnlich, charakterlos und als schamlose Fälschung. Es gibt jede Menge Abhandlungen darüber.«
    Sie wich Bergers Blick aus.
      »Fälschung?«, hakte Berger nach. »Ein Plagiat also? Eine Urheberrechtsverletzung? «
      »Sie wird als Nachahmung der Helvetica betrachtet, die in den fünfziger Jahren entwickelt und bald zur weltweit beliebtesten Schriftart wurde«, erklärte Lucy. »Das ungeübte Auge kann keinen Unterschied zwischen Helvetica und Arial feststellen. Doch für einen Fachmann, etwa einen gelernten Setzer oder einen Grafik-Designer, ist Arial ein Parasit. Und willst du wissen, was das Komische daran ist? Einige junge Designer denken inzwischen, dass die Helvetica von der Arial abgeleitet wurde anstatt umgekehrt. Verstehst du jetzt die Symbolik? Mir zumindest macht sie Angst.«
      »Natürlich verstehe ich sie«, erwiderte Berger. »Sie könnte ein Hinweis darauf sein, dass Terri mit Kay die Rollen getauscht hatte und sich für eine weltweit angesehene Forensikexpertin hielt. Das erinnert

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