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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Letzteren durchaus knacken konnte. Sie hatte ihn gespürt, auf ihren Lippen und auf ihrem Körper, hungrig und zärtlich.
    »Sie ist eine mächtige Antriebsfeder«, sagte sie leise. Er hob den Kopf. »Wer?«
    »Die Liebe.« Nachdenkliche Momente jenseits von Zeit und Raum vergingen, in denen sie einander tief in die Augen starrten. »Sie bringt dich dazu, Dinge zu tun, an die du sonst keinen Gedanken verschwenden würdest. Zum Beispiel, einen Mann zu heiraten, den du hasst.«
    »Oder ihn zu töten.«
    Sie holte so rasch Luft, dass ihre Brüste unter dem dünnen Stoff, der an ihnen klebte, zitterten. »Ich wünschte, du hättest mich genug geliebt, um ihn zu töten.« Sie legte ihre Hände auf seine Wangen und strich mit dem Daumen über seine Lippen. »Tust du das, Rory?«, flüsterte sie eindringlich. »Liebst du mich so sehr? Bitte, sag mir, dass du’s tust.«
    Sie beugte sich zu ihm, als wollte sie all die Jahre überbrücken, die sie mit wehem Herzen sehnsüchtig verbracht hatte, und küsste
ihn. Die erste Berührung ihrer Lippen hatte eine ebenso verheerende Wirkung wie das Anreißen eines Streichholzes. Seine Reaktion glich einer Explosion. Er verschlang sie buchstäblich mit seinem Mund, in einem harten gierigen Kuss, dessen Intensität einer Naturgewalt glich.
    Aber genauso abrupt endete er auch. Seine Hände fuhren nach oben und lösten ihre mit Gewalt von seinem Gesicht, schoben sie weg.
    »Rory?«, rief sie und streckte die Hände nach ihm aus, während er die Autotür aufstieß. »Auf Wiedersehen, Davee.«
    »Rory?« Aber er schlüpfte durch die Hecke und verschwand in der Dunkelheit. McDonald’s hatte geschlossen. Keiner mehr da. Alle Lichter waren aus. Es war dunkel, und Davee war allein. Niemand hörte sie schluchzen.

34
    »Ich weiß, wer Lute ermordet hat.«
    Hammonds Feststellung ließ Alex und Frank Perkins schockiert verstummen, aber nur für wenige Sekunden, dann bestürmten ihn beide mit Fragen. Frank wollte in erster Linie wissen, weshalb Hammond hier, in seinem privaten Büro, saß und nicht auf dem Polizeirevier.
    »Später«, sagte Hammond. »Ehe wir weitermachen, muss ich von Alex hören, was passiert ist.« Er wandte sich zu ihr und beugte sich dabei vor. »Die Wahrheit, Alex, die ganze. Alles. Heute Abend. Jetzt.«
    »Ich –«
    Noch ehe sie weiterreden konnte, hielt Frank die Hand hoch. »Hammond, du hältst mich wohl für einen Idioten. Ich werde nicht zulassen, dass dir meine Mandantin auch nur ein verdammtes Wort erzählt. Ich will mich nicht an diesem heimlichen Treffen beteiligen, das du mir aufgezwungen hast. Du hast dich absolut verwerflich, unverantwortlich und unprofessionell –«
    »Okay, Frank, weißt du noch, du bist kein Priester?«, meinte Hammond. »Aber auch nicht mein Sonntagsschullehrer oder mein Vater. Alex und ich haben zugegeben, wie unangemessen wir diese Sache angepackt haben.«
    »Die Untertreibung des Jahres«, bemerkte Frank ironisch. »Euer intimes Zusammensein birgt katastrophale Folgen. Für uns alle.«
    »Wieso sind sie für dich eine Katastrophe?«, wollte Alex wissen.
    »Alex, vor nicht einmal fünf Minuten hast du zugegeben, dass du alles in deiner Macht Stehende getan hast, um Hammond ins Bett zu lotsen. Welchen Effekt könnte diese Aussage haben, wenn man deine Vergangenheit so betrachtet, wie sie Bobby Trimble darstellt?«
    »Wieso kann mir das angelastet werden? Das liegt doch hinter mir. Dieses Mädchen bin ich nicht mehr. Ich bin ich.« Ihr Blick wanderte von ihm zu Hammond. »Ja, Bobbys Aussage ist wahr, jedes hässliche Detail. Mit einer Ausnahme: Ich habe mich immer nur anschauen lassen. Weiter bin ich nie gegangen.«
    Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Niemals. Einen kleinen Teil meines Ichs, der nur mir gehörte, habe ich mir bewahrt, für den Fall, dass sich meine Hoffnung auf ein besseres Leben je realisieren würde. Es gab eine Linie, die ich nie überschritten habe. Gott sei Dank war mir dieser Rest Selbstachtung geblieben.
    Bobby hat mich auf die allerschändlichste Weise ausgebeutet. Trotzdem habe ich Jahre gebraucht, bis ich meine Selbstvorwürfe abbauen konnte, weil ich mitgemacht habe. Ich dachte, ich sei von Natur aus schlecht. Durch Therapien und meine eigenen Studien weiß ich heute, dass ich ein klassischer Fall war: ein missbrauchtes Kind, das sich für seine Misshandlung verantwortlich fühlte.«
    Sie lächelte über diese Ironie. »Ich selbst war mein erster Fall. Ich musste mich selbst heilen, musste lernen, mich

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