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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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hervorschimmerten, als unauffällig bezeichnen. Sie trugen ihr Haar unter breiten Bändern, aber im Stil der Barrani: als Umhang, der bis weit über ihre Schultern reichte. Sie waren, natürlich, gleich groß und gingen im perfekten Gleichschritt.
    “Ist dir nach joggen?”, fragte Severn, ohne sich zu bewegen.
    “Eigentlich nicht.”
    Er zuckte mit den Schultern. “Du hast dreißig Sekunden.”
    Ihr wurde klar, was er gesagt hatte. “Ich lasse dich hier nicht zurück.”
    “An mir sind die nicht interessiert.”
    Es war an ihr, mit den Schultern zu zucken. “Sie interessieren sich auch nicht für den Drachenkaiser, und die Straßen sind ziemlich überlaufen. Ich gehe das Risiko ein.”
    “Dann lass uns weitergehen, ja? Die Hallen sind nur noch vier Blöcke entfernt.”
    Vier lange Blöcke. Kaylin nickte. Jede Feindschaft, die zwischen ihnen bestanden haben mochte, hatte sich umgedreht und war verschwunden. Sie hatten später noch Zeit, sich zu kabbeln. Zuallererst trugen sie beide den Falken, und auch wenn Kaylins schon bessere Tage erlebt hatte, war sie immer noch stolz darauf. Er war eines der wenigen Dinge in ihrem Leben, das sie sich durch harte Arbeit verdient hatte, und deswegen eines der seltenen Dinge, die sie wirklich respektierte.
    Beim zweiten Block schien Lord Evarrim zu bemerken, dass Kaylin auf ihn zukam. Kaylin war von seinen schauspielerischen Fähigkeiten nur geringfügig beeindruckt. Sie waren gut, selbstredend, aber billig. Lord Nightshade hätte sich zu so einer Täuschung nie herabgelassen.
    Andererseits gehörten ihm alle Straßen, in denen er sich bewegte, also waren Täuschungen auch irgendwie überflüssig.
    “Gefreite”, begrüßte er Kaylin, als sei sie seiner Aufmerksamkeit kaum würdig. “Offizier”, richtete er das Wort an Severn. Der Dienstgrad stieß ihr immer noch sauer auf. Kaylin hatte von den Leontinern schauspielern gelernt, aber sie bemühte sich dennoch, sich nichts anmerken zu lassen.
    “Lord Evarrim”, sagte Severn und verbeugte sich. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, seinen Dolch wegzustecken, und Lord Evarrim hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Waffe zu bemerken. Seine Wachen waren etwas kritischer, aber weil Schwerter als die größere Bedrohung angesehen wurden – nur die Götter wussten, warum –, zogen sie ihre Waffen nicht auf offener Straße.
    Das mussten sie auch nicht.
    Severn hatte, wie es schien,
nicht
bei den Leontinern schauspielern gelernt; er wirkte sowohl höflich als auch ehrerbietig. Es war ein barranischer Trick – je höflicher und ehrerbietiger man aussah, desto weniger verspürte man von beidem.
    Das fiel Lord Evarrim auf.
    “Ich hoffe, die Feiertage gehen ohne großes Aufheben vorüber”, fuhr Lord Evarrim nach einer Minute fort. “Und ich hoffe, Ihr übersteht sie unbeschadet.”
    “Und Ihr, Lord Evarrim.”
    “Ihr seid, glaube ich, neu in den Reihen der Falken”, sagte der Barranilord. Er sah gelangweilt aus, aber seine Augen waren von einem klaren Grün – Dunkelgrün, mit einem Anflug von Blau.
    Severn nickte.
    “Aber die Gefreite ist es nicht. Gefreite Neya.” Jetzt waren sie blau, eindeutig blau. Was die Barrani nicht in ihren Gesichtszügen zeigten, konnten sie in ihren Augen nicht verbergen, genau wie die Drachen, die Aerianer und genau wie die Leontiner. Ihre Augenfarben erzählten eine Geschichte. In diesem Fall eine gruselige.
    “Lord Evarrim”, sagte sie und versuchte sich Severns Ton anzupassen.
    “Ich glaube, du pflegst die Gesellschaft eines Mitglieds des Hofes”, sagte dieser überzeugt.
    “Ich pflege die Gesellschaft von Falken”, sagte Kaylin vorsichtig.
Nicht, dass dich das etwas angeht.
    “Gut. Sorge dafür, dass es so bleibt.” Blau war nicht Kaylins Lieblingsfarbe. Sie hob eine Hand, und Severn trat einen Schritt vor. Vier Barraniwachen taten es ihm gleich, und die Straße, auf der sie standen, wurde auf einmal viel belebter.
    “Ich würde das an Eurer Stelle lassen”, sagte Kaylin leise.
    Severn trat ihr auf den Fuß.
    Lord Evarrims Lächeln erreichte seine Augen nicht, aber seine Augen wurden dunkler. “Das Zeichen bietet dir hier keinen Schutz, Kleines. Vergiss das nicht. Kein Barranilord muss sich dem Zeichen eines Ausgestoßenen unterwerfen.”
    “Und kein Ausgestoßener”, entgegnete Severn, ehe sie selbst sprechen konnte, “untersteht dem Gesetz des Drachenkaisers.”
    Es folgte eine Stille, die die Worte des Falken zu verschlucken schien.
    “Wir sprechen uns noch”, sagte

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