Kein Alibi: Roman (German Edition)
begibst dich mit einer Kettensäge in der Hand auf einen Hochseilakt.«
»Ich weiß.«
»Wohin wirst du von hier aus gehen?«
»Nun, zuerst möchte ich sicherstellen, dass ich richtig liege.« Hammond wandte sich an Alex. »Hat Pettijohn außer dem Termin mit mir noch andere erwähnt? Ich weiß, dass er für sechs Uhr noch einen weiteren Termin geplant hat. Nur mit wem, weiß ich nicht.«
»Nein. Mir hat er nur erzählt, er würde sich mit dir treffen.«
»Hast du auf dem Weg zur Suite irgendjemanden im Aufzug oder im Flur gesehen?«
»Nur den Mann aus Macon, der mich später identifiziert hat.«
»Und auf dem Weg über die Treppe? Hast du im Treppenhaus niemand gesehen?«
»Nein.« Als er sie unverwandt anschaute, fügte sie hinzu: »Hammond, du setzt für mich deine Karriere aufs Spiel. Ich würde dich in einer solchen Situation nie und nimmer anlügen.«
»Ich glaube dir, aber unser Täter vielleicht nicht. Sollte auch nur der leiseste Verdacht entstehen , dass du etwas gesehen hast, ist es egal, ob’s so war oder nicht.«
»Für den Mörder stellt sie noch immer eine Bedrohung dar.«
»Was untragbar wäre. Erinnere dich, der Tatort war fast komplett sauber. Hier haben wir es nicht mit einer Person zu tun, die etwas unerledigt lässt.«
»Was schlägst du also vor?«, wollte Frank wissen. »Alex rund um die Uhr bewachen zu lassen?«
»Nein«, widersprach sie entschieden.
»Das würde ich vorziehen«, meinte Hammond. »Trotzdem stimme ich Alex zu, wenn auch nur widerwillig. In erster Linie kenne ich sie gut genug, um zu wissen, dass sie sich das nicht gefallen ließe und dass jedes Gegenargument sinnlos wäre. Zweitens würden Bodyguards oder alles andere auffällig wie ein rotes Tuch wirken.«
»Hammond, wie viel Zeit brauchst du?«
»Ich wünschte, ich wüsste es.«
»Nun, dieser unbegrenzte Zeitrahmen macht mich nervös«, gestand Frank. »Während du Beweismaterial sammelst, schwebt Alex in Lebensgefahr. Du solltest dich mit…«
»Jaja«, meinte Hammond, der Franks unausgesprochene Gedanken gelesen hatte. »Mit wem soll ich mich denn besprechen? Wem traue ich in dieser Situation? Und wer würde mir glauben? Diese Behauptungen klingen ganz wie die berühmten sauren Trauben, insbesondere, falls jemand erfährt, dass Alex und ich ein Paar sind.«
»›Sind‹? Heißt das, ihr seid zusammen?« Ihre Mienen mussten sie verraten haben. »Vergesst es«, stöhnte Frank. »Ich will’s gar nicht wissen.«
»Wie gesagt«, fuhr Hammond fort, »das muss ich allein erledigen, und zwar schnell.« Er erläuterte ihnen seinen Plan.
Am Ende wandte er sich zuerst an Frank: »Hab ich deinen Segen?«
Der Anwalt überlegte lange, ehe er antwortete. »Ich bilde mir gerne ein, dass die Leute meinen Namen mit Integrität assoziieren. Das war jedenfalls immer mein Ziel. Dies ist das erste Mal, dass ich von den Spielregeln abweiche. Sollte die Sache im Desaster enden, solltest du dich irren, würde ich vermutlich lediglich mit einem leisen Tadel und einer kleinen Schramme auf einem ansonsten makellosen Lebenslauf davonkommen. Aber dir, Hammond, dir ginge es an den Kragen. Darüber bist du dir sicher im Klaren.«
»Ja.«
»Außerdem gebe ich der Sache nicht den Funken einer Chance.«
»Warum nicht?«
»Weil du Steffi Mundell ins Vertrauen ziehen musst, wenn es funktionieren soll.«
»Leider ist das ein notwendiges Übel.«
»Ich hätte denselben Begriff gewählt.« In dem Moment piepste Hammonds Pager. Er prüfte die Nummer. »Kenne ich nicht.« Ohne weiter auf den Pager zu achten, fragte er Frank, ob er noch irgendwelche Fragen hätte.
»Meinst du das im Ernst?«, spöttelte der Anwalt.
Hammond grinste. »Nur Mut. Möchtest du nicht auch lieber als Heiliger gehängt werden denn als Sünder?«
»Ich ziehe es vor, gar nicht gehängt zu werden.«
Hammond lächelte, aber dann wandte er sich von Frank zu Alex: »Was denkst denn du?«
»Was kann ich tun?«
»Tun?«
»Ich möchte helfen.«
»Kommt nicht in Frage«, entgegnete er strikt. »Ich habe diesen Schlamassel verursacht.«
»Pettijohn wäre letzten Samstag so oder so ermordet worden, egal, ob du dich mit ihm getroffen hättest oder nicht. Wie gesagt, es hatte nichts mit dir zu tun.«
»Trotzdem kann ich nicht einfach daneben stehen und nichts tun.«
»Aber genau das musst du. Es darf nicht so aussehen, als steckten wir unter einer Decke.«
»Alex, er hat Recht«, sagte Frank. »Das muss er von innen aufrollen.«
Mit angsterfüllten Augen sagte
Weitere Kostenlose Bücher