Kehrseite der Geschichte unserer Zeit (German Edition)
l'Écu de France in Mortagne fand dann statt. Alle Angeklagten trafen sich dort in verschiedenen Verkleidungen. Hier versicherten sich nun Léveillé, die Dame Bryond, Dubut, Herbomez, Boislaurier und Hiley, der gewandteste der Complicen zweiten Ranges, wie Cibot der frechste war, der Mitwirkung eines gewissen Vauthier, genannt Vieux-Chêne, eines früheren Dieners des berüchtigten Longuy, der damals Stallknecht in dem Hotel war. Vauthier willigte ein, die Dame Bryond zu benachrichtigen, wann der Wagen mit der Kasse zu erwarten sei, der gewöhnlich in diesem Hotel Station macht.
Der Augenblick des Handelns war bald für die vereinigten angeworbenen Briganten gekommen, die man auf Anordnung von Courceuil und Léveillé an verschiedenen Stellen, bald in der einen, bald in der andern Gemeinde untergebracht hatte. Die Gesellschaft arbeitete unter dem Schutze der Dame Bryond, die den Briganten noch einen andern Zufluchtsort in einem unbewohnten Teile des Schlosses von Saint-Savin gewährte, in dem sie mit ihrer Mutter einige Meilen von Mortagne entfernt seit der Trennung von ihrem Gatten wohnte. Die Briganten, mit Hiley an ihrer Spitze, verbargen sich dort und brachten daselbst mehrere Tage zu. Die Dame Bryond sorgte mit ihrem Kammermädchen Godard selbst dafür, daß alles für die Unterbringung und Ernährung solcher Gäste Erforderliche besorgt wurde. Sie beschaffte sich Strohsäcke dazu, sie besuchte die Briganten in dem Asyl, das sie ihnen verschafft hatte, und erschien mehrmals mit Léveillé bei ihnen. Die Vorräte und Lebensmittel wurden unter der Leitung von Courceuil beschafft, den Rifoël und Boislaurier damit beauftragt hatten.
Die Zeit für die Ausführung kommt nun heran, alle sind mit Waffen versehen; die Briganten verlassen ihr Versteck in Saint-Savin und rücken bei Nacht in der Erwartung der transportierten Kasse aus, und das Land gerät in Schrecken über wiederholte von ihnen verübte Angriffe.
Es ist unzweifelhaft, daß die Attentate in La Sartinière, in Vonay, im Schlosse von Saint-Seny von dieser Bande ausgeführt wurden, deren Frechheit ihrer Schnelligkeit gleichkam und die einen so großen Schrecken zu verbreiten verstand, daß alle ihre Opfer Stillschweigen bewahrten, so daß die Justiz auf Vermutungen angewiesen blieb.
Aber während sie von Käufern von Nationalgütern Geld erpreßten, erforschten sie sorgfältig das Gehölz von le Chesnay, das sie zum Schauplatz ihrer Verbrechen ausgewählt hatten.
Nicht weit davon liegt das Dorf Louvigny. Hier wird eine Herberge von den Brüdern Chaussard gehalten, früheren Jagdwärtern der Herrschaft Troisville; in dieser Herberge sollte das letzte Rendezvous der Briganten stattfinden. Den beiden Brüdern war die Rolle, die sie zu spielen hatten, vorher bekannt; Courceuil und Boislaurier hatten sie seit langer Zeit bearbeitet, um ihren Haß gegen die Regierung unseres erhabenen Kaisers wiederanzufachen, und ihnen angekündigt, daß unter den Gästen, die kommen würden, sich Bekannte von ihnen, der gefürchtete Hiley und der nicht weniger gefürchtete Cibot, befänden.
In der Tat erschienen am sechsten die sieben Banditen unter Führung Hileys bei den Brüdern Chaussard und brachten dort zwei Tage zu. Am achten führte der Anführer die Gesellschaft weg, sagte ihnen, daß sie drei Meilen zu marschieren hätten, und befahl den beiden Brüdern, ihnen Proviant zu verschaffen, der dann an einem Kreuzweg nahe beim Dorfe niedergelegt wurde. Hiley kehrte darauf allein zum Übernachten zurück.
Zwei Leute zu Pferde, die die Dame Bryond und Rifoël gewesen sein müssen – denn es ist bewiesen, daß diese Dame Rifoël bei seinen Streifzügen zu Pferde und als Mann verkleidet begleitete – erschienen am Abend und hatten eine Unterredung mit Hiley.
Am nächsten Tage schrieb Hiley einen Brief an den Notar Léveillé, den einer der Brüder Chaussard besorgte, der auch gleich wieder die Antwort zurückbrachte.
Zwei Stunden später kamen die Dame Bryond und Rifoël an, um mit Hiley zu reden.
Bei all diesen Besprechungen und bei dem Kommen und Gehen stellte sich die Notwendigkeit heraus, in den Besitz eines Beils zu gelangen, um die Kassen aufzubrechen. Der Notar begleitete die Dame Bryond nach Saint-Savin zurück, wo man ebenfalls vergeblich nach einem Beil sucht. Der Notar kehrt zurück und trifft auf halbem Wege Hiley, dem er mitteilt, daß man kein Beil habe.
Hiley begibt sich in die Herberge, bestellt ein Abendessen für zehn Personen und bringt die
Weitere Kostenlose Bücher