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Kehrseite der Geschichte unserer Zeit (German Edition)

Kehrseite der Geschichte unserer Zeit (German Edition)

Titel: Kehrseite der Geschichte unserer Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Sie rannte also schnurstracks zu ihrem Herrn Barbet, während Gottfried seinen Anzug für den Besuch bei Herrn Bernards Tochter wechselte. Es schlug acht vom Kloster de la Visitation, auf der Turmuhr des Viertels, als der neugierige Gottfried leise an der Tür seines Nachbars klopfte. August öffnete; da es ein Sonnabend war, so hatte der junge Mensch den Abend für sich; Gottfried fand ihn mit einem kurzen Rock aus schwarzem Samt, blauseidener Krawatte und einer ziemlich guten schwarzen Hose bekleidet; aber sein Erstaunen, den jungen Mann so anders als sonst gekleidet zu sehen, schwand sofort, sobald er das Zimmer der Kranken betreten hatte: er begriff, weshalb der Vater und der Sohn hier gut angezogen sein mußten.
    In der Tat war der Gegensatz zwischen der elenden Behausung, die er am Morgen gesehen hatte, und dem Luxus dieses Zimmers so stark, daß Gottfried davon geblendet sein mußte, wenn er auch an das Raffinement und die Eleganz reicher Leute gewöhnt war.
    Die Wände waren mit gelber Seide, unterbrochen von grünseidenen Streifen von lebhafter Farbe, bespannt und machten das Zimmer außerordentlich freundlich, dessen Fußboden ganz mit einem Moketteteppich mit weißem, geblümtem Fond bedeckt war. Die beiden Fenster, die schöne, mit weißer Seide gefütterte Vorhänge hatten, bildeten gleichsam zwei Bosketts, mit so viel Jardinieren waren sie vollkommen ausgefüllt. Stores ließen nichts von dem Reichtum, der in diesem Viertel so selten war, von draußen erkennen. Die in Leimfarbe ganz weiß gestrichene Holztäfelung wurde von einigen goldenen Streifen belebt.
    An der Tür hing eine schwere, mit fein aufgenähter Stickerei geschmückte Portiere, die jedes von außenkommende Geräusch abhielt. Diese prächtige Portiere war von der Kranken verfertigt worden, die wie mit Feenfingern arbeitete, wenn sie ihre Hände gebrauchen konnte.
    Im Hintergrunde des Zimmers, der Tür gegenüber, befand sich der Kamin, mit grünem Sammet bekleidet und mit einer ausgesuchten Garnitur geschmückt, den letzten Überbleibseln des Reichtums der beiden Familien; sie bestand aus einer merkwürdigen Uhr, (ein Elefant trug einen Porzellanturm, aus dem eine Unzahl von Blumen heraushingen) aus zwei Kandelabern gleichen Stils und aus kostbaren Chinaarbeiten. Der Aschenkasten, die Feuerböcke, die Feuerschaufeln und -zangen, alles war äußerst kostbar.
    Die größte der Jardinieren stand in der Mitte des Zimmers unter einem an einer Rosette hängenden Kronleuchter von Porzellanblumen.
    Das Bett, in dem die Tochter des Beamten lag, war eins von den schönen Betten aus geschnitztem Holz, in Weiß und Gold gehalten, wie sie zur Zeit Ludwigs XV. hergestellt wurden. Am Kopfende stand ein hübscher Tisch mit eingelegter Arbeit, auf dem sich alles für ein solches Leben im Bette Erforderliche befand. An der Wand war ein zweiarmiger Wandleuchter befestigt, der mit einer leichten Handbewegung hin und her geschoben werden konnte. Ein außerordentlich bequemer, den Bedürfnissen der Kranken angepaßter kleiner Tisch stand neben ihr. Das Bett hatte eine prachtvolle Steppdecke und aufgenommene Vorhänge und war ganz überdeckt mit Büchern und einem Handarbeitskorb; ohne die beiden Kerzen des beweglichen Wandleuchters hätte Gottfried die Kranke nur schwer hinter all diesen Dingen entdecken können.
    Sie war nur noch ein Antlitz mit sehr weißem, um die Augen von den Schmerzen dunkel gewordenem Teint, in welchem Feueraugen brannten, und das als Hauptschmuck prachtvolles schwarzes Haar zeigte, dessen viele Riesenwellen in Locken herabhingen und zeigten, daß die Frisur die Kranke einen großen Teil des Morgens in Anspruch nahm, was sich auch aus einem tragbaren Spiegel am Fuße des Bettes ersehen ließ.
    Nichts von modernem Raffinement fehlte hier. Verschiedenes Spielzeug, womit sich die arme Wanda die Zeit vertrieb, bewies, wie die väterliche Liebe sich bis zum Unsinnigen verstieg.
    Der Alte erhob sich von einem prächtigen, in weiß und gold gehaltenen Lehnstuhl im Stile Ludwigs XV., der mit einer Stickerei bezogen war, und ging Gottfried einige Schritte entgegen, der ihn sicher nicht wiedererkannt hätte, denn das sonst so kühle strenge Gesicht hatte den heiteren Ausdruck, wie er alten Herren eigen ist, die die vornehmen Manieren und das gewandte Auftreten von Hofleuten beibehalten haben. Sein gesteppter brauner Rock stand in Einklang mit der Pracht ringsum, und er schnupfte aus einer goldenen, diamantenbesetzten Tabaksdose!...
    »Hier, mein

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