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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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aber nicht bereit, ihm zu trauen.
    Aber so war ihr Leben, und zwar immer schon: bereit oder nicht, es passierte einfach. Das Holz wurde glatter und breiter, bis es letztendlich wie eine Tür aussah. Die Ränder hatten immer noch die Form des Baumes, die Farbe der Borke. Als wäre die Tür in einem Stück aus der Mitte eines riesigen alten Baumstammes geschnitten worden.
    Es gab keinen Griff.
    “Bereit?”, fragte sie Severn.
    Der nickte.
    Sie gab der Tür einen kleinen Stoß, worauf diese sich öffnete.
    Dort, im Rahmen von etwas stehend, das zum größten Teil immer noch Baum war, sah sie einen Raum. Es war ein sehr großer Raum, der von Fackeln in Wandhaltern beleuchtet wurde. Die Halter waren grün wie die Augen eines friedlich gestimmten Barrani.
    Den Boden konnte sie nicht deutlich erkennen, aber die Wände waren dunkel; gebeizt, dachte sie. Holz.
    Sie klammerte sich fester an Severn. Als er zusammenzuckte, grinste sie ihn schief an. “Ich will nicht, dass du zurückbleibst.”
    “Oh. Ich dachte, du wolltest mir nur die Hand brechen.” Sein Lächeln war ihr vertraut. Müder. Älter. Aber im Herzen vertraut.
    Sie traten durch die Tür, einer nach dem anderen, wie zwei Glieder einer sehr kurzen Kette. Kaylin war nicht überrascht, als die Tür hinter ihren Rücken verschwand.
    “Kaylin?”
    “Hmm?”
    “Was hast du im Rauch gesehen?”
    “Worte”, antwortete sie ihm ruhig.
    “Das hatte ich mir schon gedacht.”
    Sie zuckte mit den Schultern. “Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, die Hohen Hallen finden, ich schummele.”
    Er lachte leise. “Oh?”
    “Ich habe dir die Entscheidung überlassen”, sagte sie, ohne zu lächeln. Es gab auch wirklich nicht viel zu lachen.
    Diesmal war es an ihm, mit den Schultern zu zucken. “Es waren meine Erinnerungen.”
    “Nicht nur deine.”
    “Es geht um die Wahl”, erinnerte er sie, das Lächeln war von seinen Lippen verschwunden.
    “Meine Wahl”, sagte sie und schaute ihm in die Augen.
    “Es
war
deine Wahl, Kaylin.” Er runzelte die Stirn. Sie kannte diese Miene gut, doch diesmal galt sie nicht ihr.
    Sie drehte sich um und betrachtete den Raum. Groß? Ja. Der Boden fühlte sich hölzern an, was sie durch die dünnen Sohlen ihrer Schuhe spürte. Kurz überlegte sie sie auszuziehen, doch schnell verwarf sie den Gedanken.
    Mitten im Raum stand ein Tisch. Er war lang und dunkel, aus schwerem, wuchtigem Holz. Die Oberfläche war vollkommen glatt. Zwei Stühle standen einander an den Kopfenden gegenüber. Es war kein Esstisch, es sei denn, es wurde von den Leuten verlangt, mit den Händen von der Tischplatte zu essen. Oh, und ihr eigenes Essen mitzubringen, wenn sie schon dabei waren.
    “Sollen wir uns hinsetzen?”, fragte Severn.
    “Weiß nicht. Es sieht aus …”
    “Wie ein Ort des Krieges.”
    Sie schüttelte den Kopf. “Mit Krieg hat das hier nichts zu tun.” Sie hob eine Hand. “Es gibt eine Tür.”
    Er nickte, war aber wie magisch vom Tisch angezogen. Und wohin Severn ging, folgte sie.
    Der Stuhl bewegte sich fast geräuschlos über den Boden. Da Severn ihn zurückschob, sagte das einiges über den Boden aus. Oder die Stuhlbeine. “Er ist schwer.”
    “Sieht nicht so aus.”
    Er stellte den Stuhl zur Seite. “Sieh dir den Tisch an, Kaylin.”
    Das tat sie und zog die Augenbrauen zusammen. Es gab dort keine Schnitzereien, so wie sie es angenommen hatte. Aber die Linien der Holzmaserung waren … ungewöhnlich. Sie brauchte etwa eine halbe Sekunde, um zu merken, warum: Sie bewegten sich, als wären sie unter der Oberfläche gefangen. Wanden sich umeinander. “Der Tisch gefällt mir nicht”, stieß sie grimmig hervor.
    “Fass ihn nicht an.”
    “Hatte ich nicht vor.” Doch ohne darüber nachzudenken, hatte sich ihre Hand bewegt und blieb Millimeter über der Tischplatte in der Luft hängen. Unter ihrer Hand bildeten sich Worte. Selbst bei dieser merkwürdigen, raschen Bewegung behielt die Maserung ihre Form, zeichnete die Worte nur immer und immer schneller nach, je näher Kaylin mit der Hand kam.
    Sie erkannte sie, auch wenn sie die Worte nicht richtig lesen konnte. “Ich glaube, es sind keine Aufgaben mehr übrig, die sie uns noch stellen könnten”, sagte sie. “Severn … ich brauche beide Hände.”
    “Nein.”
    “Severn …” Sie zögerte. Richtete sich auf. Ihre Ärmel hatten sich auf einem Teil der Tischplatte drapiert und störten sie ungemein. “Kannst du diese blöden Dinger abschneiden?”
    “Der Quartiermeister

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