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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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wusste, wie sinnlos dies wäre. Vermutlich hatte sogar Lute Pettijohn gewusst, dass Preston alles unter Dach und Fach hatte, und hatte Prestons kurzfristige Verbindung mit dem Speckle-Island-Projekt benutzt, um Hammond zu manipulieren.
    »Hammond, mein Rat an dich ist«, sagte Preston, »aus dieser Geschichte eine nützliche Lektion zu lernen. Du kommst mit fast allem durch, so lange du dir ein zuverlässiges Hintertürchen offen lässt.«
    »Diesen Rat gibst du deinem einzigen Sohn? Pfeif auf die Integrität?«
    »Ich habe die Regeln nicht gemacht«, fauchte er, »und vielleicht passen sie dir nicht.« Dabei beugte er sich in seinem Sessel
vor und unterstrich seine Worte mit dem ausgestreckten Zeigefinger. »Trotzdem musst du dich daran halten, sonst wirst du den Staub aller anderen fressen, die nicht so hochgestochene Ideale haben.«
    Dies war bekanntes Territorium, das sie schon tausendmal abgegrast hatten. Kaum war Hammond alt genug, um die Unfehlbarkeit seines Vaters in Frage zu stellen und über einige seiner Prinzipien zu streiten, wurde sehr schnell klar, dass beide grundverschieden waren. Seither verlief zwischen ihnen eine Demarkationslinie. Diesen Streit konnte keiner von beiden gewinnen, da keiner auch nur einen Zentimeter nachgab.
    Mit eigenen Augen hatte Hammond den schriftlichen Beweis gesehen, dass sein Vater in eine von Pettijohns fieseren Intrigen verwickelt war. Erst jetzt dämmerte ihm, wie grundverschieden ihre Ansichten waren. Keine Sekunde glaubte er, dass Preston keine Ahnung von den Vorgängen auf dieser Insel gehabt hatte. Gewissensbisse waren sicher nicht der Grund für seinen Ausstieg gewesen. Er hatte lediglich auf eine Gelegenheit gewartet, bis seine Investition Profit abwarf.
    Hammond sah, dass zwischen ihnen eine wachsende Kluft gähnte. Eine Möglichkeit, sie zu überbrücken, sah er nicht.
    »Ich habe in fünf Minuten eine Konferenz«, log er, wobei er um den Schreibtisch ging. »Sag Mom einen schönen Gruß. Ich werde versuchen, heute im Laufe des Tages bei ihr anzurufen.«
    »Sie stattet Davee heute Nachmittag mit ein paar Freundinnen einen Kondolenzbesuch ab.«
    »Ich bin sicher, Davee wird das zu schätzen wissen«, sagte Hammond, wobei er daran denken musste, wie höhnisch sich Davee über die Vorstellung geäußert hatte, dass ganze Scharen von Beileidsbesuchern ihr Haus überschwemmen würden. Nicht aus Anstand, sondern aus reiner Neugier.
    An der Tür wandte sich Preston um. »Ich habe nie meine Gefühle verhehlt, als du die Kanzlei verlassen hast.«
    »Nein, Sir, hast du nicht. Du hast klipp und klar betont, dass es deiner Ansicht nach die falsche Wahl war«, meinte Hammond steif. »Trotzdem bleibe ich bei meiner Entscheidung. Ich mag
meinen Job, hier, auf der anderen Seite des Gesetzes. Außerdem beherrsche ich ihn gut.«
    »Du hast unter den Fittichen von Monroe Mason gute Fortschritte gemacht. Sogar ausnehmend gute.«
    »Danke schön.«
    Das Kompliment bedeutete Hammond nichts. Inzwischen legte er auf die Meinung seines Vaters keinen Wert mehr. Obendrein wurde Prestons Lob immer sofort mit einem Gradmesser verbunden.
    »Die ganzen Einser gefallen mir, Hammond, aber diese Zwei plus in Chemie ist unakzeptabel.«
    »Wirklich schade, dass du die Läufer im Triple durch deinen Schlag in Position gebracht hast. Ein Grand Slam – das wäre wirklich was gewesen!«
    »Zweiter im Jura-Examen? Sohn, das ist wunderbar, natürlich nicht so gut wie der erste Platz.«
    So ging das seit seiner Kindheit. Auch heute Morgen brach sein Vater nicht mit diesem Schema.
    »Hammond, jetzt hast du eine Chance, deine Entscheidung zu bestätigen. Du hast die Aussicht, in einer angesehenen Anwaltskanzlei Sozius zu werden, in den Wind geschlagen und bist in den Staatsdienst getreten. Wenn du der Boss wärst, würde das wenigstens einen Sinn machen.« Mit gespielter Zuneigung landete seine Hand wie ein Zementsack auf Hammonds Schulter. Ihr Streit von vorhin war schon vergessen, bewusst oder unbewusst.
    »Mit diesem Fall könntest du dir deine Sporen verdienen, mein Sohn. Mit dem Mordfall Pettijohn steht dir die Tür zum Amt des Bezirksstaatsanwaltes offen.«
    »Und was, wenn deine krummen Touren meine Chancen zunichte machen, Vater?«
    Offensichtlich ungeduldig erwiderte er: »Das wird nicht passieren.«
    »Und wenn doch? Angesichts deiner ehrgeizigen Pläne für mich wäre das doch grausame Ironie, oder?«
     
    Am Montag hatte Dr. Alex Ladd keine Sprechstunde.
    Diesen Tag nutzte sie für

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