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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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miteinander verwandt waren.«
    »Nicht verwandt. Er war mit meiner Schwester verheiratet. Eine Zeit lang. Mehr nicht. Wahrscheinlich hatte ich noch weniger für ihn übrig als alle anderen.«
    Steffi beugte sich vor. »Smilow, du hast ihn doch nicht etwa abgeknallt, oder?«
    Alle lachten, aber nach Smilows harscher Antwort: »Nein, habe ich nicht«, verstummte das Gelächter so plötzlich, wie es angefangen hatte. Es klang, als hätte er die Frage ernst genommen.
    »Entschuldigen Sie, Mr. Smilow?«
    In der offenen Tür stand Smitty. Smilow sah auf seine Armbanduhr. Es war nach Mitternacht. »Ich dachte, Sie wollten so schnell wie möglich nach Hause«, sagte er zu dem Schuhputzer. »Man hat uns erst jetzt gesagt, dass wir heim können, Mr. Smilow.«
    »Ach ja.« Es war ihm entfallen, dass auch Leute wie Smitty, die im Hotel arbeiteten, für die stundenlangen Verhöre festgehalten wurden, obwohl er das selbst angeordnet hatte. »Tut mir Leid.«
    »Macht nichts, Mr. Smilow. Ich hab mich nur gefragt, ob euch hier einer gesagt hat, dass gestern ’n paar Leute ins Krankenhaus gekommen sind?«
    »Ins Krankenhaus?«

6
    Das große L auf dem Armaturenbrett ihres Autos blinkte rot. Frustriert stöhnte sie laut auf. Anhalten und tanken war das Letzte, was sie wollte, obwohl sie eines aus Erfahrung wusste: Wenn die Tankanzeige dieses Wagens »leer« anzeigte, dann stimmte das gefährlich genau.
    Auf diesem Teil der Landstraße gab es nur selten Tankstellen. Als ein paar Kilometer, nachdem sie das Warnlicht entdeckt hatte, eine auftauchte, bog sie deshalb ab und stieg lethargisch aus. Normalerweise bezahlte sie beim Tanken direkt an der Zapfsäule mit Kreditkarte, aber bis in die tiefste Provinz war der Fortschritt noch nicht vorgedrungen. Sie hatte prinzipiell etwas dagegen, im Voraus bezahlen zu müssen. Deshalb hob sie die Zapfpistole aus der Pumpe, drückte den Hebel nach unten, schraubte ihren Tankdeckel ab, legte ihn aufs Dach und schob die Pistole in den Tank. Dann winkte sie dem Tankwart im Häuschen zum Zeichen, dass er die Pumpe in Bewegung setzen sollte.
    Aber der schaute auf seinem Schwarzweißfernseher einen Ringkampf an. Wegen der Leuchtreklame und der Plakate, die am Fenster klebten und von längst vergangenen Ereignissen und entlaufenen Haustieren kündeten, konnte sie ihn kaum erkennen. Entweder hatte er sie nicht bemerkt, oder er beharrte auf seinem eigenen Prinzip und schaltete die Pumpe erst an, nachdem der Kunde bezahlt hatte, vor allem nach Einbruch der Dunkelheit.
    »Verdammt.« Sie gab auf, ging zum Häuschen und schob eine
Banknote auf ein verdrecktes Tablett unter einem noch dreckigeren Fenster.
    »Für zwanzig Dollar? Sonst noch was?«, fragte er, während seine Augen am Bildschirm klebten.
    »Nein, danke.«
    Das Benzin tröpfelte nur spärlich, aber dann schaltete die Pumpe doch endlich ab. Sie zog die Pistole heraus und steckte sie wieder zurück. Gerade als sie nach dem Tankdeckel griff, bog ein anderes Auto von der Straße ab und in die Tankstelle ein. Gleißendes Scheinwerferlicht erfasste sie. Sie kniff die Augen zusammen.
    Der Wagen rollte bis auf ein paar Zentimeter an ihre hintere Stoßstange heran. Der Fahrer drehte die Scheinwerfer ab, ehe er die Tür öffnete und ausstieg, allerdings ohne den Motor auszuschalten.
    Vor Überraschung riss sie stumm den Mund auf, rührte und regte sich aber nicht. Sie verübelte es ihm nicht, dass er ihr gefolgt war. Sie wollte auch gar nicht wissen, warum, oder darauf bestehen, dass er fortging und sie allein ließ. Sie schaute ihn nur an, sonst tat sie nichts.
    Jetzt, nach Sonnenuntergang, wirkten seine Haare dunkler und nicht so goldbraun wie bei Tageslicht. Sie wusste, dass seine Augen gräulich-blau waren, obwohl jetzt tiefe Schatten darauf lagen. Eine Augenbraue verlief etwas höher und geschwungener als die andere, aber diese Asymmetrie machte ihn nur noch interessanter. Sein Kinn hatte ein flaches Längsgrübchen. Er warf einen langen Schatten, denn er war groß. Gewichtsprobleme würde er nie haben. Schon vom Knochenbau her würde er kaum Extrapfunde ansetzen.
    Mehrere Sekunden starrten sie einander über die Motorhaube seines Wagens an, dann ging er um die offene Tür herum. Ihre Augen folgten jedem seiner Schritte, als er auf sie zutrat. Um sein Kinn lag ein entschlossener Zug, der viel von seinem Charakter verriet. Er ließ sich nicht so leicht entmutigen und hatte keine Angst, einer Sache, die er haben wollte, nachzugehen.
    Erst als er direkt vor

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