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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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vollkommen geleert worden. Sonnenlicht reflektierte von Rüstungen der Aerianer, die stark genug waren, sie in vollem Flug zu tragen. Sie flogen nie ohne ihre Farben, und sie umkreisten die Kolonien in tiefen Bögen, die sie bis nahe an die Häuserspitzen brachten.
    “Die Wölfe sind unterwegs”, sagte Severn ihr leise.
    “Der Wolflord hat eine Jagd anberaumt?”
    “Er hat die Halle nicht geleert”, war die ruhige Antwort, “und er hat auch seine Reserven nicht einberufen. Aber ja, er hat zur Jagd gerufen.”
    “Auf
was
?”
    “Die kaiserlichen Magier waren in der Lage, in der Unordnung, die in der Findelhalle hinterlassen worden ist, etwas zu finden. Sie haben eine Art Spur aufgetan. Sie haben die ganze Nacht deswegen gearbeitet, aber es ist ihnen gelungen, kleine Kristalle zu verzaubern, die angezogen werden von –” Er hielt inne und runzelte die Stirn. “Du hast in Magie für Anfänger nicht gerade geglänzt, oder?”
    “Hat hier
jeder
meine Akten gelesen?”
    Ein Lächeln zog an seinen Mundwinkel und veränderte die Form der Narben, die ihr vertraut waren. Sie war taub, sagte sich selbst, sie war wie taub. Aber das stimmte nicht. Sie fand diesen Anflug von Frohsinn sogar tröstlich.
    Verstehen konnte sie es selber nicht, und sie hatte auch keine Zeit, es zu versuchen – egal welchen, den Göttern sei gedankt für die kleinen Gnaden.
    “Aber wenn ihnen das gelungen ist, dann brauche ich nicht –”
    “So werden sie das Mädchen nicht finden”, sagte Tiamaris leise.
    Severn wurde zornig. “Du hast noch kaum als Falke gedient”, sagte er knapp, “und du bist
nie
ein Wolf gewesen. Wenn die Wölfe jagen –”
    “Müssen sie wissen, was ihre Beute ist. Und die Magie –”, sagte er, mit mehr Herablassung als zwei Silben beinhalten durften, “– die der kaiserliche Orden in so kurzer Zeit zusammenklauben kann, wird selten als … effizient betrachtet.”
    Die Menge, die mit jedem Schritt, den sie taten, abnahm, teilte sich am Ufer des Ablayne endlich, und sie machten sich auf den Weg zur Brücke. Die Falkenwappen leuchteten, als sei das Licht aus Stolz, und sie wusste, dass Tiamaris und Severn beide die Entscheidung getroffen hatten, die Uniform anzubehalten. Sie wusste, dass es dumm war, denn sie waren auf dem Weg in die Kolonien und wollten dort so wenig wie möglich auffallen.
    Keine Zeit, dachte sie. Sie konnte Catti nicht
spüren
. Sie konnte nicht spüren, was auch immer sie verband. Ihr Atem ging jetzt flach, als wäre sie eine Meile in vier Minuten gerannt.
    “Severn”, sagte sie, ohne ihn anzusehen, und war sich auch so seiner vollen Aufmerksamkeit bewusst. “Ich bin zum Koloniallord gegangen.”
    Er fragte nicht, wann. Das musste er nicht.
    “Er hat mir gesagt, was er dir gesagt hat.”
    Dann wollte sie auf einmal, dass er redete. Sie musste seine Stimme hören. Wenn nicht, würde sie es wissen.
    “Kaylin”, sagte Tiamaris leise, aber warnend.
    Doch sie wendete sich trotzdem an Severn, um sich das Gesicht anzusehen, das sie sogar Meilen entfernt in der Burg Nightshade gesehen hatte. “Catti ist mir wichtig”, sagte sie mit gesenkter Stimme. Sie war jetzt verletzlicher, als sie es in sieben Jahren in seiner Gegenwart gewesen war. “Sie ist mir wichtiger als ich selbst.”
    Er sagte nichts.
    “Ich muss dir vertrauen können.”
    Als er ihr weiterhin nur Schweigen bot, hob sie ihre Hand. Sie hielt sie steif in der Luft, als wäre sie ein Zeichen, und nicht die erste Hälfte eines Schlages.
    “Ich habe dir vertraut”, fuhr sie fort, und ihre Stimme brach fast. “Ich musste es. Damals, in den Kolonien. Aber ich wusste nicht … hinterher … dass ich dir jemals wieder vertrauen müssen würde.” Bluten wäre einfacher und weniger schmerzhaft gewesen. Sie kratzte sich selbst auf, und das hasste sie. “Und das tue ich. Ich muss. Aber hier bedeutet es nicht das Gleiche.”
    “Kaylin –” Seine Stimme. Sie brach, wie ihre gebrochen war, und sagte mit nur ihrem Namen mehr, als sie mit allen Wörtern zusammen getan hatte.
    “Es muss Dinge geben, die wichtiger sind als mein Leben. Das ist es, was es für mich bedeutet, ein Falke zu sein. Kaylin Neya zu sein. Als ich den Eid abgelegt habe, war ich bereit, zu sterben. Ich
wollte
sterben.”
    Er hob seine Hand ebenfalls, doch seine Geste war so anders als ihre, so bar jeder Gewalt, dass auch das wehtat.
    “Ich kann Catti finden, weil ich sie geheilt habe. Weil ich einen Teil meiner Gabe benutzen musste, den ich vorher noch nie

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