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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Jahre nicht gesehen hatte. Doch er verkniff sich die Bemerkung, als ihm klar wurde, dass sie ihren millionenschweren Ehemann und die Stiefkinder nie erwähnte. Überhaupt sprach sie nie über ihr Privatleben. Nicht einmal bei der Polizei kursierten Gerüchte.
      Vielleicht gab es da ja auch nichts zu erzählen. Es konnte durchaus sein, dass mit ihrer Ehe alles zum Besten stand und sie eine Metallallergie entwickelt hatte oder befürchtete, ausgeraubt zu werden. Allerdings hätte sie sich, falls Letzteres zutraf, auch Sorgen um die Blancpain an ihrem Handgelenk machen sollen. Nach Bentons Einschätzung handelte es sich um eine Uhr mit limitierter Auflage, die gut und gern hunderttausend Dollar gekostet hatte.
      »Negative Darstellungen in den Medien und in der Unterhaltungsindustrie«, sprach Berger weiter. »Sie gelten als Idioten und geistig zurückgeblieben. Der Film Wenn die Gondeln Trauer tragen. Die Zwerge in den Märchen. Hofnarren. Und, eigentlich recht passend, der allgegenwärtige Zwerg, der alles, von Cäsars Siegen bis hin zu Moses im Schilf, miterlebt. Oscar Bane hat etwas gesehen und beschuldigt gleichzeitig andere, ihn zu beobachten. Er behauptet, er sei ein Opfer von Nachstellung, Spionage und elektronischer Überwachung. Außerdem sei die CIA beteiligt und quäle ihn im Rahmen eines Experiments oder aus reiner Willkür mit elektronischen Anti-Personenwaffen.«
      »Diese Einzelheiten hat er mir gegenüber nicht erwähnt«, antwortete Benton.
      »Das hat er jedenfalls gemeldet, als er vor einem Monat in meinem Büro angerufen hat. Ich komme gleich noch einmal darauf zu sprechen. Wie schätzt du seinen Geisteszustand ein?«
      »Die Ergebnisse sind erstaunlich widersprüchlich. Der MMPI - Test, der alle wesentlichen Persönlichkeitsmerkmale erfasst, weist auf introvertierte Neigungen hin. Beim Rorschach- Test hat er Gebäude, Blumen, Seen und Berge gesehen, aber keine Menschen. Beim TAT war es genauso. Ein Wald mit Augen und Gesichter im Laub. Alles Anzeichen dafür, dass sich jemand von seinen Mitmenschen absondert. Von tief sitzenden Ängsten, Paranoia, Einsamkeit, Enttäuschung und Furcht. Die Ergebnisse beim Projective-Figure-Drawing-Test, einem Verfahren zur Diagnose von Schizophrenie, waren die eines Erwachsenen. Allerdings hat er wieder keine menschlichen Gestalten gezeichnet, nur Gesichter mit leeren Augen. Ebenfalls ein Hinweis auf Paranoia. Das Gefühl, beobachtet zu werden. Jedoch deutet nichts darauf hin, dass er schon lange an dieser Paranoia leidet. Und das ist der Widerspruch, der mich so beunruhigt. Er ist paranoid, aber meiner Ansicht nach erst seit kurzem«, erklärte Benton.
      »Also fürchtet er sich momentan vor etwas, das ihm real erscheint.«
    »Meiner Meinung nach, ja. Er hat Angst und ist depressiv.« »Und diese Paranoia«, hakte Berger nach, »ist, ausgehend von deiner Erfahrung und der Zeit, die du mit ihm verbracht hast, kein Dauerzustand? Er hat sie nicht schon seit seiner Kindheit? Er könnte doch wegen seiner Kleinwüchsigkeit schon immer paranoid gewesen sein. Vielleicht wurde er verspottet, misshandelt oder diskriminiert?«
      »Diese Kindheitserfahrungen scheinen bei ihm nicht vorzuliegen. Er hatte nur Schwierigkeiten mit der Polizei. Immer wieder hat er mir gesagt, wie sehr er die Polizei hasst. Dich hasst er übrigens auch.«
    »Und dennoch hat er mit der Polizei zusammengearbeitet.
    Sogar sehr bereitwillig. Lass mich raten. Seine hohe Kooperationsbereitschaft wird uns nicht weiterbringen.« Dass Oscar sie hasste, interessierte sie offenbar nicht.
      »Ich hoffe, du wirst Gelegenheit bekommen, mit ihm zu sprechen«, sagte Benton.
      Es hieß, Berger könnte einem Stein ein Geständnis entlocken, wenn das Opfer ein zerbrochenes Fenster gewesen wäre.
      »Mich macht stutzig, dass er plötzlich mit Menschen zusammenarbeiten will, denen er offensichtlich nicht vertraut«, wandte sie ein. »Er hat uns ja mehr oder weniger freie Hand gelassen. Biologische Proben und eine Aussage, solange Kay diejenige ist, die sie ihm abnimmt. Seine Kleidung, sein Auto, seine Wohnung, wenn Kay dabei ist. Warum?«
      »Wegen seiner Ängste vielleicht?«, schlug Benton vor. »Wie ich vermute, will er uns demonstrieren, dass es keinerlei Beweise gibt, die ihn zum Mörder von Terri Bridges machen. Es ist ihm vor allem wichtig, dass Kay ihm glaubt.«
    »Er sollte sich mehr Sorgen um mich machen.«
      »Dir vertraut er aber nicht, nur Kay, und zwar ohne angemessenen Grund, und

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