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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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wieder. Doch statt Angst oder Abscheu spürte sie Neugierde, und sie ließ sich davon leiten. Die Zeichen, die ersten, hatten sich verändert im Laufe der –
    Sie schluckte. Darüber konnte sie hier nicht nachdenken.
    “Sie haben sich verändert”, sagte er leise. “Nach den ersten Toten.” Er klang nicht überrascht. Im Grunde hatte sie den Verdacht, dass er sie bereits untersucht hatte. Sie fragte nicht, wann, das war sie ihm schuldig. Er starrte das Spiegelbild an, und die Schrift auf jedem der Bilder, die er ausgesucht hatte, wurde größer. Er wählte einen Bereich der Male aus. Sie konnte sehen, dass sie sich verdunkelt hatten – dazu musste man sich nicht lange mit ihnen befassen.
    Sie konnte aber auch sehen, dass ein Teil des verschlungenen Musters sich verändert hatte.
    “Ich … glaube schon.”
    “Wann hast du deine Gabe zum ersten Mal eingesetzt?”
    Sie sah den Falkenlord zum ersten Mal an.
    “Er weiß davon”, antwortete der Falkenlord gelassen. “Die Magier nicht. Was hast du dir bloß –”
    “Gedacht?”
    “Ich bezweifle, dass das das richtige Wort ist.”
    Sie schwieg eine ganze Minute lang. “Ich dachte, dass die Magier uns mehr nutzen würden, wenn sie mehr Informationen haben.”
    Der Drache und der Aerianer sahen sich an.
    “Ich will, dass es aufhört”, sagte sie verbittert. Ihre Hände begannen zu zittern, und sie rollte ihre Ärmel wieder hinunter. “Ich will nicht wieder in diesen Raum. Ich will nicht, dass noch jemand hergebracht wird. Nicht deswegen. Nicht wegen
denen
.”
    “Und dich zu offenbaren würde das wie genau bewirken?”
    Sie zuckte mit den Schultern. “Ich weiß nicht. Ihr habt immer gesagt, ich weiß die Magier nicht zu schätzen – das stimmt auch –, aber ich weiß auch nicht immer, wie die Fetzen von Informationen, die ich zusammentrage, zusammenpassen.”
    “Bewundernswert”, sagte der Falkenlord, als wäre es alles andere als das. “Aber in diesem Fall, fehlgeleitet. Ja, es würde ihnen tiefere Einblicke verschaffen – aber der Preis dafür wäre viel zu hoch. Dieses Risiko wirst du nicht noch einmal eingehen.”
    “Ja, Sir.” Sie zögerte. Tiamaris betrachtete immer noch die verschiedenen Male, als hoffte er, ihnen eine Bedeutung abzuzwingen. Sie ließ ihn. “Haben die Magier
irgendwas
Nützliches getan?”
    “So kenne ich meine Kaylin”, entgegnete der Falkenlord trocken. “Callantine hat eine Probe der Haut mitgenommen. Dann hat er sich mit seinen Anhängern zurückgezogen.”
    Sie verdrehte die Augen.
    “Ich glaube, er hat vor, das Orakel zu besuchen.”
    “Orakel?”
    “Ehe du deine nutzlose Verachtung auslebst, darf ich deine eigenen Worte wiederholen? Information kommt oft aus unerwarteten Quellen.”
    “Von den Orakeln würde ich nie etwas Nützliches erwarten”, sagte sie und machte sich nicht die Mühe, ihre Verachtung zu verbergen.
    Der Falkenlord entschloss sich, das zu übergehen. “Es hat drei Tote in den Kolonien gegeben, und zwar in kürzeren Abständen als bei ähnlichen Vorfällen in der Vergangenheit. Wenn die Magier sich auch nicht über die Gründe im Klaren sind, so wissen sie doch genau, dass drei nicht die gewünschte Zahl ist. Sie wissen, dass mehr folgen werden. Die Magier sind sich bei nichts in ihren Untersuchungen sicher, sie wissen nur, dass es sich um Magie handelt. Sie wissen, dass die Zeichen linguistisch sind. Sie wissen
nicht
, was die Zeichen bedeuten.”
    Tiamaris blickte auf. “Grammayre”, sagte er. Kaylin glaubte, dass er nicht merkte, dass er den Titel vergessen hatte, und auch dem Falkenlord schien es nicht aufzufallen. Kaylin würde er das niemals durchgehen lassen. Keinem der Falken würde er das. Was bedeutete Tiamaris dem Falkenlord?
    “Tiamaris?”
    “Hier.” Der Spiegel hatte sich verändert. Wann, wusste Kaylin nicht genau. “Das sind die Zeichen auf den Armen des Jungen. Und hier, hier und hier – die Zeichen an anderen Opfern. Wie Ihr wisst, sind es die gleichen.”
    Der Falkenlord nickte.
    “Das sind Kaylins Arme, als sie zum ersten Mal aufgetaucht sind. Das sind sie jetzt. Seht Ihr das Muster?”
    Der Falkenlord legte die Stirn nicht in Falten, sein Gesicht veränderte sich überhaupt nicht. Kaylin sah Tiamaris an. Dann blickte sie hinab auf ihre Arme. “Sie verändern sich”, sagte sie leise. “In das, was auf den anderen steht. Auf den Toten.”
    “Ja”, sagte Tiamaris ruhig. “Das habe ich auch gedacht.”
    Mehr als gedacht, er hatte die Beweise vor sich, sie

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