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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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gar nicht in New York gewesen war. Doch die ständigen Wiederholungen in den Nachrichten ließen ihm das Ereignis so real erscheinen, als hätte er es selbst miterlebt.
      Er hatte hinzugefügt, die weiter andauernde Krise in Amerika - insbesondere, was seine Investitionen auf dem Immobiliensektor und den starken Wertverlust des Dollar anging quäle ihn auf unerträgliche Weise, weshalb er nach London ziehen werde. Aus diesem Grund wünsche er sich eine diskrete Scheidung - je diskreter und harmonischer sie abliefe, desto besser für alle Beteiligten. Berger hatte sich erkundigt, ob womöglich eine diskrete andere Frau im Spiel sei. Sie wollte wissen, ob er noch einen Funken Ehrgefühl im Leibe habe. Er entgegnete, diese Frage sei ohne Bedeutung, wenn ein Paar einander nicht mehr liebe. Dann hatte er Berger in unmissverständlichen Worten an den Kopf geworfen, sie habe schließlich auch andere Interessen, und damit nicht die beruflichen gemeint. Berger hatte keinen Einspruch erhoben, nicht protestiert, ja, nicht einmal versucht zu beweisen, dass sie das Eheversprechen niemals gebrochen, sondern höchstens einmal mit dem Gedanken daran gespielt hatte.
      Nun war Berger diskret geschieden, diskret wohlhabend und diskret einsam. An diesem Nachmittag war ihre Büroetage menschenleer. Schließlich handelte es sich um einen Feiertag. Oder einen Krankentag, je nachdem, wie ausgiebig man Silvester gefeiert hatte. Allerdings hatte Berger keinen Grund, zu Hause zu bleiben. Es gab immer etwas zu tun. Und da ihr Ex jenseits des großen Teichs lebte, seine Kinder erwachsen waren und sie keine eigenen hatte, saß sie nun allein in diesem Art-deco-Gebäude aus kaltem Stein, nur einen Katzensprung vom Ground Zero entfernt. Sogar die Telefonzentrale war unbesetzt.
      Als um fünf Uhr nachmittags, genau vierundzwanzig Stunden nachdem Oscar Bane seiner eigenen Aussage zufolge in Terri Bridges' Backsteingebäude eingetroffen war, das Telefon läutete, griff Berger deshalb selbst zum Hörer. Sie wusste genau, wer es war.
      »Nein, nicht im Konferenzsaal«, sagte sie zu Lucy. »Wir sind nur zu zweit. Wir erledigen das in meinem Büro.«
    Oscar starrte auf die Uhr, die - geschützt von einem Plastikgehäuse - an der Wand hing, und schlug dann die gefesselten Hände vors Gesicht.
      Gestern um diese Zeit hätte Terri ihm die Tür öffnen sollen. Vielleicht hatte sie es ja getan. Vielleicht aber sagte er auch die Wahrheit, und sie war bereits tot gewesen. Der Minutenzeiger der Wanduhr ruckte auf eine Minute nach fünf.
    »Hatte Terri Freunde?«, erkundigte sich Scarpetta.
      »Im Internet«, erwiderte Oscar. »So nahm sie Kontakt zu Menschen auf und fand heraus, ob sie ihnen trauen konnte oder nicht. Das wissen Sie doch. Warum tun Sie das? Weshalb geben Sie es nicht einfach zu? Wer hindert Sie daran?« »Ich habe keine Ahnung, was ich zugeben soll.« »Dass Sie Instruktionen erhalten haben.«
      »Was bringt Sie auf diesen Gedanken? Welche Instruktionen sollen das denn sein?«
      »Schon gut«, seufzte Oscar gereizt. »Ich habe dieses Spiel allmählich satt. Doch ich erzähle es Ihnen trotzdem. Ich muss glauben, dass Sie mich schützen wollen und dass Sie mir deshalb ständig ausweichen. Also werde ich es so hinnehmen und Ihre Frage beantworten. Terri lernte andere Menschen im Internet kennen. Als kleinwüchsige Frau lebt man gefährlich.«
      »Und wann haben Sie sich das erste Mal persönlich getroffen und eine Beziehung angefangen?«
    »Nachdem wir uns ein Jahr lang Mails geschickt hatten.
    Wir stellten fest, dass wir beide zu derselben Veranstaltung in Orlando wollten. Einem Kongress des Amerikanischen Verbandes der Kleinwüchsigen. Erst da wurde uns klar, dass wir beide an Achondroplasie leiden. Nach Orlando sind wir öfter miteinander ausgegangen. Das habe ich Ihnen ja schon vor drei Monaten erzählt.«
      »Und warum haben Sie sich von Anfang an immer in ihrer Wohnung gesehen?«
      »Ihr gefiel es dort am besten. Sie ist sehr ordentlich und sauber, beinahe zwanghaft.«
    »Hat sie befürchtet, Ihre Wohnung könnte schmutzig sein?«
    »Für sie war es fast überall schmutzig.«
    »Litt sie an einer Zwangsstörung? Einer Bakterienphobie?« »Wenn wir unterwegs gewesen waren, verlangte sie beim
    Nachhausekommen, dass wir beide sofort duschten. Anfangs dachte ich, dass es ihr um Sex ging, was ich in Ordnung fand, denn es war schön, zusammen mit ihr zu duschen. Dann jedoch wurde mir klar, dass Hygiene das Thema war. Ich musste

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