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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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Jahr, fast drei Jahre lang. Wir konnten sie nach den Mondphasen bestimmen”, sprach Tiamaris weiter.
    “Neumond. Bei den früheren Vorfällen hat es zu keiner Zeit in so kurzen Abständen Tote gegeben.”
    Sie nickte fast ohne eine Miene zu verziehen.
    “Wo hat man die neuen Toten gefunden?” Severns Stimme war hart.
    “Nightshade”, sagte sie bitter und schüttelte sich. “Der Koloniallord muss gute Laune gehabt haben. Wir haben niemanden verloren, während die Morde untersucht wurden.”
    Severn pfiff leise.
    “Aber von der Zeit einmal abgesehen, war es genau das Gleiche”, fügte sie stumpf hinzu. “Wie letztes Mal. Die Berichte der Beschauer waren ebenfalls im Kristall.”
    “Und die der Magier der Falken?”
    Sie nickte. “Deren Berichte waren auch dabei. Oder eher deren Zusammenfassung der Funde. Es ist alles Mist.”
    “Was für eine Art Mist?”
    “Die unverständliche Art. Habt ihr Magieprüfungen bei den Wölfen?”
    Er zuckte mit den Schultern. “Haben, oder bestehen?”
    Ohne es zu wollen musste sie lachen. “Bei mir das Gleiche.” Und dann zwang sie ihre Lippen in eine grimmige, schmale Linie. Sie erinnerte sich an Severns letzte Tat.
    Er merkte es und sah sie unbewegt an. “Elia – Kaylin”, berichtigte er sich, “es war nicht –”
    Doch sie hob eine Hand. Sie wollte es nicht hören.
    Severn trat einen Schritt auf sie zu, und ihre Hand fiel automatisch auf einen ihrer Dolche. Er ignorierte es. Sie schloss ihre Hand fester.
    Die Rettung kam aus einer unerwarteten Quelle.
    “Wenn ihr beide so weit seid”, sagte Tiamaris und blickte auf die sehr hohen Fenster der Umkleidezimmer, “wir sind spät dran.”
    “Für was?”
    “Es gibt nur wenige Stunden Tageslicht, und nicht einmal ich will bei Nacht in den Kolonien sein.”
    Die Hallen der Gesetze wurden langsam immer kleiner.
    Tiamaris war groß und seine Schritte lang. Kaylin musste sich tatsächlich beeilen, um mit ihm gleichauf zu bleiben, und das hasste sie.
    Vielleicht wäre sie größer, wenn ihre mickrigen Wachstumsschübe nicht im Winter gekommen wären. Damals hatte sie noch in den Kolonien gelebt, und Nahrung war knapp gewesen. Und jetzt, wo genug da war? War sie keinen Zentimeter größer geworden. Sie würde nie groß sein. Und Tiamaris? Hatte wahrscheinlich in seinem ganzen Leben niemals Hunger gelitten.
    Nein, sie musste fair bleiben. Sie hatte keine Ahnung, wie das Leben eines Drachen aussah. Sie kannte nur ihr eigenes. Und sie wusste, dass Severn, verflucht sollte er sein, kein Problem hatte, mit dem Drachen Schritt zu halten. Severn? Hatte ebenfalls Hunger gelitten. Bis auf die Knochen. Dürr und bleich war er davon gewesen. Sie hatten diese schlimmen Zeiten zusammen überstanden.
    Sie kam gefährlich nahe in das Land von Was-wäre-wenn und gab sich in Gedanken einen festen Klaps. Sie hatte ihre Hand verbunden, aber sie ballte sie dennoch nervös zusammen und betrachtete Severns Rücken. Er hatte den Kristall genommen. Er hatte versucht, ihr den Schmerz zu ersparen. Warum?
    Sie könnte sich fast vorstellen, dass er sich wirklich geändert hatte. Dass er die Kolonien hinter sich gelassen und sich geändert hatte. Den Gedanken hasste sie. Und warum? Hatte sie nicht das Gleiche getan? War es nicht sogar ganz genau das, was sie auch getan hatte?
    Sie blickte auf und sah die Flagge der Falken auf ihrem hohen Turm flattern. Einen Augenblick blieb sie stehen und hoffte, das Geräusch des schweren Segeltuchs im Wind zu hören. Aber sie war an die Erde gebunden. Merkwürdig, dass es immer die unerreichbaren Dinge waren, die ihr als Halt gedient hatten.
    Nein, dachte sie, fast befreit von den Schatten, die die hohen Türme auf sie warfen. Sie hatte nur ihren Namen geändert. Und jetzt ging sie zurück nach Hause.
    Weil sie dem Falkenlord diente und der Falkenlord es befohlen hatte.
    Die reichsten Kaufleute drückten sich mit ihren Niederlassungen gerne in den Schatten der Hallen. Sie säumten die Straßen, und ihre Fenster waren bestückt mit ebenso teuren Kleidersäcken und Kunden. Hier gab es Juweliere – und wozu, dachte sie bitter, waren die schon gut? Man konnte die blöden Waren, die sie produzierten, nicht essen, und sie halfen auch nicht dagegen, im Winter zu erfrieren – und Tuchmacher, was nur ein schönes Wort für Schneider war. Es gab Schwertschmiede, Pfeilmacher, Kräuterhändler und den einen oder anderen Buchmacher. Als sie zum ersten Mal von denen gehört hatte, hatte sie sich mit einer Tasche voll

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