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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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war deutlich untersetzter und kleiner als sein Sohn, ohne dass die fehlenden Zentimeter seinen Eindruck auf Menschen gemindert hätten, egal ob in einer größeren Ansammlung oder im Einzelgespräch. Sportliche Aktivitäten im Freien, darunter Tennis, Golf und Segeln, sorgten dafür, dass er das ganze Jahr eine gesunde sonnengebräunte Gesichtsfarbe hatte. Kaum war er fünfzig geworden, hatte er, wie auf Befehl, vorzeitig weiße Haare bekommen, die er wie ein Markenzeichen trug, das ihm den geforderten Respekt sicherte.
    Da er selbst keinen einzigen Tag krank gewesen war, verachtete er einen schlechten Gesundheitszustand als Zeichen von Schwäche. Das Zigarettenrauchen hatte er vor einem Jahrzehnt eingestellt und genoss nun nur noch ab und zu eine Zigarre. Ein Essen ohne Wein betrachtete er als Sakrileg, und er trank zum Einschlafen immer ein Glas Cognac. Trotz dieser Sünden ging es ihm prächtig.
    Als Mittsechziger war er robuster und besser in Form als die meisten Männer, die nur halb so alt wie er waren. Hinter seiner machtvollen Ausstrahlung steckte nicht nur eine imposante physische Präsenz, sondern auch ein dynamischer Charakter. Sein gutes Aussehen betrachtete er als selbstverständlich. Er schüchterte sogar selbstbewusste Männer ein, Frauen himmelten ihn an.
    Seine Entscheidungen kamen meist unvermutet und wurden selten in Frage gestellt, im Geschäfts- wie im Privatleben. Vor drei Jahrzehnten hatte er mehrere kleine Krankenversicherungen zu einer großen verschmolzen, die unter seiner Leitung immens gewachsen war und inzwischen auf einundzwanzig überregional arbeitende Unterfirmen stolz sein konnte. Offiziell befand er sich im Vorruhestand, war aber immer noch Konzernvorstand, und das nicht nur dem Titel nach. Er überwachte alles, bis hinunter zum Preis für Kugelschreiber. Nichts entging ihm.
    Er saß in zahllosen Aufsichtsräten und Ausschüssen, stand mit Mrs. Cross auf jeder wichtigen Einladungsliste und kannte jeden, der im Südosten der USA irgendetwas zu sagen hatte. Preston Cross hatte beste Beziehungen.
    Wie gerne hätte Hammond seinen Vater geliebt, bewundert
und respektiert, aber er wusste ganz genau, dass Preston seine angeborenen Fähigkeiten bewusst für äußerst krumme Touren eingesetzt hatte.
    Preston begann seinen unangekündigten Besuch mit den Worten: »Ich bin sofort gekommen, als ich davon gehört habe.«
    Normalerweise leiteten diese Worte einen Beileidsbesuch ein. Hammond sackte das Herz in die Magengrube. Wie hatte sein Vater so schnell sein Abenteuer mit Alex Ladd herausfinden können? »Was hast du gehört?«
    »Dass du die Anklage im Mordfall Lute Pettijohn leiten wirst.«
    Hammond versuchte, seine Erleichterung zu verbergen. »Das stimmt.«
    »Es wäre nett gewesen, Hammond, wenn ich diese gute Nachricht direkt von dir erfahren hätte.«
    »Geschah nicht mit böser Absicht, Dad. Ich habe mit Mason erst gestern Abend gesprochen.«
    Ohne auf Hammonds Erklärung weiter einzugehen, fuhr sein Vater fort: »Stattdessen muss ich die Sache von einem Freund hören, der heute Morgen mit Mason ein Geschäftsfrühstück hatte. Als er später im Club mir gegenüber beiläufig davon sprach, nahm er natürlich an, ich wüsste es längst, was, zu meiner Schande, nicht der Fall war.«
    »Ich bin am Samstag in meine Hütte gefahren und habe erst nach meiner Rückkehr, gestern Abend, die Geschichte mit Pettijohn erfahren. Seither haben sich die Dinge derart überschlagen, dass ich noch nicht mal selbst Gelegenheit zum Verdauen hatte.« Die größte Untertreibung aller Zeiten.
    Preston bürstete ein unsichtbares Staubkörnchen von seiner rasiermesserscharfen Bügelfalte. »Ich bin überzeugt, du weißt zu schätzen, welch unglaubliche Chance sich dir damit bietet.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Der Prozess wird in der Öffentlichkeit großes Aufsehen erregen.«
    »Ich bin mir bewusst –«
    »Die du nutzen solltest, Hammond.« Mit dem Eifer eines Endzeitpropheten hob Preston die Hand und ballte sie zur Faust, als
ob er eine Hand voll Radiowellen festhalten wollte. »Bedien dich der Medien. Sorge dafür, dass regelmäßig dein Name fällt. Lass die Wähler wissen, wer du bist. Eigenwerbung, das ist der Schlüssel.«
    »Der Schlüssel liegt im Gewinnen eines Prozesses«, konterte Hammond. »Ich hoffe, dass mein Auftreten vor Gericht für sich selbst sprechen wird und ich nicht auf eine Medienhysterie angewiesen bin.«
    Preston Cross wedelte geringschätzig mit der Hand. »Hammond, den Leuten ist es

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