Kein Alibi: Roman (German Edition)
Wichtigeres zu konzentrieren. »Für den Fall, dass Alex unbedingt ein Alibi brauchte, sollte ich es sein. Eigentlich war ich sogar das perfekte Alibi, weil ich sie nicht bloßstellen konnte, ohne selbst mit hineingezogen zu werden.«
Frank schaute ihn fragend an. »Würdest du dir die Mühe machen, das zu erklären?«
»Alex ist mir vom Charles Towne Plaza, wo ich mich mit Lute Pettijohn getroffen habe, bis aufs Volksfest gefolgt.«
Frank starrte ihn noch mehrere Herzschläge lang an, ehe er zur Bestätigung Alex anschaute. Sie nickte leicht. Frank stand auf, um sich noch ein Glas einzuschenken.
Während er dies tat, nützte Hammond die Gelegenheit, Alex anzuschauen. Ihre Augen waren feucht, aber sie weinte nicht. Er hätte sie so gerne in die Arme genommen. Und gleichzeitig hätte er sie am liebsten geschüttelt, bis die ganze Wahrheit herausfiel.
Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht wollte er gar nicht wissen, dass er genauso leichtgläubig gewesen war wie die geilen Jungs und die schmutzigen alten Männer, die bei ihrem Halbbruder Bobby für Gefälligkeiten bezahlt hatten.
Sollte seine Liebeserklärung der Wahrheit entsprechen, musste er auch damit fertig werden.
Frank begab sich wieder zu seinem Sessel. Während er das frisch gefüllte Glas auf der Lederplatte herumdrehte, fragte er: »Wer fängt an?«
»Ich hatte am Samstagnachmittag mit Pettijohn eine Verabredung«, konstatierte Hammond. »Auf seinen Wunsch. Ich wollte nicht hingehen, aber er bestand auf unserem Treffen und hat garantiert, es sei in meinem ureigensten Interesse.«
»Zu welchem Zweck?«
»Der Oberstaatsanwalt hatte mich beauftragt, gegen Pettijohn zu ermitteln. Davon hat er Wind bekommen.«
»Wie?«
»Darüber später mehr. Momentan genügt die Aussage, dass ich dicht davor stand, meine Ergebnisse dem großen Schwurgericht zu präsentieren.«
»Ich nehme an, dass Pettijohn ein Abkommen treffen wollte.«
»Richtig.«
»Was hat er im Gegenzug dafür angeboten?«
»Für den Fall, dass ich in meinem Bericht an den Oberstaatsanwalt keinen Anlass für eine Anklage sähe und Lute weiterhin wie gewohnt seinen Geschäften nachgehen ließe, versprach er, mich als Nachfolger von Monroe Mason zu unterstützen, womit auch eine erhebliche Geldspende für meinen Wahlkampf verbunden sein sollte. Außerdem schlug er vor, wir sollten uns auch nach
meiner Amtserhebung weiterhin zum gegenseitigen Nutzen arrangieren. Eine höchst bequeme Allianz, auf Grund derer er weiterhin gegen die Gesetze hätte verstoßen können, während ich wegschaute.«
»Ich nehme an, dass du abgelehnt hast.«
»Rundheraus. Ab dann fuhr er schwere Geschütze auf. Mein eigener Vater war beim Speckle-Island-Projekt einer seiner Geschäftspartner. Lute zeigte mir zum Beweis eindeutige Dokumente.«
»Wo befinden sich diese Dokumente jetzt?«
»Ich habe sie mitgenommen, als ich ging.«
»Sind sie echt?«
»Leider.«
Frank war kein Dummkopf, sondern zählte zwei und zwei zusammen. »Wenn du weiter gegen Lute ermittelt hättest, wärst du gezwungen gewesen, auch deinen Vater wegen krimineller Machenschaften anzuklagen.«
»Ja, so lautete die Quintessenz von Lutes Warnung.«
Alex’ Gesicht wurde weich vor Mitgefühl. Frank sagte leise: »Hammond, das tut mir Leid.«
Obwohl er wusste, dass dieses Mitleid ernst gemeint war, wischte er es beiseite. »Ich habe Lute erklärt, er solle sich zum Teufel scheren. Ich sei entschlossen, meine Pflicht zu tun. Als ich ihm den Rücken zukehrte, schrie er mir unter Drohungen beleidigende Dinge nach. Möglicherweise hat dieser Wutausbruch den Schlaganfall ausgelöst. Ich weiß es nicht. Ich habe mich nicht umgesehen. Ich war nicht mehr als fünf Minuten drinnen. Maximal.«
»Um wie viel Uhr war das?«
»Wir hatten uns um fünf verabredet.«
»Hast du Alex gesehen?«
Beide schüttelten gleichzeitig den Kopf. »Erst auf dem Volksfest. Ich war so sauer auf Pettijohn, dass ich beim Verlassen des Hotels äußerst übel gelaunt war. Mir ist gar nichts aufgefallen.«
Er hielt inne, um tief Luft zu holen. »Eigentlich hatte ich geplant, sofort zum Übernachten in meine Hütte zu fahren. Aus einer Laune heraus entschied ich mich dann für eine kurze Unterbrechung
auf dem Jahrmarkt. Dann sah ich Alex im Tanzpavillon und…« Sein Blick wanderte von Frank zu ihr hinüber. Sie saß in einem Ohrensessel und hörte aufmerksam zu. »Dort hat alles angefangen.«
Es wurde so still im Raum, dass sich das Ticken der Uhr auf Franks Schreibtisch in
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