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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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durch eine Überdosis Nembutal, denn in diesem Fall hätte man zumindest Spuren der Pillenkapsel und gelbliche Überreste in ihrem Magen und Zwölffingerdarm finden müssen. Doch es gab keine. Hinzuzufügen ist, dass ihr Enddarm verfärbt und geweitet war, wie man es nach einem Einlauf mit Gift vermuten würde!
      Falls nicht andere, sondern sie selbst sich den Einlauf gesetzt hat - wo waren dann all die leeren Pillenkapseln? Wo war das leere Klistier?
      Nachdem sich das Medikament erst einmal in ihrem Körper befand, hätte sie unmöglich aus dem Haus laufen, die Beweismittel vernichten, zurückkehren, sich ausziehen, wieder ins Bett legen und ordentlich zudecken können. Ein derartiger Einlauf hätte sie sofort in tiefe Bewusstlosigkeit versetzt, und sie wäre rasch gestorben. Sie hat es nicht einmal mehr zur Toilette geschafft! Bei ihrem Tod war ihre Blase voll! Das stand zumindest im Autopsiebericht!
      Marilyn wurde ermordet, weil sie sich weigerte, den Mund zu halten, ganz gleich, wer ihr auch den Befehl dazu gegeben hat!
     
    10
    Von Jaime Bergers Bürofenster im siebten Stock aus blickte man auf die brüllenden Löwen, die als Basrelief in die Granitfassade des Gebäudes gegenüber eingemeißelt waren.
      Sie hatte gerade zufällig aus diesem Fenster geschaut, als Flug 11 der American Airlines mit einem ungewöhnlich lauten Dröhnen tief am wolkenlos blauen Himmel erschien und in den Nordturm des World Trade Center einschlug. Siebzehn Minuten später traf eine zweite Maschine den Südturm. Ungläubig hatte Berger zugesehen, wie die beiden Symbole der Macht, die sie nun schon seit so vielen Jahren täglich vor Augen hatte, brennend in sich zusammensackten, so dass sich Asche und Schutt über die Südspitze von Manhattan senkten. Sie war sicher gewesen, dass das Ende der Welt angebrochen war.
      Seitdem fragte sie sich, was wohl geschehen wäre, wäre sie nicht an jenem Dienstagmorgen in New York gewesen. Wenn sie nicht in diesem Büro gesessen und mit Greg telefoniert hätte, der ohne sie nach Buenos Aires geflogen war, weil sie einen wichtigen Prozess hatte - an den sie sich heute kaum noch erinnern konnte.
      Sie hatte immer irgendeinen unbeschreiblich wichtigen und anschließend rasch vergessenen Fall, während Greg mit seinen beiden Kindern aus erster Ehe die Sehenswürdigkeiten dieser Welt besichtigte. Nach einer Weile hatte er entschieden, dass es ihm in London am besten gefiel, und sich dort eine Wohnung genommen. Schließlich stellte sich heraus, dass er dort auch noch eine Geliebte hatte. Er hatte die junge englische Anwältin vor einigen Jahren in Bergers Büro kennen gelernt, wo sie während eines besonders zeitaufwendigen Prozesses einige Wochen lang hospitierte.
      Berger hatte keinen Verdacht geschöpft, wenn die junge Anwältin und Greg zusammen zum Essen gingen, während sie selbst schuftete, bis die Zeiger von der Uhr abfielen. Diese Formulierung stammte von Greg.
      Und so war sie die ahnungslose Ehefrau gewesen, bis Greg eines Tages im letzten Winter unangemeldet in ihrem Büro erschienen war, um sie zum Mittagessen einzuladen. Sie waren zu Fuß zum Forlini's gegangen, dem Lieblingslokal von Strafrechts- Matadoren und Politikern. Dort saß sich das Ehepaar an einem Tisch inmitten von dunkelgetäfelten Wänden unter düsteren Ölgemälden aus der Alten Welt gegenüber. Er hatte ihr nicht gesagt, dass er eine Affäre hatte, und zwar schon seit Jahren, sondern nur verkündet, er wolle sich von ihr trennen. In diesem Moment musste Berger ausgerechnet an Scarpetta denken. Und dafür gab es einen nahe liegenden Grund.
      Das Forlini's benannte seine Tische nach einflussreichen Stammgästen, und der, an dem Berger und Greg saßen, trug den Namen von Nicholas Scoppetta, inzwischen Direktor der New Yorker Feuerwehr. Als Berger den Namen Scoppetta an der Wand sah, fiel ihr Kay Scarpetta ein, die an Bergers Stelle gewiss sofort von dieser albernen, mit altrosafarbenem Leder bezogenen Bank aufgestanden wäre, um empört das Restaurant zu verlassen. Scarpetta hätte sich niemals diesen offensichtlichen Lügen und der Demütigung ausgesetzt.
      Doch Berger hatte sich weder von der Stelle gerührt noch protestiert. Nein, sie hörte so höflich und beherrscht wie immer zu, als Greg die abgedroschene Begründung vortrug, er liebe sie nun einmal nicht mehr. Und zwar schon seit dem 11. September, vermutlich als Ergebnis einer posttraumatischen Belastungsstörung, obwohl er am Tag des Terroranschlags

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