Keeva McCullen 4 - Tödliche Fesseln (German Edition)
er war dankbar darüber, dass der arme Mann das nicht bei lebendigem Leibe über sich hatte ergehen lassen müssen.
Edward seufzte und drehte sich von der Leiche weg. Er redete noch ein paar Worte mit seinen Leuten, dann verließ er die Wohnung des Opfers. Vorerst hatte er genug gesehen.
Aus dem Gespräch mit einem Arbeitskollegen und der Frau, die die Polizei informiert hatte, wusste Edward, dass der Tote gestern in einem entlegenen Abschnitt des weitläufigen Abwassernetzes eine Reklamation überprüft hatte. Dabei hatte er lediglich einen Klumpen irgendeines undefinierbaren Materials aus einem verstopften Rohr geholt und danach Feierabend gemacht. Weiter war ihm offensichtlich nichts aufgefallen.
Von dem Kollegen des Mannes, Harry Fulke, wusste Edward jedoch, dass heute in demselben Abschnitt der Kanalisation nicht nur überall unzählige kleine Spinnen ihre Netze gewoben hatten, sondern dass dort noch mindestens ein weiteres Exemplar dieser Monsterspinnen frei herumlief. Der Arbeitskollege hatte nämlich eine abgestreifte Spinnenhaut von enormer Größe entdeckt, daraufhin das Tunnelsystem fluchtartig verlassen und unverzüglich dafür gesorgt, dass die Polizei alarmiert wurde. Die einzig richtige Reaktion, wie Edward fand.
Allerdings glaubte dieser Mr Fulke, dass der Tote gestern die gleichen Spinnweben bemerkt haben musste - und darüber in seinem Bericht nur nichts erwähnt hatte. Nun, diese Meinung teilte Edward nicht. Das ergäbe einfach keinen Sinn. Aus welchem Grund hätte ein als zuverlässig und bedächtig bekannter Mann eine solche Information unterschlagen sollen?
Nein, es sah vielmehr danach aus, als wäre der Spinnenbefall gestern einfach noch nicht so auffällig gewesen. Und das wiederum bedeutete … dass sie sich rasant vermehrten.
Edwards Besorgnis nahm weiter zu. Wenn diese Monsterspinnen sich noch immer so schnell entwickelten, dann würden sie unglaublich rasch zu einer enormen Bedrohung werden.
Er fasste einen Entschluss. Das war nichts, mit dem er alleine fertig wurde. Er musste mit Liam sprechen, sofort!
*
Liam McCullen hörte mit ernstem Gesicht zu. Edward hatte ihn am Handy erwischt, der ehemals berühmte Dämonenjäger befand sich gerade nicht in der Stadt, sondern ungefähr hundert Meilen nördlich, auf einer kleinen Auktion, bei der antike Möbel versteigert wurden. Sein Schwiegervater Robert Paddock führte inzwischen den kleinen Antiquitätenladen, für den er hier Nachschub zu ergattern trachtete.
Er war schnell aus dem Saal gegangen, als der Anruf gekommen war, und nun verfinsterte sich sein Gesicht mit jedem weiteren Wort, das er hörte.
„Nein, du hast recht, das sieht gar nicht gut aus“, meinte er, als Edward schließlich fertig war mit seinem Bericht. „Das erfordert auf alle Fälle ein rasches Eingreifen.“
Er lauschte erneut.
„Ich bin mir nicht sicher, ob ein Dämon an der Sache beteiligt ist“, antwortete er dann auf Edwards Frage. „Aber irgendeine Form von Magie ganz bestimmt. Daher wäre es auf alle Fälle sinnvoll, einen Dämonenjäger in die Sache mit einzubeziehen.“
Wieder unterbrach ihn Edward. Liam hörte eine Weile zu, dann nickte er zustimmend.
„Ja, das stimmt. Robert ist zu alt dafür. Und ich bin nicht schnell genug in der Stadt - und hätte dir aus bekannten Gründen möglicherweise sowieso nicht helfen können. Versuche es ruhig mit diesem Shane Truax, er scheint mir ein fähiger Bursche zu sein. Und - Edward, warte, eines noch“, rief er laut in sein Handy, ehe dieser voreilig einhängen konnte, „richte ihm bitte etwas von mir aus. Sag ihm, Feuer wäre die Waffe der Wahl ...“
*
„Und als Gestaltwandler kannst du jede beliebige Form annehmen?“, löcherte Keeva gerade Theobald Truax mit Fragen.
Sie saßen zu dritt - Shanes Rolle beschränkte sich momentan auf die des Zuhörers, wie in letzter Zeit immer, wenn Keeva auf seinen Großvater traf - in der gemütlichen Küche des alten Dämons, und aßen Scones, die Keeva sich von Emma hatte mitgeben lassen. Dazu gab es Tee und Clotted Cream. Keeva liebte diese fette, sahneartige Creme - aber sie kannte auch noch keine Gewichtsprobleme. Emma beneidete sie deswegen häufig.
Theobald schluckte den letzten Bissen seines Gebäcks herunter und schüttelte milde lächelnd den Kopf.
„Tja, ganz so überragend sind unsere Fähigkeiten leider nicht. Oder soll ich sagen: glücklicherweise?“
Er goss allen noch etwas von dem Tee ein.
„Nun“, sprach er weiter, „je mehr sich
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