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Kayankaya 4 - Kismet

Kayankaya 4 - Kismet

Titel: Kayankaya 4 - Kismet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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ich jetzt sowieso nicht mehr runterkonnte. Ich seufzte und sagte gelangweilt: »Kommen Sie, Ahrens, doch nich so ‘ne Bauerntricks. Erzählen Sie mal lieber, wo Sie die vier Tage waren, als Ihnen der bmw angeblich abhanden kam.«
    Es war tatsächlich nur ein Trick gewesen. Der Ärger, der sich jetzt in seinem Gesicht breit machte, konnte unmöglich daher rühren, daß ich ihn anpflaumte. Das machte ich schon seit zehn Minuten, und bisher war er davon nicht besonders beeindruckt gewesen. Doch eben hatte er sich quasi auf meine Ebene begeben, hatte sich ein vermeintliches Schlupfloch aus der von mir geschaffenen Situation gesucht, anstatt mich einfach rauszuwerfen. Für einen Moment hatte er vor und ich hinter dem Schreibtisch gesessen, und dieser Moment pumpte ihm jetzt das Blut ins Gesicht.
    »Wer bist du?« fragte er, während sich sein Körper auf eine Art anspannte, die mir sagte, daß ich heute nicht mehr viel Zeit in seinem Büro verbringen würde.
    »Unwichtig.«
    »Und für wen arbeitest du?«
    »Im Moment nur für mich.«
    »So«, sagte er, und es klang wie Höchststrafe. Dabei drückte er sich samt Stuhl vom Schreibtisch weg und stützte die Hände auf die Lehnen. »Und was fällt dir Wichser ein, hier reinzulatschen und mich mit irgendeinem Scheißdreck über mein Auto zu belabern?!«
    »Ich weiß, wo es ist, und ich dachte, es interessiert Sie, wie es dahin kam.« Ich verstummte, zupfte ein bißchen an meinem Hemd herum und sah zur Glaswand hinaus auf Industriehöfe und lkws. In die Augen gucken, bis einer den Blick senkt, lag mir nicht so, dafür konnte ich ganz gut Wer-hält-am-längsten-die-Klappe.
    ».. .Und wie kam es dahin?«
    »Eine Truppe, die sich Armee der Vernunft nennt, ist damit rumgefahren und hat Schutzgeld erpreßt. Vorgestern abend mußten zwei der Erpresser den Wagen stehenlassen. Jetzt hab ich ihn.«
    »Ah.« Er riß den Mund auf wie ein Halbstarker und schob mir sein Kinn entgegen. »Und warum hab ich ihn nicht? Meinen Wagen! Er ist mir hier vom Hof weggeklaut worden. Was hab ich mit dieser Armee der Keine-Ahnung-was zu tun?«
    »Vernunft. Ganz einfach: Vernunft.«
    »Interessanter Name.«
    »So interessant nun auch wieder nicht.«
    »Warum?« fragte er und guckte für einen Augenblick richtig neugierig. Mein Gott, wie aus der Psychologie-Beilage einer Illustrierten. Und - Donnerwetter, war ich schnell ans Ziel gekommen. So dachte ich jedenfalls.
    »Wissen Sie, was ich nicht verstehe…« Ich beugte mich vor. »Das ist alles mit soviel Mühe gemacht: Die Verkleidung, der Puder, die Stummheit, der Name - wie konnten Sie so bescheuert sein, das Nummernschild nicht auszuwechseln?«
    Er war im Begriff, sich aus dem Stuhl zu drücken, um wer weiß was zu tun - wahrscheinlich um den Tisch herumzukommen und mich zwischen zwei Fingern zu zerquetschen. Doch plötzlich hielt er inne, seine Schultern sanken zurück, und sein Gesicht nahm einen Ausdruck an, als sei ihm gerade ein ganz besonders hübsches Licht aufgegangen.
    »Mal angenommen, an dem Zeug, das du da redest, is irgendwas dran«, sagte er, und es fehlte nicht viel, und auf seinen Lippen wäre ein Lächeln gewesen. »Warum gehst du damit nicht zu den Bullen? Warum kommst du zu mir? Was willst du eigentlich?« Und als ich nicht gleich antwortete, kam mir sein Kopf entgegen, und ein richtig herzliches Lachen platzte heraus. »Du hast dir doch nicht etwa überlegt, mich zu erpressen? Junge, du hast ja keinen Schimmer!« Er lachte noch ein bißchen, dann lehnte er sich in den Stuhl zurück und betrachtete mich vergnügt.
    »Ich will wissen, wer die zwei waren, die das Auto vorgestern nacht gefahren haben.«
    »Hä?«
    »Die zwei Schutzgelderpresser. Woher sie kamen, wie sie gelebt haben, was sie noch vorhatten.«
    Das Vergnügen wich aus seinem Gesicht. »… Hatten?«
    »Hatten.«
    Zum ersten Mal wurde mir bewußt, wie still es in dem Wüstenreich war. Eigentlich hätten lkw- und Gabelstaplermotoren von den umliegenden Höfen heraufdröhnen müssen. Aber es war nichts zu hören außer einem leisen Klicken. Ahrens ließ den Verschluß seiner Armbanduhr auf- und zuklappen.
    Schließlich sagte er: »Verpiß dich.«
    Es war klar, daß er sich nicht wiederholen würde und daß ich Glück hätte, wenn ich mit heiler Haut davonkäme. Ich stand auf und machte mich auf den Weg zur Tür. Ehe ich die Klinke drückte, drehte ich mich noch mal um. »Ich mein’s ernst. Ich will wissen, wer die zwei waren. Vielleicht reicht mir das, und ich laß Sie in

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