Kein Alibi: Roman (German Edition)
Ausgang zu, »ich komme später vorbei.«
»Stell nur sicher, dass du heute Nachmittag um fünf frei bist.«
Hammond blieb stehen und drehte sich um. »Was passiert dann?«
»Eine Pressekonferenz, die von allen Lokalsendern live übertragen wird.«
»Heute? Um fünf?«
»Im Rathaus. Ich habe beschlossen, offiziell mein Ausscheiden aus dem Amt zu verkünden und dich als meinen Nachfolger zu akklamieren. Ich sehe keinen Grund, die Sache weiter hinauszuschieben. Außerdem weiß sowieso jeder Bescheid. Lass erst mal die Novemberwahl kommen, dann steht dein Name auf dem Stimmzettel.« Er warf seinem Schützling ein strahlendes Lächeln zu und wippte stolz auf dem Absatz.
Hammond kam sich vor, als hätte man ihn kopfüber in den Boden gerammt. »Ich … Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, stotterte er.
»Mir musst du gar nichts sagen«, dröhnte Mason los. »Spar dir deinen Kommentar für heute Nachmittag.«
»Aber –«
»Deinen Vater habe ich schon benachrichtigt. Er und Amelia wollen da sein.«
Lieber Gott. »Mason, du weißt doch, dass ich mitten in dieser Pettijohn-Sache stecke.«
»Gibt es einen besseren Zeitpunkt? Jetzt stehst du doch schon im Rampenlicht. Das ist eine großartige Gelegenheit, deinen Namen in ganz Charleston bekannt zu machen.«
Dieser Satz erinnerte ihn an ein anderes Gespräch, das er erst vor kurzem geführt hatte. Hammond machte kurz die Augen zu und schüttelte den Kopf. »Dazu hat dich Dad angestachelt, stimmt’s?«
Mason lachte in sich hinein. »Gestern Abend hat er im Club ein paar Runden geschmissen. Ich muss dir ja nicht sagen, wie überzeugend er sein kann.«
»Nein, musst du nicht«, stieß Hammond wütend hervor.
Preston legte nie die Hände in den Schoß und ließ die Karten fallen, wie sie fielen. Er mischte das Blatt immer zu seinen Gunsten. Sein philanthropisches Verhalten auf Speckle Island hatte Hammond den Wind aus den Segeln genommen und praktisch sichergestellt, dass man Preston nie für irgendetwas zur Rechenschaft ziehen würde, das dort passiert war. Sollte es sich Hammond aber in den Kopf setzen, die Sache weiterzuverfolgen, hatte Preston für alle Fälle den Einsatz erhöht und den Druck verstärkt. »Okay, Mason, ich muss los. Heute geht es rund.«
»Fein. Vergiss nur nicht: fünf Uhr.«
»Nein, werde ich nicht.«
37
Loretta schwenkte ihre Füße in der Wanne mit kaltem Wasser herum, in der sie sie schon seit einer halben Stunde einweichte. Bev kam gähnend über den Gang. »Mom? Du bist schon auf? Hast aber nicht lange geschlafen.«
»Zu viel im Kopf«, sagte sie geistesabwesend. Nach einem Blick zu Bev fragte sie: »Bist du sicher, dass du heute Morgen beim Heimkommen den Anrufbeantworter abgehört hast? Hoffentlich ist er nicht kaputt.«
»Mom, der ist nicht kaputt.« Mit schuldbewusster Miene drehte sich Bev zu ihr um. »Für dich war eine Nachricht von Mr. Cross darauf, die ich einfach nicht weitergeben wollte.«
»Wieso? Was hat er gesagt?«
»Er meinte, du solltest dich nicht weiter um den Kerl vom Jahrmarkt kümmern.«
Loretta sah sie völlig ungläubig an. »Bist du sicher?«
»Meines Wissens hat er ›Jahrmarkt‹ gesagt.«
»Nein, bist du sicher, dass er gesagt hat, ich soll mich nicht weiter darum kümmern?«
»Absolut. Hat mir gestunken. Nach all der harten Arbeit – Vorsicht, Mom, du schwappst Wasser auf den Boden.«
Loretta stand da und stemmte die Hände in die Hüften. »Ist der durchgeknallt?«
Bobby Trimble hatte nicht mit Knast gerechnet. Knast stank. Knast war was für Verlierer. Knast war vielleicht was für den alten Bobby, aber nicht für den, der er jetzt war.
Er hatte die Nacht in der Zelle gemeinsam mit einem Betrunkenen verbracht, der die ganze Zeit lautstark geschnarcht und gefurzt hatte. Man hatte ihm versprochen, er würde gleich heute Morgen entlassen, sobald man sein Verfahren einstellen könnte. Dies gehörte zu dem Abkommen, das er mit Detective Smilow und der Zicke von der Staatsanwaltschaft getroffen hatte – höchstens eine Nacht im Kittchen.
Aber nun war es Morgen, und sie ließen sich mächtig Zeit. Frühstück wurde serviert. Beim Geruch des Essens wälzte sich sein Zellengenosse aus der oberen Koje und schaffte es gerade noch rechtzeitig zur offenen Toilette, wo er sich geschlagene fünf Minuten übergab. Als er endlich leer war, kletterte er in die obere Koje zurück und sackte wieder weg. Vorher war er noch gegen Bobby getaumelt und hatte ihm die Kleider verdreckt, sodass nun auch er
Weitere Kostenlose Bücher