Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
Vom Netzwerk:
Nachtschattens fast sanft nachzeichneten. Aber seine Hände blieben an seiner Seite.
    Sie war
wirklich
müde.
    “Du hast in der Hohen Halle nicht gelitten.”
    Sie schüttelte den Kopf. “Nicht mehr als sonst auch, wenn ich mit Teela zusammen bin.” Im Grunde, weil sie nichts getrunken hatte, sogar weniger.
    “Und niemand hat etwas gesagt?”
    Wieder dieser Geist seiner Finger, der ihr Gesicht berührte und an der Unterseite ihres Kiefers länger verweilte.
    “Dem Lord der Westmarsche ist es aufgefallen”, sagte sie endlich. Ihre Stimme war höher, als ihr lieb war.
    “Und er hat nicht versucht, dich töten zu lassen?”
    Sie schüttelte den Kopf. “Ich … ich mochte ihn, glaube ich. Nicht dass er mich nicht morgen umbringen würde, wenn es ihm nützte – er ist schließlich immer noch ein Barrani. Aber es schien ihm immerhin egal zu sein, was aus mir wird.”
    “Vielleicht war er damit zufrieden, am Leben zu sein.”
    “Er lag ja nicht richtig im Sterben”, sagte sie leise.
    “Wie kannst du Sterben bei einem Barrani erkennen?”
    Sie dachte an den Wachmann, den Teela so effizient erledigt hatte. “Ich kann den Tod erkennen”, sagte sie schließlich.
    “Das ist nicht das Gleiche, glaube ich.”
    “Natürlich nicht.”
    Zwei Türen öffneten sich in der Halle vor ihnen. Kaylin konnte in der Mitte der ihr am nächsten liegenden Tür eine goldene Blume sehen. Handflächenmagie.
    “Du kannst sorglos in der Burg jede Tür öffnen”, sagte Nightshade ihr, seine Stimme so sanft, wie seine Hände – oder nicht seine Hände – es gewesen waren. “Ich verstehe, dass du dich mit der Magie auf meinen Türen nicht wohlfühlst. Sie sind für Privatsphäre und minimalen Schutz da; von Ersterem brauchst du nichts, von Zweitem sehr viel. Es macht die Türen überflüssig. Komm.”
    Er betrat die Halle vor ihr. Sie folgte direkt hinter ihm und trat fast auf den Saum seines Umhangs, als sie stolperte. Sie hatte vergessen, wie schmutzig sie war. Und der Duft des Essens vertrieb so gut wie alles außer Hunger vollkommen aus ihren Gedanken.
    Erst als sie sich gesetzt hatte, als vor ihr wie durch Magie der Teller erschien und als sie tatsächlich zu essen angefangen hatte, setzte er sich ihr gegenüber. Der Tisch, der ihr zuerst schmal vorgekommen war, war in Wirklichkeit sehr breit – und verdammt zu lang. Die Speisesäle in den Gesetzeshallen waren wahrscheinlich kleiner als dieser einzelne Raum.
    “Du hast eine intelligente Frage gestellt”, sagte er leise, “das Arkanum betreffend. Ich will sie dir jetzt beantworten. Für den besser eingeweihten Beobachter würde die Explosion, die für das Feuer verantwortlich ist, wohl wie ein Rückstoß aussehen.”
    Kauen. Sie musste daran denken, zu kauen. Das Schlucken war ein etwas zu heftiger Reflex. “Rückstoß?” Mehr Worte bedeuteten weniger Essen.
    “Wenn man einen Zauber aufbaut”, erklärte er ihr ruhig, “der recht kompliziert ist, braucht man einen Anker. Sehr oft ist dieser Anker eine Person. In manchen Fällen wird das aber als zu großes Risiko betrachtet.”
    “Also glaubst du, der Anker war irgendeine Sache.”
    “Jawohl.”
    “Und die ist kaputtgegangen.”
    “Genau.”
    Sie runzelte die Stirn. “Du glaubst
auch
, ich sollte das bereits wissen, oder?”
    “Ich glaube, diese Erklärungen würden von deinen Eidgenossen als herablassend betrachtet werden, ja.”
    “Wir haben einen Zauber ausgelöst”, sagte sie, als sie das Glas neben ihrem Teller leerte. Oder es zumindest versuchte. Das meiste spuckte sie mit einem erstaunlichen Mangel an Würde wieder zurück. “Was
ist
das?”
    “Kein Wasser”, sagte er mit einem freundlichen Lächeln. Als würde er jeden Tag mit ungehobelten Menschen sprechen. Schmuddeligen, ungehobelten Menschen. “Welche Art Zauber?”
    Sie versuchte das Feuer in ihrer Kehle zu ignorieren. Nach einem Hustenanfall, über den die Falken noch tagelang gelacht hätten, gelang es ihr, ihre Zunge unter Kontrolle zu bekommen. Sie wusste, ihr Gesicht war rot. “Er sollte jeden umbringen, der versuchte, eine bestimmte Tür zu öffnen.”
    “Wie?”
    “Gründlich? Indem es denjenigen in kleine Stücke reißt, wenn ich raten sollte.”
    Lord Nightshade zog die Brauen zusammen, es war eine Miene des Nachdenkens, nicht des Missfallens. “Ich glaube nicht, dass so ein Zauber im Arkanum verankert würde”, sagte er nach einer Pause zu ihr. “Würdest du mir sagen, warum?”
    “Weil die davon ausgehen müssten, dass er

Weitere Kostenlose Bücher