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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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einschüchternd sein musste. Er trug viel Schwarz. Und ein Lächeln.
    “Kaylin”, sagte er, hob seine Hand und senkte seinen Kopf zu einem perfekten Nicken.
    “Lord Nightshade.”
    “Ich habe dir bei deinem letzten Besuch die Gastfreundschaft meines Heims angeboten, aber du warst nicht in der Lage, sie wirklich zu schätzen zu wissen. Lass sie mich dir erneut anbieten.”
    “Ich weiß sie immer noch nicht zu schätzen”, antwortete sie. Sie hob ihre Hände und zog sich die Kapuze ihres schweren Umhangs aus dem Gesicht.
    Er war an ihrer Seite, ehe sie überhaupt gesehen hatte, dass er sich bewegte. Neben ihr, und sie überragend. Sein Gesichtsausdruck war glatt und kühl und nur mit dem Hauch Herablassung gewürzt, die alle Barrani gegenüber den unterlegenen Rassen hegten. Was natürlich alle Rassen bedeutete, die nicht Barrani oder Drachen waren. Im Augenblick war sie sich nicht einmal mehr sicher, was Drachen anging.
    Er nahm ihr den Umhang von den Schultern, und sie bemühte sich, den Ekel in seinem Gesicht zu ignorieren. Der Umhang war aus grobem Stoff, was ihr gut passte, und er hatte keine besonders anziehende Farbe – weil die Geld kosteten, und sie verbrachte sowieso nicht viel Zeit damit, sich selbst anzusehen.
    Er nahm den Umhang behutsam und legte ihn zur Seite. Zu welcher Seite, war sie sich nicht sicher, denn an eine Wand hängte er ihn nicht.
    “Den will ich zurück, wenn ich gehe”, sagte sie ihm, mit so fester Stimme, wie sie konnte.
    “Bist du dir da sicher?”
    “Vollkommen sicher. Er ist praktisch, wenn –”
    “Ah, ich habe mich unklar ausgedrückt. Ich meinte, bist du sicher, dass du wieder gehen wirst?”
    Sie legte eine Hand auf ihre Dolche. Sie musste sich zwingen, nichts Beleidigendes zu sagen, weil sie Informationen von ihm wollte. Das, und ihr Leben.
    “Wenn du unbedingt eine Waffe ziehen musst, tu es hier. Es ist der einzige Raum in der ganzen Burg, in dem du es gefahrlos tun kannst.” Er sprach ohne Sorge zu zeigen, aber sie hatte genug Erfahrungen mit Barrani gesammelt, um seiner Nonchalance zu misstrauen. Sie ließ ihre Hand dennoch fallen.
    “Ich bin nicht gekommen, um zu kämpfen”, sagte sie.
    Sein Lächeln war nur ein dünner Bogen in perfekten Lippen. “Nein?”
    “Nein. Ich bin gekommen, um mich zu unterhalten.”
    “Menschliche Sprache ist oft abwechslungsreich und wird noch bereichert durch lächerliche Versuche, bedrohlich zu wirken.”
    “Ich bin auch nicht gekommen, um mich beleidigen zu lassen.”
    Zu ihrem Erstaunen lachte er, und sie musste zugeben, dass nicht einmal Clints Stimme so tief und samtig war wie Nightshades. “Nein, wirklich nicht, und du erinnerst mich an etwas, was ich in den Kolonien nur selten anbiete – meine Gastfreundschaft. Und ich habe sie ganz vernachlässigt. Komm, Kaylin Neya.” Er bot ihr seinen Arm.
    Sie starrte ihn an. Hoffte, dass sie nicht auch so
aussah
, als würde sie eine tote Schlange anstarren. Eine Minute verging, dann noch eine, es gab dem Wort unangenehm eine ganz neue Bedeutung für Kaylin. Während sie weiter starrte, wurde ihr klar, dass ihm tatsächlich die Ewigkeit zur Verfügung stand, und etwa genauso lange würde er ihr auch seinen Arm herausfordernd hinhalten. Also legte sie ihre Finger in die Beuge seines Ellenbogens. Es kostete sie Überwindung.
    Er führte sie am … Windfang, oder wie auch immer man es nennen mochte, wenn das Ding so verdammt groß war, vorbei, und auf eine vertraute Wand zu. Sie zuckte zusammen, und er blieb stehen. “Willst du die Langen Hallen nicht betreten?”, fragte er sie leise.
    “Tut das etwas zur Sache?”, war ihre bittere Antwort.
    “Heute, Kaylin, weil du mein Gast bist, erhältst du eine Antwort, die in meiner Bug nur selten gehört wird. Ja, dein Wille tut etwas zur Sache, wie du es so präzise ausdrückst.” Ehe sie sprechen konnte, hob er eine Hand und hielt sie über ihren leicht geöffneten Mund. “Ehe du diese Wahl allerdings triffst, musst du etwas verstehen. Hinter dieser Wand, hinter den Wächtern, die dort warten, ist mir meine Sicherheit garantiert. In diesen Hallen, und dahinter, kann mich nichts in der Burg angreifen, ohne vorher dafür einen Preis zu zahlen.”
    Irgendetwas an seinen Worten war merkwürdig. “Den gleichen Preis”, fragte sie, mit nur einem Hauch Bitterkeit, “den du normalerweise von Leuten verlangst, die dir so richtig auf den Geist –”, sie wechselte abrupt zu Barrani, dort gab es weniger umgangssprachliche Phrasen, derer

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