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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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Runden.
    “Hat dein Kristall uns auch gesagt, wo zum Teufel wir hingehen?”, fragte Severn sie.
    “In welche Hölle?” Die Frage war, wenn man die Umstände bedachte, fast angemessen. “Ja”, antwortete sie dann. “Zu Brechts alter Spelunke.”
    “Brecht? Der lebt noch?”
    “Anscheinend.” Sie zuckte mit den Schultern. “Vielleicht ist er sogar nüchtern.”
    Severn schnaufte. Und zuckte mit den Schultern. Seine Hände hielt er allerdings nur ein kleines Stück von seinem langen Messer entfernt. Eines Tages – zum Beispiel, wenn eine der Höllen zufror – würde sie ihn fragen, ob sie es sich ansehen durfte. Durch den kurzen Blick, den sie darauf hatte erhaschen können, wusste sie zumindest, dass es gute Arbeit war. “So viel zu den Gefahren. Warum Brecht?”
    “Er hat die zweite Leiche gefunden.”
    Severn zuckte zusammen. “Dann ist er auf keinen Fall nüchtern”, sagte er.
    Eine Stunde war vergangen.
    Sie waren von den Außenbezirken der Kolonien ins Herz von Nightshade gewandert, das den Ruf hatte, von allen Kolonien den sauberen, gesetzestreuen Straßen der oberen Stadt am ähnlichsten zu sein. Wegen seiner Ausmaße hatte es auch den Ruf, seine Armeen offensichtlicher zu platzieren, als das in den Kolonien normalerweise der Fall war.
    Kaylin und Severn wussten, wie man sich vor den Streifengängern versteckt hielt. Auch nach sieben Jahren war es ihnen noch in Fleisch und Blut übergegangen.
    Tiamaris war grimmig und still, und er folgte ihnen, wohin sie führten – normalerweise in den Windschatten einer düsteren Gasse, oder unter den Überstand eines klapprigen Verkaufswagens – wenn eine dieser Streifen vorüberging.
    Aber Streife war genau das falsche Wort. Es roch nach Disziplin und Ordnung, und in Nightshade waren das fast Schimpfwörter. Sie trafen auf jeden Fall nicht zu.
    “Warum genau verstecken wir uns?”, fragte Tiamaris, als sie sich zum siebten Mal um eine Ecke stahlen und schnell davonliefen.
    Sie sahen einander fast schuldbewusst an und dann zu Tiamaris. Severn antwortete für sie beide mit einem kurzen Schulterzucken.
    “Weil du ein Drache bist?”, sagte Kaylin und dachte sich schon, dass das eine sehr armselige Ausrede war. Sie wusste, dass vielleicht einer von hundert der kleinlichen Schläger der Kolonien einen Drachen erkennen könnte, und das wahrscheinlich erst ein paar Sekunden, ehe er sterben musste. Oder danach, in den Kolonien gab es durchaus einige Menschen, die dumm genug waren, nicht zu wissen, wann sie tot zu sein hatten.
    Tiamaris hob eine dunkle Augenbraue. Seine Augen waren golden. Er fühlte sich hier nicht bedroht. Und weil er das nicht tat, würde er es auch nicht werden. So funktionierte es eben.
    “Na gut”, sagte sie. Sie streckte sich aus ihrer stummen Hocke und sah Severn skeptisch an. Ein träges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und ließ die Narbe über seinem Kinn weißer erscheinen. Es war die letzte Narbe, deren Entstehen sie miterlebt hatte. Damals hatte sie noch geblutet.
    “Ich sollte euch beiden wahrscheinlich erst einmal sagen”, schob sie nach und strengte sich sehr an, es nicht wie eine Entschuldigung klingen zu lassen, “dass der Falkenlord jedwede unnötigen Todesfälle in den Kolonien untersagt hat, während wir unsere Untersuchungen durchführen.”
    “Definiere unnötig.” Severns Gesicht war steif wie eine Maske. Die Maske eines Wolfes. Sie konnte sich gut vorstellen, dass er sich bei den Schattenwölfen zu Hause gefühlt hatte. Die Schatten – egal ob Falke, Wolf oder Schwert – verabschiedeten sich von ihren Mitgliedern normalerweise mit einem althergebrachten Ritual: Sie vergruben ihre Leichen irgendwo, wo sie niemand finden konnte. Sie konnte nicht verstehen, wieso er sie verlassen hatte. Oder wieso sie ihn hatten gehen lassen.
    Sie wollte es, wenn sie ehrlich war, auch gar nicht wissen.
    Sie zuckte mit den Schultern. “Frag den Falkenlord. Es ist sein Befehl.”
    “Interessant”, sagte Tiamaris leise.
    “Wieso interessant?”
    “Die Gesetze der Kolonien werden von den Kolonien selbst bestimmt. Sogar die Lords der Gesetze müssen sich dem unterwerfen.”
    Sie zuckte mit den Schultern.
    Er zog die Augenbrauen enger zusammen. “Bist du immer so impulsiv?”
    Sie zuckte wieder mit den Schultern. “Ich komme auch immer zu spät, falls dich das tröstet.” Und weil sein herablassender Ton sie nervte, hörte sie da nicht auf. “Du glaubst, er will den Koloniallord nicht verärgern.”
    “Ich glaube,

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