Kein Alibi: Roman (German Edition)
aussagen als über sie.«
»Es war ein fieser Versuch, sie aufs Glatteis zu führen«, schnaubte Hammond.
Steffi ignorierte seine mürrische Bemerkung. »Also bist du nicht ernsthaft überzeugt, dass sie in der Hotelsuite auf die Knie gegangen ist und Pettijohn einen geblasen hat?«
Smilow grinste. »Vielleicht war das der Grund für seinen Schlaganfall.«
Hammond stemmte sich buchstäblich von der Wand ab. »Entwickelt sich die Erörterung von Dr. Ladds Sexleben zum Kernpunkt dieser Konferenz? Wenn ja, dann hätte ich Wichtigeres zu tun.«
Smilow deutete mit dem Kinn zur Tür. »Sie können gern gehen.«
»Was gibt es sonst noch zu besprechen?«
»Den Einbruch an ihrer Hintertür.«
»Den hat sie erklärt.«
Steffi wurde zunehmend ungeduldig mit Hammonds Begriffsstutzigkeit. »Diese Erklärung hast du doch nicht geglaubt, oder? Auch in dieser Hinsicht hat sie klar gelogen, genauso wie sie bisher über alles und jedes gelogen hat. Was ist mit dir los? Normalerweise kannst du doch eine Lüge zehn Meilen gegen den Wind riechen.«
»Sie behauptet, der Einbruch sei Monate her«, meinte Smilow, »aber das gesplitterte Holz war noch nicht verwittert, sondern ganz frisch. Auch die Kratzer am Metallschloss sahen neu aus. Aber lassen wir mal die Anzeichen für einen frischen Einbruch beiseite. Bei einer derart gepflegten Frau und einem so makellosen Haus kann ich mir nicht vorstellen, dass sie bis zur Reparatur Monate vergehen lässt.«
»Es bleibt immer noch eine Mutmaßung«, sagte Hammond. »Alles. Jeder Punkt.«
»Aber es deswegen zu negieren, wäre absurd«, argumentierte Steffi.
»Nicht absurder, als ein Bündel zusammenhangloser unbegründeter Behauptungen zusammenzufassen und für Tatsachen zu erklären.«
»Einige davon sind Tatsachen.«
»Warum willst du unbedingt, dass sie schuldig ist?«
»Warum willst du unbedingt, dass sie unschuldig ist?«
Urplötzlich herrschte Schweigen. In die aufgeladene Stille dröhnte das Klopfen an der Tür wie ein Kanonenschlag.
Monroe Mason öffnete und steckte den Kopf herein. »Als ich erfuhr, dass Dr. Ladd erneut verhört wird, dachte ich, ich komme
mal rüber und schaue, wie’s so läuft. Schätzungsweise nicht allzu gut. Ich hab das Gebrüll schon an der Sicherheitstür gehört.«
Sie nuschelten eine Begrüßung; dann sagte keiner ein Wort.
Schließlich wandte sich Mason an Steffi: »Sie sind doch normalerweise so geradeheraus. Was stimmt hier nicht? Hat euch der Fuchs die Zungen geklaut? Wobei habe ich gestört?«
Erst nach einem verstohlenen Blick auf Hammond und Smilow sah sie Mason an. »Bei der Durchsuchung von Dr. Ladds Haus wurden einige interessante Dinge gefunden. Hammond und ich waren gerade dabei abzuwägen, inwieweit sie für den Fall relevant sind. Nach Smilows Ansicht – und ich neige dazu, ihm beizupflichten – liefern sie stichhaltige Beweise gegen sie.«
Er wandte sich an Hammond. »Du teilst die Ansicht der beiden offensichtlich nicht.«
»Meiner Meinung nach haben wir bisher null in der Hand. Die beiden heizen sich daran auf, aber sie müssen den Fall ja auch nicht vor dem großen Schwurgericht vertreten.«
Steffi begriff, dass die nächsten Augenblicke über ihre Zukunft entscheiden könnten. Hammond war Monroe Masons Schützling. Erst heute Morgen, als sie ihrer Besorgnis bezüglich seiner offensichtlichen Gleichgültigkeit gegenüber dem Fall Ausdruck verliehen hatte, hatte Mason ihn sofort in Schutz genommen. Vielleicht wäre es nicht sehr weise, seinem ungekrönten Nachfolger zu widersprechen.
Andererseits konnte sie nicht einfach nur deshalb eine perfekte Verdächtige laufen lassen, weil Hammond zimperlich geworden war. Wenn sie es richtig anstellte, würde Mason bei seinem Erben vielleicht eine eindeutige Schwäche entdecken, die er vorher nicht gesehen hatte. Einen Charakterfehler vielleicht, der die Effizienz eines unbeirrbaren Staatsanwalts einschränkte.
»Meiner Ansicht nach reicht das, was wir über Dr. Ladd zusammengetragen haben, völlig für eine Verhaftung aus«, erklärte sie. »Ich verstehe nicht, worauf wir noch warten.«
»Auf einen Beweis«, meinte Hammond knapp. »Wie wär’s denn damit?«
»Wir haben Beweise.«
»Dürftige Indizien, milde ausgedrückt. Der schlechteste Verteidiger von ganz South Carolina könnte mühelos alles aushebeln, worauf wir uns bisher verständigt haben. Aber Frank Perkins trennen nicht nur Meilen vom Schlechtesten, er ist der Beste. Ich bezweifle, ob das große Schwurgericht
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