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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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mir ganz und gar nicht.”
    “Ja, Sir.”
    “Beweg deinen Hintern ins Büro.”
    “Ja, Sir.”
    “
Sofort.”
    Sie unterbrach die Verbindung. “Lach nicht”, sagte sie zu Severn, der tatsächlich leise lachte. “Du hast Streifendienst, und du bist hier und nicht da.”
    Das Lächeln verblasste nicht. “Ich bin nicht du, Kaylin.”
    “Was soll das heißen?”
    “Ich sorge vorher dafür, dass ich keinen Ärger bekomme.” Er langte in die Falten seiner Uniform – er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie auszuziehen – und zog ein aufgerolltes Stück Papier daraus hervor. “Befehl des Falkenlords.”
    “Er hat dir
gesagt
, du sollst mich babysitten?”
    “Ich glaube, das Wort hat er nicht benutzt, nein. Aber meine Pflichten während der Feiertage sind flexibel, was ich ohne Zweifel meinem Mangel an Erfahrung zu verdanken habe.”
    “Soll heißen?”
    “Du hast keine Zeit für die Erklärung.”
    Sie warf ihn auf den Flur hinaus und zog sich an.

4. KAPITEL
    “W as sollst du nicht tun?”
    “Severn, ich habe
keine Zeit
für so was!” Auch wenn Kaylins Wohnung in der Nähe der Hebammengilde, in der Nähe des Ablayne und einigermaßen nahe am ärmeren Markt gelegen war, lag sie alles andere als nah an den Gesetzeshallen. Die nähere Umgebung der Hallen war etwa dreimal teurer, als sie sich mit ihrem mageren Gehalt leisten konnte. Sie hatte sich mit dem abgefunden, was sie haben konnte.
    “Lass es mich noch einmal versuchen. Was sollst du
nicht
tun?”
    “Atmen, wenn ich nicht schnell genug hinkomme!”
    “Aller guten Dinge sind drei”, sagte Severn in einem Tonfall, den man am besten für aufmüpfige Kinder aufbewahrte. In Kaylin sträubte sich alles dagegen.
    “Ich werde den kaiserlichen Magier schon nicht beleidigen. Falls das auf mich wartet. Ich
sollte
ein paar Tage freibekommen.” Sie trat gegen einen Stein. Es tat ihrem Zeh weh. Das Hüpfen auf einem Fuß tat auch nicht viel für die Erhaltung ihrer Würde.
    Aber sie war auch wirklich aus dem Tritt. Severn am Morgen, Severn in ihrem kleinen Bett, Severn an ihrer Seite – das war zu viel, um es mit Würde zu ertragen. Und weil Kaylin und Würde sowieso oft auf verschiedenen Seiten der Stadt lebten, bemühte sie sich nur noch darum, nicht außergewöhnlich launisch zu sein.
    Aber nicht zu sehr – launisch war nach Kaylins Meinung immer noch besser als verwirrt. Sie war so verdammt müde. Wenn Marcus auch nur ein halbes Herz hätte, er hätte sie schlafen lassen, damit sie sich von der Nacht erholen konnte.
    Sie war in einen zerknitterten Übermantel gekleidet. Sie sah aus, wie ein Falke vielleicht aussah, wenn er in einer Kneipe eine Prügelei aufgelöst hatte. Sie hatte ihre Hosen in der verdammten Burg gelassen, und ihre zweitbesten hatten gerade Löcher im Bein. Was nicht ihre Schuld war. Dass jemand versucht hatte, ihr Knie abzutrennen, konnte man als Arbeitsunfall verbuchen.
    Der überaus geizige Mann, den man oft als Quartiermeister bezeichnete, sah das anders.
    Severn runzelte die Stirn.
    Er hatte eine Art, sich zu bewegen, die nach Gewalt aussah, ohne sich wirklich dazu herabzulassen, aber das plötzliche Aufleuchten von Stahl in seiner Hand war trotzdem kein beruhigender Anblick. Steine und Launen waren vergessen, und Kaylin blieb auf der Stelle stehen und ließ eine Hand auf ihre Dolche fallen.
    “Was?”
    “Barrani”, sagte er leise.
    Sie kniff die Augen zusammen. Die Sonne war einfach zu hell, und ihr Mund fühlte sich in etwa so an, als hätte sie eine tote Maus gegessen. Aber während sie sich in Angriffshaltung begab, sah sie den Mann. Fragte sich, wie verdammt müde sie sein musste, um ihn verpasst zu haben: Er trug Rot.
    Und davon nicht wenig, es bedeckte ihn von Schulter bis Fuß in einem langen, teuren Umhang, der die Sonne einfing und damit auch seine Farbe verstärkte. Kaylin hatte einen Namen für Leute, die ihr
Geld
für magische
Kleidung
verschwendeten, aber den wollte sie nicht dort benutzen, wo die betreffende Person sie vielleicht hören konnte, weil Geld und Macht in dieser Stadt so gut wie das Gleiche waren.
    Rot. “Arkanum”, sagte sie in einem Ton, den sie normalerweise für ihren farbenprächtigeren Wortschatz aufsparte.
    “Lord Evarrim”, ergänzte Severn. “Er ist hartnäckig.”
    “Er ist nicht allein.”
    “Ist mir schon aufgefallen.”
    Er hatte vier Wachen bei sich, aber die waren weniger auffällig gekleidet. Wollte man Rüstungen, die unter durchsichtigen Übermänteln

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