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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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ihm.
    “Es handelt sich um eine prekäre Situation”, erklärte er ihr mit ruhiger Stimme, “und du bist nicht dort als Offizier der Gesetze … sondern als Gast. Auch wenn ich nicht erwarte, dass du es verstehst, aber es gibt schlimmere Orte, an denen man sich befinden kann.”
    “Ihr habt ihn darum gebeten, oder?”
    “Kaylin, du musst begreifen, dass du mich nicht nur der Kommunikation, sondern auch der Kooperation mit einem der berüchtigtsten Verbrecherlords in Elantra bezichtigst. Ich will annehmen, dass du müde bist und dir deswegen kein klares Urteil bilden kannst. Verstanden?”
    “Aber Ihr …”
    Er hob eine Hand. “Ich freue mich zu hören, dass die Gerüchte um die Gesundheit des Sohnes des Kastenlords unbegründet waren. Geh.”
    Lord Sanabalis wartete.
    Er sprach kein Wort, als sie zu ihm kam, er deutete nur auf das Westzimmer, und sie ließ sich von seiner Geste leiten.
    Die Kerze stand immer noch wie ein Klumpen Wachs mitten auf dem Tisch. Kaylin starrte sie unverwandt an, und wenn, wie man sagte, Blicke töten könnten, wäre sie geschmolzen. Wenn, allerdings auch der Rest der Welt von innen nach außen gekehrt sein mochte, die Kerze blieb stehen. Schade.
    “Kaylin”, sagte Sanabalis leise.
    Sie runzelte die Stirn und blickte auf.
    “Du scheinst … erschöpft.”
    “Willkommen in meinem Leben”, murmelte sie.
    Er hob eine blasse Augenbraue. Und sie seufzte und gab mit so viel Gnade nach, wie sie aufbringen konnte. “Ich bin todmüde.”
    “Besser”, bemerkte er. “Lass uns die Kerze für heute vergessen. Du scheinst ihr eine gewisse Feindschaft entgegenzubringen, und wenn ich meinen Berichten glauben darf, hast du eine bereits angegriffen. Mit einem langen Messer.” Er stellte die Kerze zur Seite.
    Sie zuckte mit den Schultern. “Ich darf im Westzimmer kein Schwert tragen.”
    Die Antwort schien sich irgendwo zwischen Kaylins Mund und den Ohren des Drachenlords aufzulösen. “Der Lord der Westmarsche”, sagte er fast tonlos.
    Sie schüttelte den Kopf.
    “Ich bin oberer Berater des Drachenkaisers. Dessen bist du dir bewusst. Du solltest dir auch bewusst sein, dass ich zwar noch andere Pflichten auf mich nehmen kann, keine dieser Pflichten jedoch mehr wiegt als meine Verantwortung gegenüber dem Kaiser.”
    Sie nickte.
    “Ich bin durchaus dazu in der Lage, deine Kooperation zu verlangen. Ich muss nur mit Hauptmann Kassan oder Lord Grammayre sprechen, und du wirst gezwungen sein, frei zu sprechen.”
    Sie dachte, während er sprach, über den Falkenlord nach. Und verfluchte ihn im Stillen in jeder Sprache, die sie kannte.
    “Sollte ich dazu gezwungen sein”, fuhr Sanabalis ruhig fort, “wird man es ins Archiv aufnehmen.” Die zwei letzten Worte hingen in der Luft, als hätte man sie dort für die besonders Begriffsstutzigen hingeschrieben. Da sie die einzige andere Person im Raum war, fiel es schwer, die Sache nicht persönlich zu nehmen.
    Sie dachte wieder an den Falkenlord und milderte ihre Flüche etwas ab. Geringfügig. Sie fragte sich, ob er jemals aufhörte zu denken.
    “Ich war nicht als Falke bei Hofe”, sagte sie leise. “Und laut den …”
    “Die Gesetze von Elantra wurden aus einer Laune des Kaisers niedergeschrieben. Sie wurden, kann man fast sagen, zu seinem Besten entworfen. Mit etwas Mühe kann man die Gesetze ändern. Ich möchte allerdings nicht behaupten, dass es dadurch nicht in Zukunft zu schwierigen Konsequenzen kommen kann.”
    Sie schwieg und lehnte sich so weit in ihrem Stuhl zurück, bis er nur noch auf den Hinterbeinen stand, dann legte sie die Füße auf den Tisch. Sie verschränkte auch die Arme vor ihrer Brust und senkte ihr Kinn, so weit sie konnte. “Ich hab’s kapiert.”
    “Gut. Zeige mir, was dein Verstehen wert ist.”
    “Ich wurde als Gast an den Hof geladen.”
    “Tatsächlich. Eine Ehre, die Sterblichen nur selten zuteilwird. Du hast den Falken Teela begleitet.”
    Sie nickte.
    “Teela hat einen interessanten Hintergrund. Ich hätte nicht erwartet, sie bei den Falken anzutreffen.”
    “Sie passt zu den Falken. Bei Hofe wirkt sie fehl am Platz.”
    “Tut sie das?”
    Kaylin dachte nach. Aber nicht lange. Sie zuckte mit den Schultern.
    “Der Lord der Westmarsche hat … geschlafen. Ich habe ihn auf Teelas Bitte hin geweckt.”
    “Geschlafen?”
    Sie zuckte mit den Schultern. Die Augen des alten Drachen veränderten sich nicht zu Orange, sie blieben golden. Und Gold bedeutete hier sowohl Macht als auch Sicherheit. “Ich

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