Kay Scarpetta 16: Scarpetta
weiter?« »Hin und wieder kommt jemand von der Kabelfirma.« Sie schaute aus dem Fenster hinter ihrem Computer. »Oben auf dem Dach steht eine Satellitenschüssel, die ich gut im Blick habe. Hin und wieder beobachte ich jemanden dort oben, der tut, was diese Leute eben so tun.«
Er stand auf und betrachtete durch das Fenster das Flachdach des Gebäudes, vor dem der Streifenwagen parkte. Sein Sakko spannte über den Schultern, obwohl es nicht einmal zugeknöpft war.
»Ich sehe da drüben eine alte Feuerleiter«, stellte er fest, ohne sich umzudrehen. »üb die Handwerker so aufs Dach kommen? Haben Sie jemals jemanden auf der Feuerleiter bemerkt? Keine Ahnung, wie man eine Satellitenschüssel eine solche Leiter hinaufschleppt. Das wäre wirklich nichts für mich. So viel könnte man mir gar nicht bezahlen.«
Er spähte aus dem Fenster in die Dunkelheit. Um diese Jahreszeit ging die Sonne schon um vier unter.
»Über die Leiter habe ich mir noch nie Gedanken gemacht«, erwiderte sie. »Und ich erinnere mich auch nicht, dass jemand dort hinaufgeklettert wäre. Vermutlich gibt es einen anderen Zugang zum Dach. Glauben Sie, der Einbrecher ist über das Dach eingestiegen? üb das in meinem Haus wohl auch möglich wäre?«
Sie blickte hinauf zur verputzten Decke und fragte sich offenbar, was sich dahinter verbarg.
»Im ersten Stock wäre ich eine leichte Beute für einen Eindringling.«
Das Thema schien sie ziemlich zu erregen.
»Auch dieses Haus hat eine alte Feuerleiter«, fügte sie hinzu.
»Erzählen Sie mir von der Frau, die Ihnen den Welpen geschenkt hat.«
Er ließ sich schwer in den Sessel fallen. Das Möbelstück knarzte, als würde es gleich auseinander fallen.
»Ich kenne nur ihren Vornamen, Terri. Sie zu beschreiben ist sehr leicht, denn sie ist ... der richtige Ausdruck lautet vermutlich kleinwüchsig. Nicht Zwerg. Inzwischen weiß ich, dass man dieses Wort nicht benutzen darf. Im Fernsehen wird viel über Kleinwüchsige berichtet, und ich schaue mir die Sendungen gern an, weil schließlich eine von ihnen gegenüber wohnt. Ihr Freund ist auch kleinwüchsig. Blond, gut gebaut, ein attraktiver Mann, wenn er nur nicht so klein wäre. Als ich vor kurzem vom Einkaufen kam, habe ich ihn aus der Nähe gesehen, denn er stieg gerade aus seinem Geländewagen. Ich habe hallo gesagt, und er hat zurückgegrüßt. Er hatte eine langstielige gelbe Rose in der Hand. Daran erinnere ich mich noch sehr gut. Wollen Sie wissen, warum?«
Im breiten Gesicht des Detective regte sich keine Miene, und er blickte abwartend durch seine Brillengläser auf sie.
»Gelb ist die Farbe der Einfühlsamkeit. Rote Rosen sind so abgedroschen. Ich fand es reizend. Die Rose hatte fast die gleiche Farbe wie sein Haar. Als ob er ihr mitteilen wollte, dass er nicht nur ihr Lebenspartner, sondern auch ihr Freund sei. Mich hat das sehr angerührt. Noch nie im Leben hat mir jemand eine gelbe Rose geschenkt. Niemals. Und dabei hätte ich am Valentinstag viel lieber gelbe Rosen bekommen als rote. Gelb ist eine starke Farbe. Der Anblick einer gelben Rose erfüllt mein Herz mit Sonnenschein.«
»Wann genau war das?«
Sie überlegte angestrengt. »Ich hatte ein halbes Pfund mit Honig glasierte Putenbrust gekauft. Soll ich das Rezept heraussuchen? «
»Versuchen Sie, sich zu erinnern.«
»Natürlich. Er besucht sie immer am Samstag, da bin ich ganz sicher. Also muss es am vergangenen Samstag spätnachmittags gewesen sein. Allerdings habe ich ihn schon öfter im Viertel gesehen.«
»Ist er mit dem Auto herumgefahren? Oder spazieren gegangen? Allein?«
»Allein. Mit dem Auto. Im letzten Monat ist es ein paar Mal vorgekommen. Ich gehe jeden Tag mindestens einmal vor die Tür, um mir ein bisschen die Beine zu vertreten und etwas zu erledigen. Wenn es nicht gerade schüttet wie aus Kübeln, muss ich raus. Kann ich Ihnen wirklich nichts anbieten?«
Sie blickten gleichzeitig zum Whiskeyglas.
»Wissen Sie noch, wann Sie ihn zuletzt im Viertel beobachtet haben?«
»Weihnachten fiel auf einen Dienstag. Ich glaube, an diesem Tag habe ich ihn gesehen. Und auch ein paar Tage zuvor. Wenn ich mich recht entsinne, ist er im letzten Monat drei- oder viermal vorbeigefahren. Er war sicher noch öfter hier, ich bekomme ja nicht alles mit und starre ständig auf die Straße. Oh, jetzt habe ich mich ungeschickt ausgedrückt.
Eigentlich wollte ich damit sagen ...«
»Hat er das Haus beobachtet? Ist er langsamer
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