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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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langweiligem Geschwätz, Schilderungen angeblicher Begegnungen und mit dem Mobiltelefon aufgenommenen Fotos, bis sie auf eine vor einigen Stunden gesendete E-Mail stieß. Der Betreff ließ sie aufmerken, löste aber auch Zweifel in ihr aus:
    UNBEKANNTES FOTO ZEIGT MARILYN MONROE IM LEICHENSCHAUHAUS!
    Eine Nachricht war nicht dabei, nur ein Anhang. Shrew lud das Bild herunter, und als es in hoher Auflösung auf ihrem Bildschirm erschien, wurde sie ganz aufgeregt.
    »0 mein Gott«, murmelte sie. »0 mein Gott.«
      Marilyn Monroes nackter Körper lag, zusammengeflickt wie eine Lumpenpuppe, auf einem Autopsietisch aus schimmerndem Edelstahl. Ihr blondes Haar klebte nass an ihrem toten Gesicht, das zwar ein wenig verschwollen, jedoch gut zu erkennen war. Shrew begann, einzelne Stellen zu vergrößern. Ihre Maus klickte wie wild, als sie das Foto gründlich in Augenschein nahm, wie es auch die Fans tun würden. Sie starrte hin, vergrößerte Bildpartien und betrachtete die schrumpelige, schlaffe Haut an den einst so traumhaften Brüsten der Schauspielerin, hervorgerufen durch die scheußlichen, an Eisenbahngleise erinnernden Nähte, die V-förmig von den Schlüsselbeinen bis zum Dekollete verliefen und sich den restlichen, früher so schönen Körper, vorbei an alten Operationsnarben, bis hinunter zum Schamhaar erstreckten. Ihre berühmten Lippen und die blauen Augen waren geschlossen. Und als Shrew die mit ihrer Software höchstmöglich herzustellende Vergrößerung angeklickt hatte, kannte sie die Wahrheit, nach der sich die Welt schon seit so vielen Jahren fragte und die sie unbedingt erfahren musste.
    Ja, nun wusste sie es, und sie konnte es sogar beweisen.
    Nichts leichter als das.
      Sie hatte sämtliche Einzelheiten vor sich. Die Indizien: Das vor kurzem blondierte Haar wies nicht die Spur von dunklen Ansätzen auf. Die makellos gezupften Augenbrauen. Die manikürten Finger- und Zehennägel und die glatt rasierten Beine. Sie war schlank und hatte kein überflüssiges Pfund am Körper.
      Marilyn war, was ihr Aussehen betraf, äußerst gewissenhaft gewesen, hatte gründliche Körperpflege betrieben und bis zu ihrem tragischen letzten Atemzug sehr auf ihr Gewicht geachtet. Also nicht gerade das Verhalten eines Menschen, der an schweren Depressionen litt. Das Foto bewies, was Shrew schon immer vermutet hatte.
      Begeistert machte sie sich an das Verfassen des Textes. Er musste kurz sein. Schließlich war der Chef hier der Schriftsteller, nicht Shrew, weshalb ihre Beiträge zur Website, ganz gleich welcher Art, nie länger als fünfzehn Wörter sein durften.
    MARILYN MONROE ERMORDET! (Schauen Sie genau hin)
    Ein sensationelles, bislang unbekanntes Autopsiefoto beweist zweifelsfrei, dass die Leinwandgöttin Marilyn Monroe zum Zeitpunkt ihres Todes nicht depressiv gewesen sein und keinen Selbstmord begangen haben kann.
       Die Einzelheiten, deutlich zu sehen auf dem Autopsiefoto, aufgenommen am 5. August 1962 in Los Angeles, beweisen unwiderlegbar, dass Marilyn durch eine Straftat, nicht durch einen Unfall oder Selbstmord starb.
    Eigentlich hätte Shrew jetzt besser aufhören sollen. Einundsechzig Wörter, die Zahlen und Satzzeichen nicht mitgezählt, also fast fünfmal so viel wie erlaubt. Aber der Chef würde in diesem Fall sicher eine Ausnahme machen und Shrew zur Abwechslung einmal loben und ihr einen Bonus bezahlen.
      Sie klickte ein Suchfenster an, fand rasch den berühmten Autopsiebericht und die Laborergebnisse von Dr. Thomas Noguchi und las sie sorgfältig durch, auch wenn sie die Bedeutung mancher Wörter und Sätze nicht verstand. Sie schlug »fixierte Lividität«, »ein kleiner ecchymotischer Bereich« und »keine refraktilen Kristalle in Magen oder Zwölffingerdarm gefunden« nach. Und je mehr sie recherchierte, desto größer wurde ihre Empörung.
      Wie hatte eine Horde machtgeiler, egoistischer Weiberhelden Marilyn so etwas antun können! Nun, jetzt brauchte die Welt zumindest nicht mehr zu mutmaßen, was sich damals wirklich abgespielt hatte. Shrews Finger flogen über die Tasten.
    Die streng geheimen Daten aus dem Autopsiebericht stimmen eindeutig mit dem überein, was auf diesem bemerkenswerten Foto klar zu sehen ist. Die nackte und hilflose Marilyn Monroe wurde gewaltsam auf ihr Bett gedrückt (das erklärt die Blutergüsse an ihrer linken Hüfte und unten am Rücken), während ihr die Täter einen Einlauf mit einem stark wirksamen Barbiturat verabreichten.
      Sie starb mit Sicherheit nicht

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