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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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sie sich bedienen konnte, “– die deinen Unwillen erregt haben?”
    Seine Augenbraue hob sich zu einem hohen, perfekten Bogen. “Nein. Nicht ich verlange diesen Preis, sondern die Burg selbst. Er kann umgangen werden. Ich selbst habe es getan. Aber auch das hat seinen Preis, und nur wenige befinden sich noch unter uns, die die Zahlung überleben könnten.”
    Sie begegnete seinem Blick, erwiderte ihn, und war erstaunt darüber, dass seine Augen von tiefem Saphirgrün zu einem leuchtenden Blau werden konnten – ein Zeichen für verborgene Tiefe oder Gefahr. “Ja”, sagte sie, als sie sich daran erinnerte, dass Atmen wichtig war, “es ist wichtig. Ich will nicht noch einmal durch diese Türen gehen.” Und ihre Augen wanderten über die Symbole darüber.
    “Gut. Du wirst noch nicht erkannt. Es ist unwahrscheinlich, dass wir unterbrochen werden. Lass mich dich stattdessen in die Räume führen, wo ich diejenigen unterhalte, die mir einen Gefallen anbieten oder ihn erhalten wollen.”
    Auch wenn seine Beine länger waren als ihre und seine Tritte etwas leichter, beschränkte er sie um ein Drittel, um sich ihren zögernden Schritten anzupassen. Sie wollte sich wirklich gerne weniger ungeschickt fühlen, weniger tollpatschig, weniger … fett. Irgendetwas an den Barrani drückte ihr Selbstbewusstsein einfach in den Keller. Na ja, bis auf die Betrunkenen.
    Sie verlor immer das Wichtige aus den Augen. Sie atmete tief durch, verlagerte ihr Gewicht von den Schultern in ihren Rücken und hob ihr Kinn. Sie suchte nach Worten. Ehrlich gesagt verkniff sie sich auch einige. Noch nicht, noch nicht – oft kam es nur auf das richtige Timing an.
    Er führte sie nicht in das Zimmer, in dem sie beim ersten Mal aufgewacht war. Auch wenn ihre Erinnerung nichts war, mit dem sie angeben konnte, würde sie doch nie den Marmorboden dort vergessen, die hohe Decke und wie beobachtet sie sich vorgekommen war. Stattdessen traten sie durch eine breite Doppeltür – aus vergoldetem Holz, geschmückt mit etwas, das wie Ranken aussah. Besser, sagte sie sich, als durch mit Runen verzierte Steine zu treten. Aber nicht viel.
    Ihre Arme fühlten sich nackt an, und ihre Haut verzog sich zu dem rauen Zustand, den man allgemein als Gänsehaut bezeichnete. Warum, wusste sie nicht. Sie hatte in ihrem Leben schon einige Gänse gesehen, und die hatten alle keine gehabt. Jedenfalls nicht, während sie lebendig waren und ihr volles Federkleid trugen.
    “Ich habe nur unregelmäßig Gäste”, sagte er ihr, als die Türen sich weit öffneten. “Bitte vergib mir den Zustand dieser Kammer. Sie ist nicht viel benutzt worden, seit ich die Burg bezogen habe.”
    Sie sagte nichts, und ihre Arme hingen steif an ihren Seiten, als könne sie es vermeiden, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, indem sie sich nicht bewegte. Es gehörte einiges an Willenskraft dazu. Sie war immer in Bewegung und saß – oder stand – selten still, selbst wenn Marcus seine schlimmsten Launen an den Tag legte.
    Das war ihre Entschuldigung dafür, dass sie den ersten Blick auf die zwei Thronsessel verpasste, die am Ende der langen Kammer standen, auf drei Stufen und einer Oberfläche, die etwas
zu
spiegelnd schien. Keiner war für einen Aerianer gemacht – beide hatten hohe Rücken mit langen, einengenden Armlehnen an beiden Seiten. Egal, dass die Rücken wie gepolsterter Samt aussahen, und die Sessel selbst mit Einlegearbeiten und Gold verziert waren. Sie waren nicht wie die Sessel, die sie aus den Gesetzeshallen kannte.
    Und in den Kolonien hatten sie überhaupt keine Stühle besessen, schon gar nicht solche wie diese. Es war
so
schwer, sich daran zu erinnern, warum sie es für eine gute Idee gehalten hatte, herzukommen.
    Die Sessel standen nicht gerade in der Nähe der Tür. Zwischen ihnen und den bereits erwähnten Türen standen hohe Steinsäulen, jede zum Abbild eines Menschen behauen, oder zu einer der sterblichen Rassen, alle verschieden angezogen. Oder ausgezogen. Barranische Handwerker – Künstler, berichtigte sie sich – hatten hier eine lange Zeit gearbeitet, um den entrückten und wilden Gesichtsausdruck der verschiedenen Menschen einzufangen, das Wallen ihrer langen Haare, die zurückgeworfenen Gesichter, die lachten oder sangen, die Falten in Steinen, die einen viel leichteren und weicheren Stoff darstellen sollten.
    Sie bereiteten ihr Unbehagen. Allerdings tat das alles in der Burg.
    Sein Lachen war tief und leise. Es gefiel ihr nicht sehr, und sie schloss sich ihm

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