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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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Bett, ein rundes Bett, und, ja, es hatte einen Baldachin. Die goldene Gaze war zugezogen, aber durchsichtig. Sie konnte sehen, dass jemand darin lag.
    Neben dem Bett standen vier Wachen. Sie waren in etwas gekleidet, das wohl eine Rüstung darstellen sollte, aber es war zu verschnörkelt und zu seltsam geformt. Meisterhafte Kunsthandwerker hätten vor so einer Pracht entweder geweint oder sie verachtet. Teela klopfte mit dem Schaft ihrer Pike auf den Boden.
    Die vier Männer sahen gleichzeitig zu ihr auf.
    “Dies”, sagte Teela und nickte Kaylin zu, “ist meine
Kyuthe
. Sie beehrt uns mit ihrer Anwesenheit.”
    Kaylin runzelte die Stirn. Das Wort war offenbar Barrani, und so geziert, wie sie es ausgesprochen hatte, musste es Hochbarrani sein. Aber sie kannte es nicht.
    Die Wachen sahen sie an. Zwei Augenpaare weiteten sich leicht, und ohne nachzudenken, hob Kaylin eine Hand, um ihre Wange zu bedecken. Sie erinnerte sich zum ersten Mal wieder an das Zeichen, seit Severn sie aus der Todesfalle, die man sonst als Kutsche bezeichnete, befreit hatte.
    “Ja”, sagte Teela und umfasste ihre Waffe fester. “Sie trägt das Zeichen des Ausgestoßenen. Dennoch werdet ihr euch mir nicht entgegenstellen.”
    Schweigen erfüllte den ganzen Raum. Und Stille. Aber es war die Stille des Jägers im hohen Gras der Steppe.
    Kaylin begann sich zu bewegen, und Severn packte sie schmerzhaft am Arm. Er hatte nichts außer seiner Hand bewegt. Doch sie sah ihm in die Augen, und wenn menschliche Augen auch ihre Farbe nicht änderten, wenn sie auch nicht mit den Schwankungen von Launen und Stimmung dunkler und heller wurden, so erzählten sie doch eine ganze Geschichte, wenn man ihre Sprache verstand.
    Sieben Jahre hatten ihr nie genommen, was einst fast ihre Muttersprache gewesen war. Sie erstarrte, jetzt ein Teil von ihm, und drehte dann nur ihr Gesicht, um Teela zu beobachten.
    Die Barrani-Falkin wartete.
    Kaylin konnte ihre Füße nicht sehen, obwohl sie es gerne wollte. Sie hatte über die Jahre gelernt, dass Teela verschiedene Stellungen für unterschiedliche Situationen hatte und man an der Haltung ihrer Füße erkennen konnte, wie sie die Situation vor einem einschätzte.
    Hören konnte man es nicht, denn sie war Barrani und ihre Bewegungen deshalb fast lautlos. Sie sah Severn merkwürdig ähnlich – wartete, beobachtete. Sie spannte sich nicht an, und die einzige sichtbare Bedrohung lag lediglich in der Farbe ihrer Augen.
    Die allerdings wurde in den Augen der vier Wachen widergespiegelt.
    Sie hatte gesagt, es waren ihre. Kaylin begann sich zu wundern, ob Teela nicht mehr wusste, wie man sich auf Elantranisch richtig ausdrückte.
    Der Raum war ein lebendes Gemälde. Selbst atmen schien nicht erwünscht. Minuten verstrichen.
    Dann drehte Teela ihren Kopf und nickte Kaylin zu.
    Einer der vier Männer bewegte sich. Sein Schwert war ein Blitz aus blauem Licht, der kein Geräusch machte. Er war schnell.
    Teela war schneller. Sie senkte ihre Pike im Sprung und riss sie an der Unterseite seiner Rippen wieder nach oben. Linke Rippenseite, Mitte. Die Pike durchdrang die Rüstung und stieß auf Blut, das den Schaft der Waffe hinunterströmte – und die Lippen des Wachpostens.
    Fast beiläufig und ohne von ihren Röcken behindert zu werden, trat Teela dem Mann gegen die Brust und befreite ihre Pike. Ihr Blick war hell, als er auf die Gesichter der drei Wachen fiel, die sich nicht bewegt hatten, weder zum Angriff noch zur Verteidigung.
    Der Barrani, der es gewagt hatte, anzugreifen, fiel auf die Knie und dann, aus dem Gleichgewicht gebracht, rückwärts zu Boden. Teela trat über ihn hinweg und schlug mit dem hölzernen Ende der Pike zu, ehe Kaylin überhaupt daran dachte, sich zu bewegen.
    “
Kyuthe”
, sagte Teela, “kümmere dich um deinen Patienten.”
    Kaylin war wie erstarrt. Severn war es nicht. Er führte sie, einen Arm um ihre Schultern gelegt. Selbst wenn sie bleiben wollte, wo sie war, wäre sie dazu nicht in der Lage gewesen. Etwas in der Wärme seiner Schulter, an dem kurzen Druck seiner Hand, seinem Duft erinnerte sie an Bewegung. An Leben.
    Sie hatte Barrani schon auf den Drillplätzen gesehen. Sie hatte sie auf den Höfen gesehen. Sie hatte sie auf Streife gesehen, und sie hatte gesehen, wie sie mit irgendeinem Schläger umgingen, der vorhatte, das Gesetz zu seinem Vorteil zu verdrehen. Aber sie hatte sie nie wirklich kämpfend erlebt.
    Teela schwitzte nicht. Sie lächelte nicht. Sie sah nicht einmal nach unten. Sie

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