Kein Alibi: Roman (German Edition)
zu lieben und überzeugt zu sein, dass ich die Liebe anderer verdiene. Die Ladds haben mir dabei sehr geholfen. Sie haben mir etwas Unschätzbares hinterlassen: bedingungslose Liebe. Eines Tages war
es so weit. Ich hatte begriffen. Wenn mich diese von Grund auf guten und anständigen Menschen lieben konnten, dann konnte ich die Vergangenheit begraben und mich endlich selbst akzeptieren.
Aber diese Therapie ist noch nicht abgeschlossen. Manchmal kommt es zu Rückfällen. Bis zum heutigen Tage frage ich mich, ob ich irgendetwas hätte tun können. Hat es je einen Zeitpunkt gegeben, an dem ich mich gegen Bobby auflehnen und wehren konnte? Ich hatte solche Angst, dass er mich genauso verlassen würde wie meine Mutter und ich dann völlig allein wäre. Er war mein Ernährer, von dem ich in jeder Hinsicht abhängig war.«
»Du warst ein Kind«, erinnerte sie Frank sachte.
Sie nickte. »Damals schon, Frank, aber nicht in der Nacht, in der ich mich Hammond in der Hoffnung in den Weg gestellt habe, dass er auf mich reagieren würde.« Sie wandte sich an Hammond und bat flehentlich: »Bitte, verzeih mir den Schaden, den ich angerichtet habe. Genau das habe ich befürchtet, und genau das ist eingetreten. Ich habe Lute Pettijohn nicht umgebracht, aber ich hatte Angst, dessen bezichtigt zu werden. Angst, wegen meiner Jugendakte für schuldig befunden zu werden. Ich bin in Pettijohns Hotelsuite gegangen –«
»Alex, ich muss dich noch einmal warnen, kein Wort mehr zu sagen.«
»Nein, Frank, Hammond hat Recht. Du musst meine Version hören und er auch.« Obwohl der Anwalt noch immer bedenklich die Stirn runzelte, beachtete sie seine stumme Warnung nicht.
»Lasst mich ein paar Wochen zurückgehen.« Sie erzählte ihnen, wie Bobby plötzlich unwillkommen wieder in ihrem Leben aufgetaucht war und sie in seinen Plan eingeweiht hatte, wie er Lute Pettijohn erpressen wollte. »Ich habe Bobby gewarnt, dass er dazu ein paar Nummern zu klein sei und besser beraten wäre, wenn er Charleston verlässt und seinen lächerlichen Plan einfach aufgibt.
Aber er war ganz versessen darauf, die Sache durchzuziehen, genauso, wie er unbedingt meine Mithilfe wollte. Andernfalls drohte er, meine Vergangenheit zu enthüllen. Ich schäme mich, es
zuzugeben, aber ich hatte vor ihm Angst. Wenn er noch derselbe großmäulige arrogante simple Bobby von vor fünfundzwanzig Jahren gewesen wäre, hätte ich über seine Drohungen gelacht und auf der Stelle die Polizei geholt.
Aber er hat sich Schliff zugelegt, zumindest mimt er gute Manieren und Umgangsformen. Dieser neue Bobby konnte sich viel leichter in mein Leben einschleichen und es von innen heraus kaputtmachen. Er ist tatsächlich bei einem Vortrag aufgetaucht und hat sich als Psychologe auf Durchreise ausgegeben. Mein Kollege hat nie an seiner Authentizität gezweifelt.
Trotzdem habe ich es darauf ankommen lassen und ihm erklärt, er soll mich in Ruhe lassen. Wahrscheinlich hat er sich daraufhin zum Äußersten entschlossen. Jedenfalls hat er mit Pettijohn Kontakt aufgenommen. Egal, was Bobby gesagt hat, es muss ihn beeindruckt haben, denn er hat sich einverstanden erklärt, Bobby zum Ausgleich für sein Schweigen hunderttausend Dollar zu zahlen.«
»Alex, niemand, der Lute Pettijohn kannte, wird das glauben«, sagte Hammond leise.
»Da stimme ich bei«, fügte Frank hinzu.
»Ich habe es ja selbst nicht geglaubt«, fuhr Alex fort, »und offensichtlich war auch Bobby nicht ganz davon überzeugt, weil er erneut angekommen ist. Diesmal bestand er darauf, dass ich mich mit Pettijohn träfe und das Geld kassierte. Ich erklärte mich einverstanden.«
»In Gottes Namen, warum?«, fragte Frank.
»Weil ich darin eine Gelegenheit sah, Bobby loszuwerden. Ich hatte die Idee, mich zwar mit Pettijohn zu treffen, aber ihm dann, anstatt das Geld zu kassieren, die Situation zu erklären und ihn zu beschwören, Bobbys Erpressung der Polizei zu melden.«
»Warum bist du nicht selbst zur Polizei gegangen?«
»Im Nachhinein erkenne ich, dass das besser gewesen wäre.« Sie seufzte. »Aber ich wollte nicht mit Bobby in Verbindung gebracht werden. Er hat damit geprahlt, wie er in Florida einem Kredithai entkommen ist. Es gab unzählige Gründe, weshalb ich deutliche Distanz zwischen ihm und mir wahren wollte.«
»Also bist du zur verabredeten Zeit ins Charles Towne Plaza gegangen.«
»Ja.«
»Hättest du Pettijohn nicht anrufen können?«
»Frank, ich wünschte, ich hätte es getan, aber ich dachte, eine
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