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Kayankaya 4 - Kismet

Kayankaya 4 - Kismet

Titel: Kayankaya 4 - Kismet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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Er war zweimal da und hat sich benommen, wie meine Oma es früher von den deutschen Urlaubern erzählt hat.«
    »Mit unangenehmen blauen Augen?«
    »Genau. Guckt immer, als wüßte er nicht, ob er einen ficken oder umbringen will. Vorgestern kam er rein und hat den großen Mann vor versammelter Runde angepfiffen wie den letzten Liegestuhlverleiher. Worum es genau ging, keine Ahnung, ich war in der Küche. Aber ich glaube, in den nächsten Tagen ist irgendein wichtiges Treffen.«
    »Der Chefs?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Mein Onkel hat fürs Wochenende ‘ne Tonne Filet bestellt. Für seine paar Stammsäufer ist die bestimmt nicht.«
    Ich dachte an den Albaner. Nur aus Wut über Ahrens’ hessischen Nasenbrecher hatte ich ihn vorschnell ins Spiel gebracht. Ihm Leute zu liefern, die zur Gangsterei erpreßt wurden und wahrscheinlich lieber heute als morgen damit aufhörten, war ausgeschlossen. Aber irgendwas mußte ich ihm liefern. Dem Albaner konnte ich kein Geschäft anbieten und ein paar Tage später sagen: Tut mir leid, hab mich geirrt. Jedenfalls nicht, wenn ich in derselben Stadt auch in Zukunft mein Geld als Privatdetektiv verdienen wollte. Ein Treffen kroatischer Bosse kam da gerade recht. Wenn es denn stattfand. Und wenn ich erführe, wann.
    »Weißt du, warum sie sich pudern und Perücken tragen und bei den Erpressungen kein Wort sagen?«
    »Befehl von oben. Aber der Grund ist mir auch nicht klar. Ich hab nur mal mitgekriegt, wie einer, der wegen der Hitze die Perücke abgezogen hatte, im Hinterzimmer fix und fertig gemacht wurde. Der Schnickschnack muß den Chefs ganz schön wichtig sein.«
    Schließlich fragte ich ihn noch nach den zwei Bleichgesichtern, die letzten Donnerstag nicht erschienen waren, doch mehr, als daß man sie seitdem nicht mehr erwähnte, konnte er mir nicht sagen. Dann hatten wir beide für diese Nacht ganz offensichtlich genug. Ich bot ihm eine Zigarette an, und wir rauchten erschöpft.
    Nach einer Weile fragte er: »Ich muß mir doch keine Sorgen machen, daß Sie mich reinlegen, oder?«
    »Nicht die Spur. Aber es wäre trotzdem besser, du würdest dir eine andere Arbeit suchen. Es könnte dort bald ziemlich hoch hergehen.«
    »Sie sind lustig. Was meinen Sie, wie viele Jobs hier in der Gegend auf mich warten?«
    Ich zog Stift und Zettel aus der Tasche und schrieb ihm Slibulskys Namen und Geschäftsnummer auf. »Eisverkäufer. Soweit ich weiß, verdient man ganz gut. Ruf da morgen früh an und sag, du kommst von mir, Kayankaya.«
    Ich gab ihm den Zettel. Er warf einen Blick drauf und steckte ihn zögernd ein. »… Danke.«
    »Ich bedank mich. Und wenn dein Onkel oder seine Freunde dir Schwierigkeiten machen, ruf mich an. Je schneller du aus dem Laden raus bist, desto besser.« Ich gab ihm die Hand. »Wir sehen uns bei Slibulsky.«
    Er nickte, und dann schien er sich plötzlich zusammenreißen zu müssen, um nicht laut loszulachen. Wahrscheinlich fing er erst jetzt an zu glauben, daß der Kerl mit der zerschlagenen Fresse und der Pistole in der Sakkotasche ihm heute nacht tatsächlich nichts mehr antat.
    Zehn Minuten später raste ich mit hundert Sachen aus Marilyn Monroes Schwester hinaus, und wenn meine Schultern nicht so kaputt gewesen wären, hätte ich zum Abschied vielleicht den Mittelfinger aus dem Seitenfenster gereckt.
     
    Ich ließ den Wagen im Halteverbot stehen und schleppte mich ins >Mister Happy<. Es war kurz nach drei, und unter der Woche arbeitete um diese Uhrzeit meistens nur noch der Videorecorder. Während die Angestellten in rosa Plüschsofas dösten oder bei Kaffee und Kreuzworträtseln auf einen letzten Kunden hofften, ackerten sich auf einer Großbildleinwand nackte Rudel durch Möbelhauskulissen. Leises, kontinuierliches Stöhnen mischte sich mit ebenso leiser Klaviermusik.
    Ich durchquerte den Saal, grüßte nach links und rechts und fand Deborah wie erwartet in der Küche. Sie aß Schinkenbrote und blätterte mit einer Kollegin Versandhauskataloge durch.
    »Hey, Baby, was ist denn mit dir passiert?«
    Was immer mit mir passiert war, es war jedenfalls kein Grund, sich nicht noch ein bißchen mehr Senf aufs Brot zu schmieren und herzhaft abzubeißen. Mit vollem Mund befand sie: »Sieht nicht gut aus.«
    Deborah alias Helga war eine kleine pummelige Zwanzigjährige aus einem Dorf in Norddeutschland, wo die Würste Pinkel hießen. Sie trug Dauerwelle italian style, Nagellack in den Farben Malibu, Cherry red und Flamingo, Sportanzüge mit möglichst vielen

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