Keeva McCullen 4 - Tödliche Fesseln (German Edition)
ihm gleich zwei Dinge: auf der einen Seite eine dunkle Plastiktüte mit zusammengefalteter Kleidung, die unter einen der Sockel geschoben worden war - und auf der anderen Seite eine dicke, schwarze Spinne, die gerade in der Ecke die Wand hoch kroch ...
*
Harry Fulke fluchte ausgiebig. Er hätte doch warten sollen, bis Matthew endlich im Büro auftauchte. Dann hätte der diesen unappetitlichen Job übernommen - oder ihm wenigstens erklären können, warum er in seinem dämlichen Bericht nichts von dem Zustand dieses Abschnittes hier erwähnt hatte.
Die ersten paar Meter nach dem Eingang waren ja noch trocken und so unauffällig gewesen, wie man es bei einem schon lange kaum noch genutzten Bereich erwarten durfte. Doch recht bald war dieser komische Überzug an den Wänden erschienen.
Zuerst hatte Harry das ja für normale Spinnweben gehalten - hatte aber recht schnell seine Meinung geändert. Dafür waren es einfach zu viele. Der Mist klebte quasi überall - an den Wänden, an der Decke, sogar der Boden war damit überzogen und glänzte silbrig. Vorsichtig stakste Harry über diesen seltsamen Untergrund und erzeugte mit jedem seiner Schritte ein eigenartig raschelndes, klebriges Geräusch.
Widerlich!
Als er mit seiner lichtstarken Taschenlampe in einen der Nebengänge leuchtete, erschrak er. Dort hing dieses netzartige Zeug so dicht von der Decke und den Wänden, dass es den Gang geradezu zu verschließen schien. Was war das nur? Irgendeine Pflanze oder eine Flechte? Harry hatte so etwas noch nie zuvor gesehen.
Als er am nächsten Gang vorbeikam, leuchtete er erneut herein. Auch hier hing dieses unheimliche Material, sogar noch dichter als in dem anderen Gang. Er blieb kurz stehen und leuchtete die hellgraue Fläche ab. Sie war farblich nicht einheitlich, sondern mit dunklen Tupfen gesprenkelt und - ja, sie bewegte sich leicht. Als wenn ein Windhauch sie aufblähte. Nur dass es hier unten üblicherweise keinen Wind gab, höchstens mal einen Luftstoß, wenn mehrere Tore gleichzeitig geöffnet waren.
Angewidert und fasziniert zugleich ging Harry ein paar Schritte in den Seitengang hinein, um sich das einmal aus der Nähe anzusehen … und wich entsetzt zurück, als er erkannte, um was es sich bei den dunklen Tupfen handelte: Spinnen! Hunderte, nein tausende von kleinen Spinnen!
Wo gab es denn so was? Das war doch eindeutig nicht mehr normal und hätte Matthew gestern auf alle Fälle auffallen müssen! Aber der Kerl hatte in seinem Bericht nicht ein einziges Wort über Spinnen geschrieben.
Unentschlossen blickte Harry in den ausladenden Gang vor sich. Hier waren die Spinnweben - jetzt wusste er, dass es sich doch darum handelte - nicht ganz so dicht wie in den Nebengängen. Aber auch hier bedeckten sie bereits jede freie Fläche und wenn er genauer hinsah, konnte er die kleinen, dunklen Punkte emsig herum huschen sehen. Er wollte hier raus, aber schnell!
Hektisch leuchtete er den Tunnel mit seiner Lampe aus, bis sein Blick auf eine ungefähr fußballgroße dunkle Erhebung mitten im Gang, etwa fünf Meter vor ihm, fiel.
„Gut, soweit werde ich noch gehen, aber keinen Schritt weiter“, murmelte er und fasste sich ein Herz.
Kurz darauf betrachtete er mit aufkeimendem Entsetzen den Gegenstand zu seinen Füßen - und es brauchte eine Weile, bis sein Verstand registrierte, um was es sich dabei handelte.
Seine Mutter besaß ein kleines, ebenerdiges Haus mit einem Garten, in dem unzählige Spinnengenerationen ihr Leben verbracht hatten. Harry wusste daher, wie die abgestreifte Haut einer Spinne aussah. Aber er wusste auch, dass diese normalerweise nicht die Größe einer ausgewachsenen Katze hatte - so wie das bräunliche, leicht transparente Exemplar, das mit zusammengekrümmten, leeren Beinen vor ihm auf dem silbrig glänzenden Boden lag …
*
„Bitte öffnen Sie die Tür, hier ist die Polizei!“
Der Polizeibeamte klopfte energisch gegen die Wohnungstür von Matthew Stapleton.
Eine Angestellte der Firma Thames Water hatte die Polizei informiert, weil Mr Stapleton nicht bei der Arbeit erschienen war und auch nicht auf Telefonanrufe reagierte - und das, obwohl er in den letzten Jahren noch nie unentschuldigt gefehlt hatte. Zudem hatte die leicht hysterisch klingende Frau gemeint, in dem Abschnitt, in dem er gestern gearbeitet hätte, wären mutierte Spinnen unterwegs, die sich die Polizei auch einmal ansehen sollte.
Nun, für Spinnen-Spinnereien - der Polizist lächelte über sein Wortspiel - fühlte
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