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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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Schultern.
    “Sie wurde auch nicht von einem erschaffen.”
    “Ich habe nicht danach gefragt.”
    Der Koloniallord presste die Lippen zusammen, aber er stellte keine weiteren Fragen. “Ich bin nicht an Verbündete gewöhnt”, sagte er zu Kaylin. “Und ich arbeite gut allein. Aber ich werde dort zu euch stoßen.” Er hielt kurz inne, ehe er noch etwas hinzufügte. “Lord Tiamaris, Ihr findet den Ausgang?”
    “Ich habe schon vorher meinen Weg aus der Burg Nightshade gefunden”, antwortete der Drache. “Ich vertraue darauf, dass mir diesmal kein Widerstand entgegengebracht wird?”
    Das Lächeln der Barrani war niemals warm. Aber das des Koloniallords war so nahe daran, wie er es eben vermochte. Was auch immer in der Vergangenheit zwischen Drachen und Koloniallord geschehen war, amüsierte ihn augenscheinlich. “Meine Männer werden etwas anderes zu tun haben.” Er streckte die Hand aus und berührte die Oberfläche eines versilberten Spiegels. Es war nicht der Spiegel, auf dem der Ort der Schatten zu sehen war.
    Kein Bild erschien auf die Berührung hin, oder wenn, dann war es für den Koloniallord bestimmt, und nur für ihn. “Haltet meine Rüstung bereit”, sagte er, “und mein Schwert. Sammelt euch im Burghof, und verschwendet keine Zeit.” Er trat auf den Spiegel zu und hindurch. Sie blieben allein im Zimmer zurück.
    “Weißt du”, sagte Kaylin, als der letzte Rest seines Umhangs verschlungen worden war, “ich glaube, so einen will ich auch.”
    “Nein, willst du nicht”, antwortete Severn mit dem Anflug eines Lächelns. “Wenn man getrunken hat, kann man sie nicht mehr gefahrlos benutzen. Man weiß nie, wo man am Ende ankommt.”
    Kaylin rannte. Ohne Rüstung und andere Einschränkungen waren ihre Schritte leichter und länger als normalerweise bei einem Notfall. Das bedeutete, dass sie diesmal nicht hinter den anderen zurückblieb.
    Sie hatte erwartet, dass sie hinter der nächsten Ecke Wachen abfangen würden, aber die Hallen waren so verlassen, dass sie wie riesige Höhlen wirkten.
    Tiamaris führte sie nicht an, stattdessen folgte er Kaylin. “Kaylin”, wendete er sich an sie, als sie anhielt, “der Koloniallord ist noch nicht mit dir fertig.”
    Sie nickte, war aber mit den Gedanken woanders. “Du kannst nicht noch mal den Drachen machen, oder?”
    “Ich kann, wie du es so charmant ausdrückst, ‘den Drachen machen’”, sagte er, “aber das hat seinen Preis.” Aus seinem Tonfall entnahm sie, dass der Preis nicht politischer Natur war. Und weil er ein Drache war, fragte sie nicht weiter nach.
    “Wie können wir sie dann bekämpfen?”
    “Feuer.” Er hob einen Arm. “Durch die Halle.”
    “Wir haben kein Feuer”, entgegnete sie, während ihr Blick auf das Licht von Kerzen fiel und die vertraute Kurve der Decke, unter der sie brannten. Sie ging darauf zu.
    “Haben wir nicht”, stimmte er ihr zu. “Aber die Falken werden nicht unvorbereitet kommen.” Sein Lächeln blitzte nur kurz auf. “Ich habe Lord Grammayre lange Zeit nicht kämpfen sehen.”
    “Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn je dabei gesehen habe.”
    “Das wirst du.”
    Sie hätte ihm geantwortet, aber in dem Augenblick verschluckte sie das Eingangstor und spie sie wieder aus, ehe sie die Worte bilden konnte.
    Sie kam fluchend auf dem Boden auf, rollte sich ab und fand nur unsicher wieder auf die Beine. Der Gang
in
die Burg war so glattgegangen, dass sie erwartet hatte, sie würde den Ausgang kaum bemerken.
    Severn und Tiamaris erging es besser.
    “Das hat er mit Absicht gemacht.”
    “Daran zweifle ich”, antwortete Tiamaris. “Und das war eine eindrucksvolle Vorführung deiner sprachlichen Begabung. Wie schade, dass der Inhalt so … einseitig war.”
    “Tut mir leid. Ich hätte noch etwas auf Drachensprache hinzugefügt, aber du bist der einzige, den ich kenne, und du fluchst kaum.”
    “Wenn du viel Glück hast, bleibt es dabei.” Er hob eine Augenbraue. “Seht”, sagte er mit ausgestreckter Hand.
    Sie sah auf. Selbst aus der Ferne konnte sie klar erkennen, dass der Himmel voller Aerianer war. Der Falkenlord hatte den Horst leer gefegt. Sie lächelte. “Kommt. Wir haben noch die Chance, vor ihnen anzukommen.”
    Severn rannte bereits.
    Sie rannten in den Schatten der höheren Gebäude der Kolonie. Dort war es wie eine eigene kleine Nacht. Falls die Männer des Koloniallords den gleichen Weg gewählt hatten – und sie kannten die Kolonie mindestens genauso gut wie Severn oder Kaylin –,

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