Kein Alibi: Roman (German Edition)
Treppe. Wir müssen uns um Sekunden verpasst haben«, sagte sie zu Hammond. »Kaum war ich in der Halle, sah ich, wie du gerade durch den Haupteingang das Hotel verlassen hast.«
»Woher kanntest du mich?«
»Aus dem Fernsehen, der Zeitung. Du hast sehr aufgewühlt gewirkt. Ich dachte –«
»Ich hätte Pettijohn attackiert.«
»Nicht attackiert. Ich dachte, du hättest ihn windelweich geprügelt, was er vermutlich verdient hätte, wenn dein Treffen auch nur annähernd so verlaufen war wie meines. Deshalb bin ich dir gefolgt. Sollte Pettijohn später gegen Bobby und mich Anzeige erstatten, sollte ich in ein Verbrechen verwickelt werden, wer wäre dann besser als Alibi geeignet als der Staatsanwalt, der selbst mit Pettijohn eine Auseinandersetzung gehabt hat?« Ihr Blick wanderte zu ihren Händen hinunter. »Am Samstagabend hatte ich mehrmals Schuldgefühle deswegen und habe versucht, dich zu verlassen.«
Verstohlen warf sie Hammond einen Blick zu, der seinerseits schuldbewusst zu Frank sah. Dieser musterte ihn finster wie ein Zerberus.
»Am Sonntagmorgen habe ich mich zutiefst geschämt und war weg, ehe Hammond aufgewacht ist«, erklärte sie ihrem Anwalt. »Am selben Abend kam Bobby, um sein Geld zu holen – natürlich war keines da. Aber zu meinem Erstaunen gratulierte er mir zur Ermordung unseres einzigen ›Zeugen‹.«
»Bis zu diesem Zeitpunkt hast du nicht gewusst, dass Pettijohn tot war?«
»Nein. Auf dem Heimweg hatte ich CDs gehört, kein Radio. Ich hab auch nicht ferngesehen. Ich war… ganz in Gedanken.« Nach kurzem angespanntem Schweigen sagte sie: »Jedenfalls habe ich bei der Nachricht von der Ermordung Pettijohns das Schlimmste angenommen.«
»Du dachtest, ich hätte ihn umgebracht«, sagte Hammond. »Er sei schließlich an den Folgen der von mir verursachten Verletzungen gestorben.«
»Richtig. Und das habe ich so lange geglaubt –«
»Bis du erfahren hast, dass er erschossen wurde«, sagte er. »Deshalb warst du über die Nachricht seiner Todesursache so schockiert.«
Sie nickte. »Es gab also keine körperliche Auseinandersetzung zwischen euch beiden?«
»Nein, ich bin nur wütend hinausgerannt.«
»Dann war der Schlaganfall schuld an seinem Sturz.«
»Das würde ich vermuten«, meinte Hammond. »Der Blutpfropf im Gehirn hat einen Ohnmachtsanfall ausgelöst. Dabei ist er an der Tischkante aufgeschlagen, was zur Wunde auf der Stirn geführt hat.«
»Die ich nicht sehen konnte. Mir war nicht klar, wie schlecht sein Zustand war. Bis ans Ende meines Lebens werde ich mir Vorwürfe machen, dass ich nichts unternommen habe«, sagte sie ehrlich betroffen. »Wenn ich Hilfe geholt hätte, hätte ihm das vermutlich das Leben gerettet.«
»Stattdessen ist jemand nach dir hereingekommen, hat ihn dort liegen gesehen und ihn erschossen.«
»Unglücklicherweise stimmt das, Frank«, sagte sie. »Das ist auch der Grund, weshalb ich mein Alibi nicht angegeben habe.«
»Und weshalb ich heute Abend hierher gekommen bin«, meinte Hammond.
Der Anwalt warf ihnen beiden einen verblüfften Blick zu. »Ist mir etwas entgangen?«
Alex übernahm die Erklärung: »Dank Smilows Gründlichkeit,
zu der sich inzwischen die Medien gesellt haben, weiß jeder, dass ich letzten Samstag in Pettijohns Suite gewesen bin. Aber die einzige Person, die mit absoluter Sicherheit weiß, dass ich ihn nicht erschossen habe, ist die Person, die es tatsächlich getan hat.«
»Und diese Person hat gestern Nacht auf Alex einen Mordanschlag verübt.«
Frank klappte vor Erstaunen der Unterkiefer herunter, während er sich Hammonds Bericht über ihr gemeinsames Erlebnis in der Gasse anhörte.
»Er hatte es auf Alex abgesehen. Das war kein Gelegenheitstäter.«
»Aber woher weißt du, dass es sich um den Mörder von Pettijohn gehandelt hat?«
Hammond schüttelte den Kopf. »Er war nur gedungen und außerdem nicht allzu routiniert. Lutes Mörder ist perfekt.«
»Du glaubst tatsächlich, du hättest das Rätsel gelöst?«, fragte Frank.
»Haltet euch fest«, meinte Hammond.
Dann redete er ununterbrochen eine Viertelstunde lang. Frank wirkte schockiert, während Alex ganz und gar nicht überrascht aussah.
Als er fertig war, atmete Frank lange aus. »Du hast bereits mit dem Hotelpersonal gesprochen?«
»Bevor ich herkam. Deren Aussagen bestätigen meine Hypothese.«
»Es klingt plausibel, Hammond. Trotzdem, lieber Gott, verzwickter könnte es nicht sein, oder?«
»Nein, könnte es nicht«, pflichtete Hammond bei.
»Du
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