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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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konnte er stecken?
    Sie wartete noch sechzig Sekunden, dann stopfte sie erneut eine Münze in den Apparat und wählte wieder die Nummer seiner Wohnung.
    »Hör mal, Arschloch, ich weiß nicht, warum ich mitten in der Nacht herumhetze, um dich zu decken. Zum x-ten Mal: Ich habe diesen Jahrmarkt mit einem wesentlichen Zeugen im Schlepptau verlassen. Bitte um Rat, so schnell wie möglich. Er hat Wespen im Hintern, und mir geht allmählich der Charme aus.«
    »Miss Boothe?«
    Sie legte auf. »Komme!«, rief sie dem Mann zu, der einsatzbereit neben ihr im Auto saß.
    Zuerst hatte er sich ganz begeistert über den Fall und die Nachricht von Alex Ladds Verhaftung unterhalten. Aber als sie ihm erklärte, man könnte ihn eventuell als wichtigen Zeugen vorladen, zog er in Windeseile alles wieder zurück und meinte, er wolle lieber nicht hineingezogen werden. Er wolle ja ein guter Staatsbürger sein, aber…
    Stundenlang hatte sie ihn mit aller Überredungskunst beschwatzen müssen, damit er sich endlich kooperativ zeigte. Trotzdem traute sie seinem Engagement nicht. Gut möglich, dass er es sich jeden Augenblick anders überlegte und kopfscheu wurde oder sich eine bequeme mentale Blockade zulegte und sämtliche Erinnerungen an letzten Samstag vergaß.
    »Miss Boothe?«
    Während sie wieder zu ihrem Wagen ging, zeigte sie dem Telefon den Stinkefinger. »Hab ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen Loretta zu mir sagen? Wollen Sie noch ’n Bier?«
    »Jetzt, wo ich Zeit zum Nachdenken hatte…« Er verzog unschlüssig das Gesicht. »Ich weiß einfach nicht, ob ich da hineingezogen werden will. Wissen Sie, ich könnte mich auch irren. So gut habe ich sie nun auch wieder nicht gesehen.«
    Wieder baute Loretta ihn auf und dachte dabei ständig: Zum Teufel, wo steckt Hammond?

FREITAG

35
    Steffi zuckte kurz zusammen, als sie beim Öffnen ihrer Bürotür Hammond mit erhobener Faust davor stehen sah. Er wollte gerade klopfen.
    »Hast du eine Minute Zeit?«
    »Eigentlich nicht. Ich wollte gerade –«
    »Das kann warten, egal, was es ist. Das hier ist wichtig.« Damit schob er sie wieder ins Büro und machte die Tür zu.
    »Was gibt’s?«
    »Setz dich.«
    Trotz ihrer fragenden Miene tat sie, worum er gebeten hatte. Noch während sie Platz nahm, begann er, in ihrem Büro auf und ab zu laufen. Er sah nicht besser aus als gestern und hatte den Arm noch immer in der Schlinge. Seine Haare hatte er anscheinend mit dem Laubsauger geföhnt. Beim Rasieren hatte er sich ins Kinn geschnitten. Die kleine Blutkruste erinnerte sie an den Laborbefund, den sie erst vor wenigen Minuten erhalten hatte.
    »Du wirkst überdreht. Wie viel Kaffee hast du heute Morgen schon getrunken?«, fragte sie.
    »Keinen.«
    »Ehrlich? Du siehst aus, als hättest du dir Koffein intravenös gespritzt.«
    Plötzlich hörte er mit dem Herumrennen auf und schaute ihr über den Schreibtisch hinweg ins Gesicht. »Steffi, wir beide haben doch eine besondere Beziehung, oder?«
    »Pardon?«
    »Eine, die übers Kollegiale hinausgeht. Während wir zusammen waren, habe ich dir all meine Geheimnisse anvertraut.
    Wenn diese Intimität auch Vergangenheit ist, so hebt sie doch unsere Beziehung auf eine andere Ebene, oder?« Einen Augenblick musterte er sie intensiv, dann versuchte er, fluchend seine Haare zu bändigen. »Himmel noch mal, ist mir das peinlich.«
    »Hammond, was ist eigentlich los?«
    »Bevor ich dir das erkläre, muss ich noch eine andere Sache bereinigen.«
    »Hammond, ich bin darüber weg. Okay? Ich will keinen Mann, der –«
    »Doch nicht das. Nicht wir. Harvey Knuckle.«
    Der Name schlug auf ihrem Schreibtisch wie eine Bombe ein. Obwohl sie versuchte, ihre Überraschung zu verbergen, wusste sie, dass sie sich mit ihrer bestürzten Miene verraten hatte. Unter Hammonds durchdringendem Blick wäre alles Leugnen zwecklos.
    »Okay, also weißt du Bescheid. Ich habe mir heimlich von ihm ein paar Informationen über Pettijohn besorgen lassen.«
    »Warum?«
    Während sie einen Augenblick lang abwägte, ob es klug sei, Hammond diese Sache in allen Details zu eröffnen, spielte sie mit einer Büroklammer herum. Schließlich sagte sie: »Vor mehreren Monaten ist Pettijohn an mich herangetreten. Zuerst wirkte alles ganz unverfänglich, aber dann holte er zum großen Wurf aus. Er hatte sich überlegt, wie bequem es für uns beide wäre, wenn ich das Amt des Bezirksstaatsanwalts innehätte. Er versprach, das zu arrangieren.«
    »Wenn?«
    »Wenn ich Augen und Ohren offen hielte und

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