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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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keine schlechte Hausfrau«, erwiderte sie. »Hundehaare haben nun mal die Angewohnheit, sich überall hineinzuwinden, so dass man sie kaum noch rauskriegt. Genauso machen Hunde es mit unseren Herzen. Sie graben sich hinein. Ich weiß nicht, wie sie das schaffen. Da muss der liebe Gott seine Hand im Spiel haben, auch wenn viele behaupten, dass Hunde nur seelenlose Tiere sind. Hunde sind gefallene Engel, während Katzen nicht in dieser Welt leben. Sie sind nur zu Besuch hier. Hundehaare können sich wie Splitter in die Haut bohren, wenn man barfuß herumläuft. Ich hatte immer Hunde. Nur zurzeit habe ich keinen. Engagieren Sie sich auch für Ms. Bergers Kreuzzug gegen die Tierquälerei? Ich fürchte, der Bourbon ist mir ein bisschen zu Kopf gestiegen.«
      »Was meinen Sie mit Tieren?«, fragte er, vielleicht, um die Stimmung aufzulockern, auch wenn sie nicht sicher war. »Vierbeinige oder zweibeinige?«
      Sie hielt es für das Beste, ihn ernst zu nehmen. »Ich bin sicher, dass Sie mit den zweibeinigen Tieren genug zu tun haben«, sagte sie, »obwohl ich diesen Ausdruck absolut unpassend finde. Tiere kennen keine Kaltherzigkeit und Grausamkeit. Sie wollen nur geliebt werden, solange sie keine Tollwut oder sonst eine Krankheit haben oder der Jagdtrieb ins Spiel kommt. Doch selbst dann berauben und ermorden sie keine unschuldigen Menschen. Sie brechen nicht in Wohnungen ein, während die Mieter über die Feiertage verreist sind. Nicht auszudenken, beim Nachhausekommen so etwas Schreckliches vorzufinden. Die meisten Mietshäuser in dieser Gegend sind leichte Beute, wenn Sie mich fragen. Keine Portiers, kein Sicherheitsdienst, nur wenige Alarmanlagen. Ich habe auch keine, was Ihnen sicher bereits aufgefallen ist. Aufmerksamkeit gehört schließlich zu Ihrem Beruf. Und wenn ich Sie mir so anschaue, sind Sie sicher schon seit einer Weile im Geschäft. Nein, ich meinte die vierbeinigen.«
      »Welche vierbeinigen?« Ein Lächeln spielte um Marinos Lippen. Anscheinend fand er sie amüsant.
    Es war wahrscheinlich nur Einbildung. Oder der Bourbon. »Entschuldigen Sie, dass ich abgeschweift bin«, meinte sie. »Ich habe einige Artikel über Jaime Berger gelesen. Eine großartige Frau. Wer sich für Tiere einsetzt, ist in meinen Augen ein anständiger Mensch. Sie hat mit einigen dieser grässlichen Zoohandlungen aufgeräumt, die kranke und überzüchtete Tiere verkaufen. Vielleicht haben Sie ihr ja dabei geholfen. Falls ja, danke ich Ihnen sehr dafür. Ich hatte einmal einen Welpen aus so einem Laden.«
      Er hörte mit regloser Miene zu. Je länger er lauschte, desto mehr redete sie und streckte immer wieder die Hand nach dem Bourbon aus. Meist tat sie es dreimal, bis sie schließlich nach dem Glas griff und trank. Inzwischen glaubte sie nicht mehr, dass er sie interessant fand, sondern dass er sie verdächtigte. Dabei waren nur eine oder zwei Minuten vergangen.
      »Ein Boston Terrier namens Ivy«, sagte sie und knetete ein Papiertaschentuch auf ihrem Schoß.
      »Ich habe mich nach einem Hund erkundigt«, meinte er, »weil ich mich gefragt habe, ob Sie oft spazieren gehen. Ein Hund muss schließlich mal Gassi. Beobachten Sie, was sich in Ihrem Viertel so tut? Menschen, die Hunde ausführen, nehmen ihre Umgebung meist sehr genau wahr. Sogar besser als Leute mit Kinderwagen. Das ist eine kaum bekannte Tatsache.« Seine Brillengläser richteten sich auf sie. »Ist Ihnen je aufgefallen, wie viele Menschen beim Überqueren einer Straße den Kinderwagen vor sich herschieben? Wer wird da wohl zuerst überfahren? Hundebesitzer sind mit so etwas vorsichtiger.«
      »Absolut«, erwiderte sie, froh, dass sie nicht als Einzige die Unbesonnenheit bemerkt hatte, mit der Leute, den Kinderwagen voran, stark befahrene New Yorker Straßen überquerten. »Aber nein. Momentan habe ich keinen Hund.«
      Wieder ein langes Schweigen. Diesmal ergriff er zuerst das Wort.
    »Was ist mit Ivy passiert?«, wollte er wissen.
      »Nun, ich war es nicht, die sie in der Zoohandlung an der Ecke gekauft hat. Puppingham Palace. „Wo das Haustier noch König ist“. Es sollte besser „Wo der Tierarzt noch König ist“ heißen, denn die Tierärzte hier im Viertel haben diesem furchtbaren Laden sicher gute Umsätze zu verdanken. Die Frau von gegenüber hat Ivy geschenkt bekommen und konnte sie nicht behalten. Sie hatte Angst vor ihr. Also hat sie sie einfach mir gegeben. Eine knappe Woche später ist Ivy am Parvovirus gestorben. Es ist noch nicht lange

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