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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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nicht an – was, weil er Barrani war, nicht so unhöflich war, wie es den Anschein hatte. Ihre Finger blieben auf seinem Arm, bis er den ersten Sessel erreicht hatte. Er senkte seinen Arm, und sie ließ endlich – Gott sei Dank – los.
    “Ich habe mir die Freiheit genommen”, sagte er ruhig, “einen … Sessel? … für dich vorzubereiten. Du kannst sicher darin sitzen. Das kann sonst niemand.” Er stellte sich neben sie – etwas zu nah – und wartete. Seine Haltung sprach den Befehl so laut aus, als hätte er ihn ihr ins Ohr gebrüllt.
    “Warum?”, fragte sie ihn, um Zeit zu schinden.
    Er sagte nichts, aber seine Lippen zogen sich nach unten. Sie
hasste
es, wenn Barrani sie so ansahen. Sie fühlte sich wie mit dreizehn, als sie neu bei den Falken war. Also zwang sie sich, sich zu setzen, und verschränkte die Arme fest vor der Brust.
    Damit hatte sie genug aufgegeben. Er setzte sich neben sie, viel eleganter, als sie es getan hatte. “Dieser Raum wird, wie ich bereits sagte, selten genutzt. Selbst wenn ich mit einer Begleitung hergekommen wäre, ist es unwahrscheinlich, dass wir viele Gäste gehabt hätten. Die Ausgestoßenen mögen nicht angenehm sein, und sie lassen sich nicht leicht umbringen – aber gemieden? Das werden wir wirklich, von unserer Art.”
    Er sprach ohne hörbare Verbitterung, als redete er über das Wetter. Und Kaylin war vertraut genug mit Barrani, um sich zwingen zu müssen, nicht entweder zusammenzuzucken oder ihn, wieder, zu fragen, warum er ausgestoßen worden war.
    “Wie dem auch sei, die Hallen müssen nicht leer stehen, während du dich hier aufhältst.” Er hob die Arme von seinen Lehnen, und noch während er es tat, leuchteten an den Wänden zu ihren Seiten, links und rechts, Lichter auf. Sie konnte sich in der Halle nicht orientieren. Hier, ohne Fenster, die den Innenraum beleuchteten, verloren Ost, West, Nord und Süd alle Bedeutung. Die Dinge lagen entweder vor den Thronsesseln, hinter ihnen oder an den Seiten.
    Und wie sie mit Erstaunen feststellte, schienen an den Seiten die Säulen das Licht, das er gerufen hatte, einzufangen und es zu verschlucken, bis sie von innen leuchteten.
    Sie war gerade dabei, etwas zu sagen, als es ihr die Stimme verschlug, weil die Statuen von ihren Sockeln traten und anfingen, sich zu bewegen und die Halle auf und ab zu gehen. Sie waren nicht alle menschlich, auch wenn sie es nicht sofort gesehen hatte. Sie erkannte es jetzt am Klang ihrer Stimmen.
    Es waren melodische Stimmen, die von Jugend sprachen und ihre Nachteile verschwiegen. Ihre sonnige Ahnungslosigkeit war so ansteckend, dass sie es fast Unschuld genannt hätte. Ein Mann mit langen, dunklen Haaren hatte eine eng an sich gedrückte Laute von seiner Brust gelöst, und seine Finger strecken sich über die straffen Saiten, denen sie eine Musik entlockte, die seine Sprache – die lieblich war und vollkommen fremd – nicht vermitteln konnte.
    Hinter seinem Rücken trat eine Frau mit Haaren aus feinem Gold – viel feiner als das auf Kaylins Sessel – an seine Seite und ließ ihre Finger über die Kurve seiner Schulter gleiten. Seine Brust war nicht bedeckt, aber das lenkte Kaylin nicht ab; ihre Brust war nicht bedeckt, das schon. Kaylin hatte im Dienst ihren Anteil an Kämpfen mitgemacht, aber selbst wenn sie sie vermieden hätte, indem sie sich hinter ihrem verhassten Schreibtisch verkroch, wäre ihre Haut nie so fein und perfekt gewesen wie die dieses Mädchens.
    Hinter den beiden bemerkte sie das orangegoldene Leuchten von leontinischem Fell. Ein einzelner Leontiner, aber einer, der nicht auf der Jagd zu sein schien. Er trug überhaupt nichts. Aber er war auf dem Weg, um mit jemandem zu sprechen, der ihr Gänsehaut verursachte: Tha’alani. Das Einzige, was noch fehlte, war ein Aerianer.
    “Sie fliegen hoch, und sind schwer anzulocken. Keiner der Barrani jagt Vögel”, sagte Nightshade, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
    Musik erfüllte die Halle, und der Tanz der Körper, die sich langsam zusammentaten, erfüllte sie auf eine andere Art. Licht in vielen Farben erstrahlte, dessen Quelle an der Decke über ihnen kaum auszumachen war. Es war wunderschön.
    Und auch wieder nicht.
    Mit trockenem Mund legte Kaylin beide Arme auf ihren Sessel und packte die Armlehnen, so fest sie konnte.
    “Jeder von ihnen würde sich glücklich schätzen, das Zeichen zu tragen, dem du dich so verweigerst”, sagte er ihr.
    “Sind sie Gefangene?”
    “Sehen sie so aus?”
    “Sie

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