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Kay Susan

Titel: Kay Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Phantom
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Welt sollte ich jetzt machen, nachdem ich dem einzigen Menschen auf dieser Welt begegnet war, den ich nicht einfach von den dunklen Pfaden meiner Einsamkeit fernhalten konnte? Ihn zu mir nach Hause einladen?
Das konnte ich nicht. Es war unmöglich. Undenkbar. Wir lebten nicht mehr in der gleichen Welt. Es gab keine Ebene, auf der wir uns heute, nach mehr als fünfundzwanzig Jahren, noch treffen konnten.
»Haben Sie Mazenderan freiwillig verlassen?« fragte ich vorsichtig.
Nadir lachte.
»Sagen wir, man lud mich nicht gerade zum Bleiben ein. Meine Besitztümer wurden beschlagnahmt, aber in Anerkennung meiner königlichen Abstammung gewährte man mir eine kleine Pension aus der kaiserlichen Schatulle. Sie hat ausgereicht, um den Geschmack an Opern zu pflegen. Ich habe eine Dauerkarte und gehe hin, so oft ich kann.«
»Sie haben keine Loge?« fragte ich bestürzt.
»Aber nein, natürlich nicht, ich bin kaum . . . «
»Sie werden unverzüglich eine bekommen. Ich spreche sofort mit der Direktion.«
Er sah mich verwirrt an.
»Mit der Direktion?«
Verdammt! Was war in mich gefahren, das zu sagen?
»Ich habe in der Oper einen gewissen Einfluß«, fuhr ich behutsam fort.
»Einfluß?« Ich sah, wie sein Gesichtsausdruck sich veränderte.
»Ich war einer der ersten Bauleute«, erklärte ich hastig. »Ich habe das Haus gebaut.«
»Oh, ich verstehe.« Er entspannte sich und lehnte sich zurück. Der Anflug von Angst wich einem erfreuten Ausdruck. »Ein solches Meisterwerk der Ingenieurskunst muß Ihnen viele weitere Aufträge eingebracht haben.«
»Es war keine Ingenieursleistung«, erwiderte ich kühl, »es war ein Akt der Liebe. Ich hatte kein Interesse an weiteren kurzfristigen Verträgen auf dieser Erde, nachdem der Bau fertig war.«
Ich wußte nicht, warum ich so redete. Hatte ich den Verstand verloren?
Zum Glück hielt die Kutsche in der Reihe vor der Rotunde, und ich öffnete die Tür und winkte ihm auszusteigen.
Auf dem Pflaster blieb er stehen und drehte sich überrascht um, als ich keine Anstalten machte, ihm zu folgen.
»Gehen Sie heute doch nicht in die Oper?« fragte er verwirrt.
»Ich gehe nie in die Oper, außer in meiner offiziellen Funktion.«
»Aber Ihre offiziellen Pflichten sind doch sicher seit der Fertigstellung des Baues beendet.«
»Von einigen Pflichten ist man nie entbunden«, sagte ich.
Ich sah, wie seine behandschuhte Hand auf der Kutschentür sich versteifte. Der Argwohn in seinen dunklen Augen war jetzt ganz unverkennbar.
»Erik, ich mag die Art nicht, wie Sie darüber reden. Ich habe ein ganz ungutes Gefühl dabei.«
»Sie sollten sich beeilen«, sagte ich, seine Worte ignorierend. »In fünfzehn Minuten hebt sich der Vorhang, und ich habe es eilig, nach Hause zu kommen.«
»Wo wohnen Sie?« fragte er plötzlich.
»Das geht Sie und alle anderen Lebenden nichts an.«
»Aber es ist in der Nähe«, beharrte er. »Sie wiesen den Kutscher an, zur Oper zu fahren, bevor Sie mich erkannt hatten. Es muß also in der Nähe sein.«
Ich zuckte verächtlich die Achseln.
»Noch immer Polizist, Nadir? Noch immer der ewige Bluthund, der eine Spur verfolgt? Alte Gewohnheiten wird man schwer los, nicht wahr?«
»Glauben Sie nur nicht, daß Sie mich mit Ihrem Sarkasmus verwirren können«, gab er zurück. »Warum sollten Sie mir auf so merkwürdige Art Ihre Adresse verschweigen? Habe ich Ihr Vertrauen nicht verdient?«
Unter der Maske biß ich mir auf die Lippen, bis ich Blut schmeckte.
»Ich empfange nie Besucher«, sagte ich.
»Erik«, sagte er mit unverhohlener Besorgnis, »was verbergen Sie vor mir? Was haben Sie getan?«
Ich beugte mich auf meinem Sitz vor und fixierte ihn mit einem eisigen Blick.
»Wir sind hier nicht in Mazenderan«, sagte ich kalt. »In diesem Land haben Sie keine Polizeigewalt. Und jetzt hören Sie mir zu, hören Sie mir gut zu. Folgen Sie mir nicht! Ich warne Sie ernsthaft. Jeder, der ohne mein Wissen versucht, sich Zugang zu meinem Haus zu verschaffen, wird das bitter bereuen. Und Sie sollten inzwischen wissen, daß meine Warnungen nicht zu mißachten sind. Erinnern Sie sich an den Skorpion. Denken Sie an den Skorpion und halten Sie sich von meinem Haus fern, verstehen Sie, Nadir? Halten Sie sich fern!«
Seine Hand glitt vom Türknauf, und wie in Trance trat er zurück. Er versuchte nicht, die Kutsche am Anfahren zu hindern, doch obwohl ich wußte, daß mein Geheimnis für heute nacht sicher war, empfand ich keine Zufriedenheit.
Schon einmal hatte er sich aus meiner Kontrolle befreit,

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