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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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aufgeschobene Büroarbeiten und persönliche Erledigungen. Heute war ein ganz besonderer Montag. Heute würde sie Bobby Trimble auszahlen, um ihn loszuwerden  – hoffentlich für immer. Diese Vereinbarung hatten sie gestern Abend getroffen. Sie würde seine Forderungen erfüllen, und er würde verschwinden.
    Trotzdem wusste sie aus Erfahrung, dass Bobbys Versprechen wertlos waren.
    Während sie ihre Praxistür aufsperrte, musste sie daran denken, wie oft sie wohl noch gezwungen sein würde, aus ihrem Tresor Bargeld zu holen. Für den Rest ihres Lebens? Eine traurige Vorstellung, aber durchaus möglich. Es war unwahrscheinlich, dass Bobby sie in Ruhe ließe, nachdem er sie jetzt wieder gefunden hatte.
    Ihre hübsch eingerichtete Praxis erinnerte sie an alles, was sie zu verlieren drohte, falls Bobby sie bloßstellen würde. Sie wollte es ihren Patienten so angenehm wie möglich machen und hatte sich für schlichtes, aber teures Mobiliar entschieden. Wie in den übrigen Zimmern des Hauses verliehen einige antike Stücke dem klassischen Einrichtungsstil individuelle Akzente.
    Der Orientteppich dämpfte ihre Schritte. Sonnenlicht drang durch die Fenster herein, von denen aus man die ebenerdige Piazza und den dahinter liegenden ummauerten Garten sehen konnte, den sie zu jeder Jahreszeit wunderschön gestaltete. Momentan waren alle Stauden und Blumen, die im halbtropischen Klima von Charleston prächtig gediehen, am schönsten. Sie genossen die hohe Luftfeuchtigkeit und sorgten für lebhafte Farbtupfer auf den gepflegten Beeten.
    Zum Glück hatte sie ein bereits renoviertes Haus gefunden, das über alle modernen Annehmlichkeiten verfügte. Sie hatte ihm nur noch ihren individuellen Anstrich geben müssen, damit es auch wirklich ihres war. Früher war dieses vordere Eckzimmer der offizielle Salon des Einzimmerhauses gewesen. Der spiegelgleiche Raum daneben, ursprünglich ein Esszimmer, diente ihr mittlerweile als Wohnzimmer. Bei Einladungen ging sie mit ihren Gästen
auswärts essen. Die häuslichen Mahlzeiten nahm sie in der Küche ein, dem Hinterzimmer im Erdgeschoss. Oben gab es noch zwei große Schlafzimmer. Von jedem der Zimmer hatte man direkten Zugang auf die beiden schattigen Piazzas. Eine jasminüberwucherte Mauer umgab den ganzen Garten und garantierte ein ungestörtes Leben.
    Alex schob das gerahmte Gemälde beiseite, das ihren Wandtresor verbarg, und drehte energisch die Zahlenscheibe am Schloss. Als sie die Sperrriegel zurückgleiten hörte, drückte sie den Griff nach unten und zog die schwere Tür auf.
    Drinnen lagen mehrere Bündel Banknoten, nach Bestimmung geordnet. In früheren Jahren hatte sie Not, ja sogar Hunger kennen gelernt. Vielleicht war das der Grund, warum sie immer Bargeld zur Hand hatte. Eine kindische widersinnige Gewohnheit, die sie sich aber angesichts der Ursachen selbst verzieh. Ökonomisch betrachtet war es Unfug, Geld in einem Tresor aufzubewahren, wo es keine Zinsen einbrachte. Trotzdem gab ihr schon das Bewusstsein seiner Existenz, der mögliche Zugriff im Notfall, ein Gefühl der Sicherheit. So wie jetzt.
    Sie zählte den vereinbarten Betrag ab und steckte das Geld in einen Reißverschlussbeutel, der ihr ungewöhnlich schwer vorkam. Kein Wunder, wenn man bedachte, was er symbolisierte. Zu ihrem eigenen Entsetzen verspürte sie auf Bobby Trimble einen unendlich großen Hass, der mit Geld nichts zu tun hatte. Das gönnte sie ihm, ja, sie würde ihm sogar mit Freuden noch mehr geben, wenn sie ihn dann nie wieder sehen müsste. Ihre Abneigung richtete sich nicht gegen den Betrag, sondern gegen die Tatsache, dass er in ihr ureigenstes Leben eingedrungen war, das sie sich aufgebaut hatte.
    Vor zwei Wochen war er aus dem Nichts aufgetaucht. Ohne zu ahnen, was sie erwartete, hatte sie fröhlich auf ihre Türglocke reagiert. Draußen auf der Schwelle stand er.
    Einen Moment hatte sie ihn nicht wiedererkannt. Die Veränderungen waren verblüffend. Statt auffälliger billiger Kleidung trug er auffällige teure Stücke. An seinen Schläfen zeigte sich ein Hauch Grau, was jedem anderen Mann ein distinguiertes Aussehen
verliehen hätte, aber Bobby Trimble wirkte nur noch finsterer, als ob sich die fiesen Züge eines jungen Mannes zu etwas durch und durch Bösem entwickelt hätten.
    Nur das zynische Grinsen war allzu vertraut. Jahrelang hatte sie versucht, dieses triumphierende, höhnische, anzügliche Lächeln aus ihrem Gedächtnis zu tilgen. Als sie es nach zahllosen Therapiestunden und

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