Kein Alibi: Roman (German Edition)
letzter Gedanke Mr. Hammond Cross. Wenn er schon ihrer Mutter den Job kündigen musste, den sie so verzweifelt für ihr derzeitiges und künftiges Wohlergehen brauchte, dann könnte er das, verdammt noch mal, wenigstens persönlich erledigen und nicht über einen lausigen Anrufbeantworter.
»Was ist das?«
Rory Smilow sah von dem braunen Umschlag hoch, den Steffi soeben auf einen randvollen Schreibtisch geknallt hatte. Kaum hatte Hammond ihr Büro verlassen, hatte sie keine Zeit verloren und war sofort zum Polizeipräsidium gefahren, wo sie den Detective im Großraumbüro der Mordkommission fand.
Steffi verspürte keine Gewissensbisse, weil sie Smilow über diese letzte Wendung informierte. Es kam ihr nicht in den Sinn, ihrem Ex-Geliebten gegenüber loyal zu sein. Auch von ihrer Verpflichtung zur vertraulichen Behandlung von Informationen
ließ sie sich nicht abhalten. Von jetzt an ging es für sie ums Ganze.
»Das ist ein Laborbefund.« Sie nahm den Umschlag wieder an sich und drückte ihn wie liebkosend an ihre Brust. »Können wir uns in deinem Büro unterhalten?«
Smilow erhob sich und deutete mit dem Kopf in die Richtung. Während sie sich durch ein Schreibtischlabyrinth schlängelten, begrüßte Detective Mike Collins Steffi mit Piepsstimmchen: »Guten Morgen, Miss Mundell.«
»Sie mich auch, Collins.«
Ohne auf das Gelächter und die Pfiffe zu achten, ging sie vor Smilow den kurzen Flur hinunter und von dort in sein Privatbüro. Kaum hatten sie die Tür hinter sich geschlossen, wollte Smilow wissen, was los sei.
»Erinnerst du dich noch an die Blutflecken auf dem Bettlaken von Alex Ladd?«
»Sie hat sich beim Rasieren ihrer Beine geschnitten.«
»Nein, hat sie nicht. Oder vielleicht doch, aber auf dem Laken befindet sich nicht ihr Blut. Ich habe die Blutgruppe ermitteln und mit einer anderen Probe vergleichen lassen. Es ist dasselbe.«
»Und zu wem soll diese andere Probe passen?«
»Zu Hammond.«
Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, schien Smilow gänzlich unvorbereitet auf das zu sein, was er soeben gehört hatte. Er war sprachlos.
»In der Nacht, als er überfallen wurde«, erklärte sie, »hat er Blut verloren. Vermutlich sogar eine Menge. Ich bin am anderen Morgen schon ganz früh zu ihm gefahren, um ihm zu erzählen, dass Trimble bei uns im Kittchen sitzt. Er hat sich seltsam benommen, was ich auf die harte Nacht geschoben habe, die er hinter sich hatte, und auf die Medikamente.«
»Aber dahinter steckte mehr. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er log, um irgendetwas zu verbergen. Jedenfalls habe ich, bevor wir gingen, ganz impulsiv heimlich einen blutigen Waschlappen aus seinem Bad mitgenommen.«
»Was hat dich dazu bewogen? Und dann noch dazu, es mit den Flecken auf Ladds Bettlaken abzugleichen?«
»Die Art und Weise, wie er sich in ihrer Nähe benimmt!«, rief sie leise, wobei sie die Arme seitlich hochwarf. »Als könnte er sich nur mühsam beherrschen, damit er sie nicht an Ort und Stelle verschlingt. Smilow, du hast es doch auch gespürt. Ich weiß es.«
Er strich sich mit der Hand über den Nacken. Dann sagte er etwas, was Steffi am allerwenigsten erwartet hätte: »Himmel, ist mir das peinlich.«
»Peinlich?«
»Ich hätte selbst diesen Schluss ziehen müssen, lange vor dir. Du hast Recht, ich habe gespürt, dass etwas zwischen ihnen ist. Ich konnte es nur nicht exakt definieren. Es ist so undenkbar. An körperliche Anziehung hab ich nicht im Traum gedacht.«
»Nimm’s nicht so tragisch, Smilow. Frauen haben diesbezüglich mehr Intuition.«
»Außerdem hattest du, im Vergleich zu mir, einen Vorteil.«
»Welchen?«
»Ich habe nie mit Hammond geschlafen.«
Er grinste ironisch, aber Steffi fand diese Feststellung ganz und gar nicht witzig. »Nun, es ist wirklich egal, wer was wann gespürt oder als Erster registriert hat, was zwischen den beiden ist. Alles läuft darauf hinaus, dass Hammond mit Alex Ladd im Bett gewesen ist, obwohl man ihm als Staatsanwalt die Anklageerhebung bei einem Schwerverbrechen zugeteilt hat, in dem sie als Hauptverdächtige gilt.« Sie hob den Umschlag, als sei er ein Skalp oder eine andere Schlachttrophäe. »Und wir können es beweisen.«
»Mit illegalem Beweismaterial.«
»Reine Formsache«, meinte sie achselzuckend. »Lass uns jetzt doch mal die großen Linien verfolgen. Hammond steckt bis zum Hals in der Tinte. Erinnerst du dich noch an die schwache Lüge auf die Frage, wer das Schloss an ihrer Hintertür geknackt hat? Ich schätze
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