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Kay Susan

Titel: Kay Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Phantom
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ausgehöhlt hat, den letzten Fehler, der meine Tochter tötete und mir einen einzigartigen Knaben raubte.
    Erik . . . jetzt kann ich sagen, was ich nicht aussprechen konnte in jener Nacht, in der Lucianas erkaltende Hand in meiner lag und überwältigende Trauer mich betäubte. Du hattest keine Schuld an ihrem Tod. Welche Schuld auch immer bestanden haben mag, ich habe sie schon lange auf mich genommen.
    Du warst das Kind meiner Phantasie, der Sohn, den Gott mir vorenthielt. Soviel Schönheit war in deiner Seele, Erik, soviel Schönheit, die jetzt wegen der Narrheit eines alten Mannes wohl nie das Tageslicht erblicken wird.
In Dunkelheit bist du zu mir gekommen. Und in Dunkelheit bist du wieder gegangen. NADIR
1850–53
1. Kapitel
    Ashraf war eine großartige Palastruine. Im Laufe der Jahrhunderte hatten die riesigen Umfassungsmauern sechs verschiedene königliche Residenzen beherbergt, alle zu ihrer Zeit wunderbar angelegt mit steinernen Terrassen, Wasserfällen, hübschen Pavillons. Doch nachdem die Halle der Vierzig Säulen niedergebrannt war, wurde wenig getan, um die üppige Pracht früherer Jahre wiederherzustellen. Ein Hauch von schäbigem Verfall hing auch über dem Garten des Serails. Auf dem riesigen Gelände wuchsen Orangenbäume und gigantische Zypressen in einem Dschungel aus Wildblumen und Unkraut. Der Teheraner Hofstaat begab sich jeden Winter für einige Zeit hierher in die Meeresprovinz Mazenderan, doch im Frühling und Sommer erfolgten nur seltene, kurze Besuche. So litt die Gegend für einen großen Teil des Jahres unter der Verwahrlosung, die typisch ist für verlassene Besitztümer. Ich hatte immer gefunden, daß das eine Schande war. Mazenderan ist ein Ort großer natürlicher Schönheit und hätte von seinen kaiserlichen Herren mehr Beachtung verdient. Es hieß, der neue Schah beabsichtige Veränderungen. Da er mir eitler und vergnügungssüchtiger erschien als seine Vorgänger, hielt ich es für recht wahrscheinlich, daß er bald eine Residenz fordern würde, die seiner Stellung besser entsprach als diese zerfallenden Überreste einer rühmlichen Vergangenheit.
    Dies war das zweite Mal in einer Woche, daß ich eine Aufforderung erhalten hatte, mich in den Palast zu begeben. Wieder einmal ging ich mit zitterndem Herzen hin und fragte mich, welcher neue unangenehme Auftrag mir auferlegt werden würde. Selbst in dieser entlegenen tropischen Gegend waren wir nicht immun gegen die religiösen Unruhen, die es in der Hauptstadt gegeben hatte. Die Hinrichtung des Bab im Juli hatte den Unmut des Volkes nicht beendet, sondern nur geschürt, mit dem Ergebnis, daß der Name Babi zum bequemen Etikett für alle Abweichler und zur ausreichenden Entschuldigung für deren Beseitigung wurde. Babi-Aktivitäten wurden von überallher gemeldet, und als Polizeichef hatte ich erlebt, daß meine Gefängnisse aus den Nähten platzten, bis die Hinrichtungen ihre eigene Form von Erleichterung brachten. Die stinkenden, verwesenden Leichname waren öffentlich ausgestellt worden als Warnung an jene, die noch immer versucht sein mochten, ihre Gotteslästerungen zu äußern. Kein Wunder, daß die Fliegenplage in diesem Jahr besonders schlimm war.
    Ich hatte nie verlangt, Daroga von Mazenderan zu werden, und ich muß gestehen, daß es Zeiten gab, wo ich dachte, ich würde als untergeordneter Sekretär viel ruhiger schlafen. Es gab Hunderte von uns Prinzen in Persien; wir alle durften aufgrund der wenigen edlen Blutstropfen in unseren Adern behaupten, kaiserlicher Abstammung zu sein. Die Schahs hatten immer ein außerordentliches Talent zur Vaterschaft an den Tag gelegt, und deswegen hatte von jeher himmelschreiender Nepotismus gewuchert. Bis jemand starb und einen Posten freimachte, der meiner bedauernswert zimperlichen Natur besser entsprach, würde ich Daroga von Mazenderan bleiben müssen. Ich hatte ein bescheidenes Anwesen, eine Frau und eine achtbare Stellung in der Gesellschaft zu unterhalten und konnte es mir nicht leisten, in bezug auf meine Beschäftigung im Dienst des Königs besonders wählerisch zu sein. Der Posten des Polizeichefs verschaffte mir eine gute Pension und brachte mich oft genug an den Hof, um ein wachsames Auge auf die nächsten Blutsverwandten zu halten, die hektisch versuchten, mir mein Amt hinter meinem Rücken zu entreißen. Zügellose Korruption und rücksichtslose, hinterhältige Verleumdungen waren das unvermeidliche Ergebnis unseres Regierungssystems. Der persische Hof war kein Ort, wo ein

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