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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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sie mitgenommen. Drittens: Sie trug zu Hause grundsätzlich keine Schuhe. Aber das erscheint mir seltsam und wenig plausibel. Ein Mensch, der an einem Ordnungswahn und Putzfimmel leidet, geht doch nicht barfuß. Auch zum Bademantel hat sie Pantoffeln an. Außerdem trägt jemand mit einer zwanghaften Furcht vor Schmutz und Bakterien ganz sicher einen Slip.«
      »Ich wusste nicht, dass sie zwanghaft war«, erwiderte Benton.
    Scarpetta stellte fest, dass sie sich verplappert hatte.
      »Wie dir bekannt ist, hat Oscar Bane während der Untersuchung nicht über sie gesprochen.« Benton würde ihr diese Indiskretion nicht durchgehen lassen. »Ich hatte keinerlei Hinweis darauf, dass Terri zwanghaft oder auch nur übertrieben auf Sauberkeit und Ordnung bedacht war. Abgesehen davon, was man auf den Fotos erkennt. Und, ja, man merkt, dass sie sehr ordnungsliebend gewesen sein muss. Das lässt sich aus den Aufnahmen schließen, allerdings nicht, dass sie an einer Zwangsstörung litt. Falls es also unwahrscheinlich ist, dass sie barfuß und ohne Höschen herumlief, müssen wir wieder von einem Täter ausgehen, der Souvenirs mitgenommen hat. Und das lenkt den Verdacht von Oscar Bane ab. Dass er Gegenstände vom Tatort entfernt haben und dann wieder eilig zurückgekehrt sein soll, um die Polizei zu empfangen, finde ich ziemlich an den Haaren herbeigezogen.«
    »Da stimme ich dir zu.«
      »Du hältst Oscar Bane nicht für den Täter, richtig?«, fragte Benton.
      »Ich denke, die Polizei sollte sich nicht darauf festlegen, dass der Mörder ein - ich zitiere - geisteskranker Zwerg ist, der im Gefängnistrakt hinter Schloss und Riegel sitzt. Das ist jedenfalls meine Meinung«, entgegnete sie.
      »Oscar Bane ist nicht geisteskrank - ein hässliches Wort, aber ich benutze es trotzdem. Er leidet nicht an einer Persönlichkeitsstörung und ist weder ein Soziopath noch ein Narzisst oder ein Borderliner. Der SCID-Test hat eine Neigung zu Aggressivität und Vermeidungsstrategien ergeben, und offenbar gibt es da ein Ereignis, das seine Paranoia ausgelöst und sein Bedürfnis verstärkt hat, sich vom Rest der Menschheit abzusondern. Kurz gesagt, er fürchtet sich vor etwas und weiß nicht, wem er trauen kann.«
      Scarpetta dachte an die CD, die Oscar angeblich in seiner Bibliothek versteckt hatte.
    In Murray Hill schlenderte Marino eine dunkle, von Bäumen gesäumte Straße entlang und versuchte, die Welt mit den Augen eines Gewaltverbrechers zu betrachten.
      Das Backsteinhaus, in dem Terri Bridges gewohnt hatte, stand zwischen einem Spielplatz und einer Arztpraxis, die beide letzte Nacht geschlossen gewesen waren. Gegenüber, neben dem zweistöckigen Gebäude, in dem ihre kauzige Nachbarin lebte, befanden sich ein französisches Bistro und eine Bäckerei, letzte Nacht ebenfalls nicht geöffnet. Marino hatte das überprüft und sich gründlich im Viertel umgeschaut und war zu demselben Schluss gelangt wie Morales: Niemand hatte beobachtet, wie Terri ihrem Mörder die Tür geöffnet hatte.
      Selbst ein zufällig vorbeikommender Passant hätte beim Anblick eines Menschen, der die Vortreppe hinaufging, läutete oder die Tür aufschloss, keinen Verdacht geschöpft. Marinos Vermutung nach hatte der Täter sich versteckt, bis er sicher sein konnte, dass die Straße menschenleer war, und das brachte ihn wieder zu Oscar Bane.
      Falls er Terri letzte Nacht wirklich hätte umbringen wollen, hätte es keine Rolle gespielt, ob jemand ihn sah. Immerhin war er ihr Freund und bei ihr zum Essen eingeladen. Zumindest hätte das vermutlich jeder angenommen. Also war es ein schlauer Schachzug gewesen, seinen Jeep Cherokee direkt vor ihrer Haustür zu parken, eine Alltäglichkeit, wenn man keine bösen Absichten hegte. Nach seinem Gespräch mit Bacardi war Marino ganz sicher, mit welcher Art von Verbrechen er es hier zu tun hatte. Die Tat war genau das, wonach es auf den ersten Blick aussah - ein vorsätzlicher Sexualmord, verübt von einem Täter, der stets Fesselungswerkzeuge, ein Gleitmittel und ein Fußkettchen aus zehnkarätigem Gold dabeihatte.
      Entweder war Oscar unschuldig, oder es würde ziemlich schwierig werden, ihn zu überführen. Schließlich hatte er einen plausiblen Grund gehabt, gestern am späten Nachmittag in Terris Wohnung zu erscheinen. Alles deutete darauf hin, dass Terri ihn zum Essen eingeladen hatte und einen romantischen Abend plante. Außerdem lieferte der Tatort keine brauchbaren Beweise, da sich überall, auch auf

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