Kein Alibi: Roman (German Edition)
sie überhaupt unter Anklage stellt, wenn ich mit einem Büschel Haare und einem Gewürz ankomme.«
»Gewürz?«, fragte Mason.
»Nelken sind kein Gewürz«, konterte Steffi gereizt.
»Ist doch egal«, schrie Hammond.
»Er hat Recht.« Smilows leiser Zwischenruf ließ alle verstummen.
Steffi konnte nicht glauben, dass er Hammonds Meinung teilte, und Hammond wirkte genauso überrascht wie sie.
Mason interessierte sich für das, was Smilow zu sagen hatte. »Sie pflichten Hammond bei?«
»Nicht ganz. Meiner Ansicht nach ist Dr. Ladd in die Sache verwickelt. Wie und in welchem Ausmaß, weiß ich noch nicht. Sie war am Samstag bei Pettijohn. Ich hege den leisen Verdacht, dass dies nicht in der besten Absicht geschah. Warum sollte sie sonst zum Vertuschen Lügen über Lügen auftürmen? Trotzdem hat Hammond, von einem legalen Standpunkt aus Recht. Wir haben keine Waffe. Und kein –«
»Motiv«, ergänzte Hammond.
»Genau.« Smilow lächelte säuerlich. »Falls sie nicht mit Pettijohn intim war, ist es eigentlich wirklich egal, ob sie mit jedem Mann in Charleston schläft. Was schert es uns, ob jemand bei ihr ohne ersichtlichen Grund eingebrochen hat? Es ist merkwürdig, aber nicht illegal, Tausende Dollar in einem Privatsafe zu horten, wo es doch, nur wenige Schritte von ihrem Haus entfernt, mehrere Bankfilialen gibt.
Soweit ich bisher ihren Charakter einschätzen kann, würde sie sich lieber zum Tode verurteilen lassen, als das Vertrauen eines Patienten zu verraten, selbst wenn dieser Patient ihre einzige Verteidigung wäre. Nicht dass ich die Geschichte glaube, sie hätte im Namen eines Patienten eine Nachricht überbracht. Das tue ich
nicht. Genauso wenig, wie ich ihr den Unsinn mit dem Besuch auf dem Jahrmarkt und alles Übrige abnehme.
Ich habe jemanden in ihrer Heimat Tennessee herumschnüffeln lassen, aber bisher hat er, außer ihren Schulzeugnissen, noch nicht viel ausgegraben. Sollte Pettijohn je im Staate Tennessee gewesen sein, dann hat er dort keinerlei Spuren hinterlassen.«
»Also«, meinte Mason, »sagt sie entweder die Wahrheit, oder sie hat ihre Spuren gut verwischt.«
»Ich tendiere zu Letzterem«, sagte der Detective. »Irgendetwas verbirgt sie, ich weiß nur nicht, was.«
Steffi sagte: »Aber wenn du –«
»Hat er nicht.«
»Wenn du ein Motiv hättest –«
»Hat er aber nicht.«
»Hammond, halt die Klappe und lass mich reden«, fuhr sie ihn an.
»Bitte.« Mit einer Handbewegung überließ er ihr das Feld. Sie wandte sich an Smilow. »Falls du eine Verbindung herstellen könntest und ein Motiv fändest, könntest du dann mit unserem bisherigen Beweismaterial weitermachen?«
Smilow schaute zu Hammond hinüber. »Das liegt an ihm.«
Nach einem bösen Blick auf Smilow schaute Hammond verstohlen zu ihr hinüber. Anschließend wanderte sein Blick zu Mason weiter, der offensichtlich gespannt auf seine Antwort wartete. Schließlich sagte er: »Tja, mit dem, was wir haben, könnte ich schon weitermachen, aber es würde mich verdammt viel Überwindung kosten.«
24
»Weißt du, Davee, dass du damit sehr schlechten Geschmack verrätst?«
»Sehr.« Am liebsten hätte Davee Pettijohn vor Selbstzufriedenheit geschnurrt, während sie ihr leeres Longdrinkglas gegen ein
volles eintauschte, das ihr der Kellner vorbeibrachte. »Wie gesagt, Hammond, ich weigere mich, die Scheinheilige zu mimen.«
»Dein verstorbener Ehemann wurde erst gestern beerdigt.«
»Liebe Güte, erinnere mich nicht daran. Was für ein irrwitzig tristes Ereignis. Hast du dich nicht zu Tode gelangweilt?«
Wider Willen lächelte Hammond und bedankte sich beim Kellner für seinen frisch gemixten Drink. »Darüber wird man noch nach Jahren reden.«
»Das sollen sie auch, mein Schatz«, meinte Davee. »Mit dieser kleinen Soiree wollte ich sämtliche bissigen Weiber treffen, die über mich herziehen werden, egal, was ich mache. Warum dann nicht gleich ganz offensiv?«
Diese Party als kleine Soiree zu bezeichnen, war schlicht untertrieben. Im Erdgeschoss des Pettijohnschen Anwesens wimmelte es von Freunden, Bekannten und Wichtigtuern, die mit ihrem extravaganten Lebensstil bewusst aneckten. Ihnen war es restlos egal, ob die Witwe am Tag nach der Beerdigung ihres Mannes eine Party gab. Als Totenwache ließ sich die Veranstaltung jedenfalls gewiss nicht deuten. Es war ein Bacchanal, höchst ungebührlich und zur falschen Zeit, aber so war es ja schließlich geplant.
»Lute wäre darüber stocksauer, oder? Ihn würde der
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