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Kayankaya 4 - Kismet

Kayankaya 4 - Kismet

Titel: Kayankaya 4 - Kismet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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Jacke wünschte.
    »Um was geht’s?« fragte er, und sein harter, blauer Blick stach mir in die Augen. In seiner Hand wippte ungeduldig ein Stift auf und ab.
    »Tag, Herr Ahrens, nett, daß Sie mich empfangen.«
    Er sagte nichts darauf, schob nur abwartend die Lippen vor - und zwar so abwartend, als gebe er mir etwa zwei Sekunden.
    Ich ließ die Hand kreisen. »Hübsch haben Sie sich’s hier gemacht.«
    Keine Reaktion. Er starrte mich unverwandt an. Offenbar war das seine Masche: Gucken wie ein Raubtier und den anderen kommen lassen. Also kam ich.
    »Sagen Sie, ist das so ‘ne Art Naturtherapie, oder haben Sie irgendwas Schizophrenes am Laufen?« Ich zwinkerte ihm munter zu. »Großwildjäger oder Moses oder so was?«
    Der Stift in seiner Hand hörte auf zu wippen, und sein Blick wurde, wenn das möglich war, noch eine Spur stechender.
    »…Ist ja auch egal, Hauptsache, Sie fühlen sich wohl hier, und es stört Sie nicht, wenn die Leute hinter Ihrem Rücken so Gesten machen. Ich frag mich nur, wie das mit Ihren Geschäftspartnern funktioniert? Verlangen die bei Vertragsunterzeichnungen die Anwesenheit eines Arztes?«
    Ohne seine Antwort abzuwarten, deutete ich auf einen Bambusstuhl. »Darf ich mich setzen? Is ‘n langer Weg bis zu Ihrem Schreibtisch.«
    Ich hatte ihn soweit. Er mußte jetzt entweder wirklich was unternehmen, mir an die Gurgel gehen oder den Werkschutz rufen, oder er mußte ein paar Erklärungen springen lassen. Sitzen bleiben und sich weiter anhören, was für ein Knallkopf er sei, ging jedenfalls nicht.
    Je länger die Pause dauerte, desto mehr schlossen sich Handgreiflichkeiten aus. Vielleicht fand er, das sei unter seinem Niveau. Außerdem kam er mir eitel genug vor, um sogar an meiner Meinung über ihn interessiert zu sein. Und tatsächlich sagte er schließlich in einem Ton, als wär’s ihm völlig egal, aber er würd’s mal eben schnell erklären: »Der ganze Stuß hier is für die Weiber, denen gefällt so was, und mir gefallen Weiber - okay?«
    »Ach was. Und das funktioniert?«
    Er winkte lässig in die Runde.
    »Sternzeichen, exotische Länder, Kunsthandwerkscheiß, und alles sieht nach’m Haufen Kohle aus - was glaubst du, was bei Weibern funktioniert? ‘ne Pizza teilen?« Er wartete kurz, ob ich dazu irgendwas zu sagen hätte, bis er sich auf den Tisch lehnte, mir seine dicke braune Hand entgegenstreckte und die Finger auf und ab bewegte wie ein Polizist, der den Ausweis sehen will. »Und jetzt mal ganz fix, was du hier zu suchen hast.«
    »Wie war das mit dem Sitzen?«
    Er schien kurz zu überlegen, dann zuckte er mit dem Kinn Richtung Bambusstuhl. Ich schlenderte die paar Meter hinüber, rückte den Stuhl ein Stück herum, setzte mich behutsam, als wollte ich testen, ob die dürren Streben auch hielten, schlug die Beine übereinander, sah mich noch mal im Saal um und sagte schließlich beiläufig: »Ich frag mich, warum jemand, der sich soviel Mühe mit seiner Büroeinrichtung gibt, in seiner Karre nich mal ‘n kleinen Tiger am Armaturenbrett kleben hat. Oder so ’n witziges Kokosnußkissen auf der Rückbank. Bringen Sie die Damen anschließend nie nach Hause? Muß für die doch wie Tag und Nacht sein, hier raus und rein in einen bmw, der aussieht, als sei er gerade vom Band gerollt. Vielleicht gibt’s ja mal eine, die Sie wiedersehen wollen, die merkt beim Einsteigen doch sofort, daß die Hütte hier totaler Nepp war.«
    Es war kein Donnerschlag an Überraschung, aber für seine Verhältnisse kam doch einige Bewegung in ihn. Er runzelte die Stirn und verschränkte die Arme, und sein kraftraumgestählter Bizeps begann einen stillen, unangenehmen Takt zu zucken.
    »Dabei fällt mir ein«, fuhr ich fort, »bei welcher Gelegenheit ist Ihnen der bmw eigentlich geklaut worden? Und noch interessanter: Wann und wie hat sich der Dieb Ihre Schlüssel dazu besorgt? Ich nehme mal an, selbst jemand, der so wohlgebettet ist wie Sie, läßt eine nagelneue Zigtausend-Mark-Karre nicht mit laufendem Motor vor der Kneipe stehen.«
    Kein Zweifel, unter seiner Fönfrisur tat sich was. Ich lehnte mich bequem in den Stuhl zurück, schaute freundlich und ließ ihm Zeit. Als die Stille anfing, eindeutig gegen ihn zu sprechen, sagte er: »Verstehe«, und plötzlich ging ein kleines dreckiges Lächeln über seine Lippen. »Du bist der Dieb und willst mir den Wagen zurückverkaufen.«
    Eine winzige Sekunde lang fragte ich mich, ob ich vielleicht auf dem völlig falschen Dampfer fuhr, wußte aber, daß

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