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Kayankaya 4 - Kismet

Kayankaya 4 - Kismet

Titel: Kayankaya 4 - Kismet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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was für ein phänomenaler Scheißdreck es war, das >Saudade< anzuzünden?«
    »Aber… ich habe nichts angezündet!«
    »Komm, Romario! Heute früh hat der Chef oder Koordinator, oder was immer er bei der Bande ist, das Mobiltelefon der Typen angerufen und gefragt, wo sie blieben. Das heißt, er wußte nicht, daß sie tot sind, und hat also auch niemanden losgeschickt, die beiden zu rächen und deinen Laden niederzumachen. Außerdem bist du lebend rausgekommen. Das wäre dir bei der Armee kaum gelungen.«
    Er tappte unruhig auf der Stelle, hielt sich dabei sehr deutlich die verbundene Hand, als wollte er mitteilen, daß sein Soll, was grobes Umspringen mit ihm betraf, hundertprozentig erfüllt sei. Zwischendurch schielte er immer mal wieder zu den Küchenstühlen, wagte es aber nicht, sich unaufgefordert zu setzen. »…Vielleicht hat jemand ganz anderes das Feuer gelegt. Einer aus den Büros oben oder der Hausbesitzer, um die Versicherungssumme zu kassieren. Oder es war ein Unfall, oder…«
    Ich winkte ab. »Versicherungssumme ist schon okay, aber das war deine Idee. Du warst betrunken, hast gemerkt, daß du deinen vollgebluteten Laden nicht sauber kriegst, und hattest auf einmal den grandiosen Einfall, dich mit einem Schlag von den Schutzgelderpressern zu befreien und dabei noch kräftig zu kassieren. Vielleicht hattest du so was in der Art auch schon länger im Kopf, ‘ne Goldgrube war das >Saudade< ja nun nicht gerade.«
    »Das >Saudade< war wie meine…«
    »Ja, ja, Geliebte. Aber schon seit ‘ner Weile ’ne ziemlich kostspielige. Ist mir auch völlig egal. Was mir nicht egal ist, sind zwei Sachen: Zum einen hasse ich Feuer, und ich hasse Brandstifter, und ganz besonders solche, die den Brand mitten in der Stadt zwischen Wohnhäusern und Gasleitungen legen. Zum anderen glaubte ich, als das brennende >Saudade< vor uns auftauchte, du seist drin und es sei meine Schuld. Das wäre dann der dritte Tote auf meinem Konto gewesen, und der Gedanke war grauenhaft. Absolut zum Kotzen, im wahrsten Sinne des Wortes. Erst als mir mein Hausmeister erzählte, irgendeine Niete hätte versucht mit fremden Schlüsseln in meine Wohnung zu kommen, wurde mir langsam klar, daß du überlebt haben mußt.«
    Romario hatte den Kopf gesenkt und probierte jetzt den verschreckten, von unten nach schräg oben geworfenen Kaninchenblick. Allerdings war er gut zwanzig Zentimeter größer als ich, wodurch er eher wie ein gereizter, sein Geweih aus kreuz und quer stehenden, lackgehärteten Haaren vorschiebender Hirsch wirkte.
    »… Ich wußte nicht, wohin. Vor meiner Wohnung hatte ich Angst, ich steh im Telefonbuch, und wahrscheinlich warten diese Mörder dort schon auf mich. Und außerdem…« Er hob den Kopf und sah mich an, als wollte er sagen: Also gut, hier hast du die Wahrheit, nimm sie und wird glücklich damit, aber vergiß nicht, was für ein feiner Kerl das sein muß, der sie dir, obwohl zu seinem Schaden, einfach so hinwirft. Tatsächlich sagte er: »… hat sich das Feuer so schnell ausgebreitet, daß ich meine Tasche im >Saudade< lassen mußte. Ausweis, Geld, Bankkarten - alles futsch. Ich konnte mir nicht mal ein Hotelzimmer nehmen.«
    »Wieso bist du nicht zur Bank gegangen?«
    »Meine Filiale ist um die Ecke vom >Saudade<, und da wollte ich mich nun wirklich nicht blicken lassen.«
    »Na schön.« Ich wies Richtung Stühle. »Setz dich. Was zu trinken?«
    »Danke. Gerne.« Langsam und umständlich wie ein alter Mann ließ er sich auf einen der Stühle nieder, die verbundene Hand immer schön ins vermeintliche Zentrum meiner Blicke gerückt. »Hast du vielleicht auch was zu essen? Bis auf die Salzstangen hatte ich heute noch nichts.«
    Ich brummte bejahend, stellte Wodka und Gläser auf den Tisch und knallte ihm eine Büchse Sardinen, einen Dosenöffner und die angebrochene Packung Knäckebrot vor die Nase. »Tut mir leid, was anderes hab ich nicht.«
    »Reicht doch völlig«, erwiderte er, während er die Büchse betrachtete, als hätte in seinem Leben selten etwas weniger gereicht. Ich schenkte uns ein, wir tranken, Romario sagte »uii!« und »mein lieber Mann, auf leeren Magen!«, und dann kosteten wir es beide ein paar volle Minuten aus, wie er mit Ellbogen und einer Hand versuchte, die Büchse zu öffnen. Als ich schließlich rüberlangte und ihm das Blech aufhebelte, bedankte er sich überschwenglich, und es fehlte nicht viel, und ich hätte ihm die Büchse samt Offner ins Gesicht geschmissen.
    »Und wie soll’s jetzt

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