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Kay Susan

Titel: Kay Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Phantom
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prügeln, wenn du dich je wieder in der Öffentlichkeit so aufführst.«
Ich ballte die Fäuste und starrte in wahnsinnigem Trotz zu ihm auf.
»Ich will nicht, daß man mich sieht . . . Ich will nicht, daß man mich anstarrt . . . Ich will nicht, ich will nicht!«
Gewiß würde er mich jetzt umbringen. Er würde mit seiner riesigen Faust zuschlagen und mich für meine selbstmörderische Frechheit zu Brei zermalmen. Verzweifelt wartete ich auf das Ende, das mich erlösen würde, aber er schlug mich nicht wieder. Statt dessen betrachtete er mich gedankenvoll, als messe er jede Verletzung meines Körpers und wäge sie ab gegen die Zeit, wann er mich wieder würde ausstellen können.
»Ich könnte dich knebeln«, murmelte er langsam vor sich hin. »Es ist das Geschrei, das den Schaden anrichtet. Das schreckt die Frauen ab und macht der Menge angst. Ja, ich denke, das nächste Mal werde ich dich knebeln. Schläge hast du bald vergessen, aber ein Knebel wird deinen Trotz brechen, da bin ich ganz sicher.«
Am nächsten Tag zogen wir weiter. Ich wußte nicht, wohin, und es war mir auch gleich; Zeit und Ort hatten jede Bedeutung für mich verloren. Aber er hielt sein Versprechen. Als ich wieder ausgestellt wurde, hatte ich einen Knebel aus Kork im Mund und stand gefesselt in einem aufrecht stehenden Sarg, in einer Stellung, die es mir unmöglich machte, mich zu bewegen. Diesmal war ich still, und niemand beschwerte sich oder verlangte sein Geld zurück.
Ich war ein ungeheurer Erfolg, wie Javert mir zufrieden mitteilte, als er an diesem Abend kam, um mich zu füttern wie einen dressierten Hund. Wenn ich gelernt hätte, vernünftig zu sein, würde er den Knebel entfernen und mir erlauben, meinen Unterhalt etwas bequemer zu verdienen. Ich sah zu, wie er den Schlüssel in seine Tasche steckte und heiter pfeifend davonging.
Der Wind pfiff in dieser Nacht um die Gitterstäbe meines Käfigs, als ich dalag, dem gelegentlichen Bellen der Lagerhunde lauschte und haßte . . . haßte!
    Der Knebel besiegte mich, wie Javert vorhergesehen hatte. Seine Gewalt und Grausamkeit verbargen eine angeborene Schlauheit, eine rohe, instinktive Art von Weisheit, die ihm neue und subtilere Methoden zeigte, um mit Aufruhr fertigzuwerden. Es dauerte nicht lange, bis ich gelernt hatte, daß ich meine Leiden durch meine eigene Halsstarrigkeit nur steigerte; und obwohl ich innerlich noch immer vor Ekel zitterte, wenn die Menge sich um meinen Käfig drängte, lernte ich, die schweigende Gleichgültigkeit eines dumpfen Tieres zur Schau zu tragen. Das war es, was sie sich wünschten, was sie sehen wollten: ein Tier, eine Kuriosität – eine Sache!
    Mein wanderndes Gefängnis führte mich kreuz und quer durch Frankreich, von einem Jahrmarkt zum anderen. Ich wurde gehalten wie ein Tier, bis ich genügend Gehorsam und Resignation heuchelte, um glauben zu machen, mein Widerstand sei endgültig gebrochen. Meine Mutter hatte mich gelehrt, mich wie ein Gentleman zu verhalten, Ansprüche an meine Person zu stellen und mich höflich zu benehmen. Ich konnte es nicht ertragen, wie ein Tier zu leben.
    Ich flehte, aus dem Käfig gelassen zu werden, um Dinge zu erledigen, die Abgeschiedenheit erforderten, und diese Bitte amüsierte Javert – das ungehobelte Schwein! – derart, daß er mich persönlich freiließ und bei meinen Verrichtungen mit gezückter Pistole Wache stand. Ich wußte, wenn ich irgendeinen Fluchtversuch unternähme, würde er schießen – nicht, um mich zu töten (dafür war ich ein zu kostbares Ausstellungsstück), sondern um mich so weit zu verkrüppeln, daß ich nicht weit kommen würde.
    Als ich saubere Kleider verlangte, lachte er laut auf und sagte, er habe noch nie von einem Leichnam gehört, der es mit seinem Totenhemd so genau nehme.
    »Als nächstes verlangst du wohl einen Anzug«, schnaubte er. »Hör auf mit deinem Gemecker! So, wie du bist, lockst du genug Leute an.«
    Ich drehte mich langsam um und sah ihn an.
»Ich könnte noch mehr anlocken«, sagte ich, von meiner Verzweiflung zu plötzlicher Kühnheit getrieben. »Ich könnte doppelt so viele Leute anlocken – wenn es sich auch für mich lohnen würde.«
Er senkte die Pistole und winkte mich näher heran. Seine Geldgier ließ ihn neugierig werden.
»Was soll das heißen?« fragte er vorsichtig. »Du bist das häßlichste Geschöpf, das je auf Gottes Erdboden erschienen ist. Das ist dein Schicksal und mein Glück. Warum sonst sollte jemand dafür bezahlen, dich zu sehen, wenn

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