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Kayankaya 4 - Kismet

Kayankaya 4 - Kismet

Titel: Kayankaya 4 - Kismet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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vorne anstellen<. Daß die Jungs und ihr Bordellvati es selbstverständlich genau auf diese Verstrickung angelegt und bei Höttges ordentlich abkassiert hatten, würde ihn weder vor der Öffentlichkeit noch vor der Familie entlasten. Im Gegenteil, in den Augen der Leute wäre er nicht nur ein Perverser, sondern auch noch ein Dummkopf. In meinen Augen war Höttges eine meiner wirklichen Glücksbegegnungen: Als Informationsquelle und direkter Hebel ins Polizeipräsidium hatte er mir in den letzten Jahren bestimmt zu einem Drittel meiner Honorare verholfen.
    Ich drückte noch mal die Mobiltelefon-Wahlwiederholungstaste, zählte wieder bis zum zwanzigsten Tuten, zog mich aus und ging unter die Dusche. Als ich im Bademantel vor Knäckebrot und einer Büchse Sardinen saß, rollten die ersten Donner über die Stadt. Kurz darauf rief Slibulsky an. Wir tauschten uns über unser Befinden aus, und er meinte, abgesehen davon, daß er kaum drei Stunden geschlafen habe und seit zehn Uhr durch die Stadt sause, um irgendwelchen Kram zu besorgen, gehe es ihm nicht schlecht. Nur als er einem seiner Eisverkäufer die schweißnasse Hand geschüttelt habe, sei ihm beim Gedanken an das Verpacken der Leichen kurz übel geworden.
    »Ich eß gerade Sardinen aus der Büchse und bin froh, daß sie keine Köpfe haben«, trug ich meinen Teil zum Thema bei. »Normalerweise mag ich sie lieber ganz.«
    »Hmhm«, machte Slibulsky. »Scheint so, als werden wir’s überleben. Willst du immer noch rauskriegen, wer die zwei waren?«
    »Klar.«
    »Hat dir Gina gesagt, daß du die Bonbons angucken sollst?«
    »Hat sie. Aber sie wußte weder, welche, noch, wo.«
    »Die im bmw natürlich.«
    »Was ist denn an den Bonbons so Besonderes dran?«
    »Ich kenne sie nicht.«
    »So, na ja.«
    »Komm schon, Kayankaya, du weißt doch, daß ich, seit ich nicht mehr rauche, Bonbons lutsche. Und ich habe alle Firmen und Sorten in Deutschland durchprobiert - die kenn ich nicht. Wenn du also rauskriegst, woher die Bonbons kommen… Verstehst du?«
    »Verstehe. Steht nicht zufällig drauf, woher sie kommen?«
    »Das ist ja der Witz. Angeblich sind sie aus Deutschland.«
    »Was ist daran witzig?«
    »Weil sie nicht von hier sind. Höchstens für den Export, aber auch das glaube ich nicht. Ich denke, das ist wie mit meinem italienischen Eis, das kommt auch nicht aus Italien. Aber wer will schon Eis aus Ginnheim.«
    »Deutschland, die Heimat des Zuckerzeugs?«
    »Ist doch egal. Wenn du irgendwo, wo Deutschland ‘n guten Ruf hat, was verkaufen willst, und seien es Bananen, schreibst du eben >Aus deutschen Landen< drauf.«
    »Bananen aus deutschen Landen - okay. Aber wo sollte Deutschland so ‘n guten Ruf haben?«
    »Was weiß ich, in Paraguay. Du bist Detektiv. Falls du dir die Dinger ansehen willst, ich bin ab acht zu Hause.«
    Wir legten auf, und ich aß weiter Sardinen. Draußen begann es zu krachen und zu blitzen, die ersten Tropfen fielen, und bald ging vor meinen Fenstern ein Wasserfall nieder. Als sich das Gewitter eine Stunde später verzog, ließ es einen grauen, tropfenden Lappen über der Stadt zurück.
    Gegen fünf rief ich meine einzige derzeitige Klientin an. Eine Islamforscherin, deren Schäferhund verschwunden war. Ich erzählte ihr, daß ich den ganzen Tag erfolglos in Tierheimen in Kelkheim und Hattersheim verbracht hätte, morgen weitersuchen wolle und Susi bestimmt bald nach Hause brächte. Das erzählte ich ihr seit einer Woche, und bisher gab es Schecks und keine Beschwerden. So mochte ich meine Klienten, sehr reich und sehr plemplem.
    Dann zog ich mir zum ersten Mal seit Wochen regenfeste Kleider an und machte mich auf den Weg zum Bahnhof.
     
    4
     
    Brand im Bahnhofsviertel
    Gegen fünf Uhr morgens brach in der Nähe des Hauptbahnhofs in einem vierstöckigen Altbau Feuer aus. Das Gebäude, in dem sich eine Gaststätte und Büros befanden, brannte bis auf die Grundmauern nieder. Die Feuerwehr konnte die Flammen von den angrenzenden Wohnhäusern fernhalten. Normalerweise hielt sich nachts niemand in dem Haus auf, und soweit bisher bekannt, gab es keine Opfer. Allerdings wird es nach Auskunft der Feuerwehr noch Tage dauern, bis die Aufräumarbeiten beendet sind und man mit letzter Sicherheit von reinem Sachschaden ausgehen kann. Über die Brandursache gibt es bisher keine Erkenntnisse …
     
    Ich stopfte die feuchte Abendzeitung in den Papierkorb und stieg in die Straßenbahn in Richtung von Slibulskys Wohnung. Vier Stunden war ich durchs

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